Es begann ganz harmlos.
An einem Morgen im Spätfrühling.
Sie war da.
Irma.
Irma, die Ameise.
Ich wohnte damals noch in meiner alten, ebenerdig gelegenen Wohnung.
Da saß sie.
Mitten in meiner Dusche.
So, als ob es für eine Ameise ganz selbstverständlich wäre, in einer Dusche zu sitzen.
Ameisen haben ja, so wissen wir, ein hoch entwickeltes Kommunikationssystem.
Also blieb Irma nicht lange alleine.
Innerhalb weniger Minuten, waren Irmas Freunde ebenfalls in meiner Dusche.
Ich hatte keine Ahnung, woher sie gekommen waren.
Ich hatte auch keine Ahnung, warum sie gerade in der Dusche waren.
Jedenfalls waren sie da.
Die Dusche war eine ganz normale Menschendusche und eigentlich kein gemütlicher Platz für Ameisen. Es gab keine Schlupflöcher, keine Tannennadeln oder sonst irgendwelches Zeug, mit dem Ameisen was anfangen könnten. Ein paar Haare vielleicht und Seifenreste, aber was tun Ameisen damit?
Jedenfalls war eine ganze Kolonie von Ameisen da. Hunderte.
Und damit begann das Problem.
Normalerweise bin ich ja für eine friedliche und gewaltfreie Lösung. Normalerweise befördere ich sämtliche Kleintiere vorsichtig hinaus in die Natur.
Aber wie beförderst du Hunderte Ameisen hinaus in die Natur?
Ich entschied mich für die harte Tour.
Ich drehte die Dusche auf und spülte die Ameisenkolonie den Abfluss hinunter.
Sie waren alle weg. Für fünf Minuten. Danach waren sie wieder da. So als ob nichts geschehen wäre.
Ich entschied mich für die superharte Tour.
Ich nahm die Fliegenklatsche, stieg in die Dusche – barfuß natürlich- und holte aus.
Nur hatte ich vergessen, dass ich während der harten Tour das Wasser aufgedreht hatte. Ich rutschte aus, mein Kopf klatsche auf dem der Dusche auf und ich wäre fast draufgegangen.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Irma und ihre Kollegen sich die Ameisenbeine rieben. Ich bin sicher, in ihrer schmutzigen Fantasie malten sie sich aus, wie ich langsam verwesen und sie mich anknabbern und aussaugen würden.
Als ich mich aufrappelte, höhnisches Gelächter. Irma lachte besonders laut und hysterisch.
Eine, die so dämlich lacht, hat AMeise. Das ist sicher.
Das verlangte nach Rache.
Ameisengift kam nicht in Frage.
Da würde ich noch draufgehen. Und was nützt dir eine tote Kolonie Ameisen, wenn du selbst das Zeitliche gesegnet hast?
Ich brauchte einen teuflischen Plan. Außerdem war ich mir sicher, dass Irma und ihre Genossen schon einen Schlachtplan entwickelt hatten, wie sich mich zur Strecke bringen wollten. Sie waren für den Extremfall gerüstet, das wusste ich.
Ich musste strategisch vorgehen, mir einen Plan aushecken, einen guten. Ich brauchte professionelle Hilfe um der Ameiseninvasion Frau zu werden.
Und da fiel er mir ein. Spider Murphy. Spider Murphy lebte auf meinem Olivenbäumchen. Schon einige Tage lang.
Das war es!
Ich setzte mich hinaus zu ihm auf den Balkon.
„Hör mal, Murphy. Ich brauche deine Hilfe. Du brauchst das nicht umsonst zu tun. Kost und Logis frei – so lange du willst.“ Ich schilderte ihm mein Problem, wir setzten einen Vertrag auf und er unterschrieb. Zuvor bat ich ihn aber noch, äußerst vorsichtig zu sein und überlegt zu handeln.
Er schien fast ein wenig beleidigt zu sein, dass ich ihn derart unterschätzte. „Ich mach das schon, Amadea. Verlass dich auf mich.“
Die Mission begann nachts.
Heimlich und leise baute er in einer Ecke der Dusche sein Netzwerk auf. Bereits nach vierunzwanzig Stunden war der Boden der Dusche übersät mit Ameisenleichen.
Amausentot waren sie. Alle.
Ich war stolz auf Murphy und mich und bedauerte die Ameisen.
Gar so klug sind sie ja nicht. Wenn die Ameisenleichen riechen oder sehen, dann sind die alle sofort da, um ihren Tod zu untersuchen. Neugierig und geschäftig, gierig. Um ja nichts zu verpassen, um ja besonders klug zu sein.
Dummes Volk!
Darum sind sie nach wie vor an letzter Stelle der Nahrungskette und darum sind wir Menschen ganz oben.
Weil angenommen, ich sehe auf der Straße Menschenleichen liegen, bin ich dann so blöd und lauf hin, um nachzuschauen?
Nein, ich laufe weg, in die andere Richtung. Ich rufe höchstens die Polizei an. Oder auch nicht. Vielleicht tu ich gar nichts. Man kriegt eh nur Ärger, wenn man sich irgendwo einmischt.
Die Ameisen schon. Sich überall einmischen. Die haben allesamt aMeise, aber eine ordentliche.
Spider Murphy erledigte die Sache schnell und unauffällig. Er war ein grausamer, aber effizienter Mörder. Nachdem er die ganze Kolonie getötet hatte, widmete er sich Irma. Mit Genuss, man konnte es sehen.
Er wickelte sie ein, so wie Männer Frauen um den Finger wickeln. Er hüllte sie ein in ein seidiges Fadenkleid. Das war kein fadenscheiniges Kleid. Nein, das war ein Totenkleid. Und das wusste die gute Irma nicht. Armes Ding! Sie glaubte, das sei ein Seidenkleid, ein echtes Seidenkleid.
Spider Murphy machte das geschickt. Während er sie einhüllte in den seidigen Totenfaden, und kurz bevor Irma ihr kurzes Ameisenleben aushauchte, flüsterte er ihr ins Ohr. „Life is total war, my friend.“
Ich war wirklich beeindruckt. Spider Murphy kannte den Film "Irma la Dusch"und sogar ein Zitat daraus! Und englisch konnte er auch.
Ein gewieftes Kerlchen, dieser Murphy.
„Das war’s Amadea, sagte er, als er sein Netz abbaute. „Ich will nun wieder auf meinen Baum. Ich habe Lust auf eine Fliege und ich brauch etwas Ruhe. Räum den Saustall auf, schmeiß die Irma auf den Komposthaufen und dusche dich endlich.“
An einem Morgen im Spätfrühling.
Sie war da.
Irma.
Irma, die Ameise.
Ich wohnte damals noch in meiner alten, ebenerdig gelegenen Wohnung.
Da saß sie.
Mitten in meiner Dusche.
So, als ob es für eine Ameise ganz selbstverständlich wäre, in einer Dusche zu sitzen.
Ameisen haben ja, so wissen wir, ein hoch entwickeltes Kommunikationssystem.
Also blieb Irma nicht lange alleine.
Innerhalb weniger Minuten, waren Irmas Freunde ebenfalls in meiner Dusche.
Ich hatte keine Ahnung, woher sie gekommen waren.
Ich hatte auch keine Ahnung, warum sie gerade in der Dusche waren.
Jedenfalls waren sie da.
Die Dusche war eine ganz normale Menschendusche und eigentlich kein gemütlicher Platz für Ameisen. Es gab keine Schlupflöcher, keine Tannennadeln oder sonst irgendwelches Zeug, mit dem Ameisen was anfangen könnten. Ein paar Haare vielleicht und Seifenreste, aber was tun Ameisen damit?
Jedenfalls war eine ganze Kolonie von Ameisen da. Hunderte.
Und damit begann das Problem.
Normalerweise bin ich ja für eine friedliche und gewaltfreie Lösung. Normalerweise befördere ich sämtliche Kleintiere vorsichtig hinaus in die Natur.
Aber wie beförderst du Hunderte Ameisen hinaus in die Natur?
Ich entschied mich für die harte Tour.
Ich drehte die Dusche auf und spülte die Ameisenkolonie den Abfluss hinunter.
Sie waren alle weg. Für fünf Minuten. Danach waren sie wieder da. So als ob nichts geschehen wäre.
Ich entschied mich für die superharte Tour.
Ich nahm die Fliegenklatsche, stieg in die Dusche – barfuß natürlich- und holte aus.
Nur hatte ich vergessen, dass ich während der harten Tour das Wasser aufgedreht hatte. Ich rutschte aus, mein Kopf klatsche auf dem der Dusche auf und ich wäre fast draufgegangen.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Irma und ihre Kollegen sich die Ameisenbeine rieben. Ich bin sicher, in ihrer schmutzigen Fantasie malten sie sich aus, wie ich langsam verwesen und sie mich anknabbern und aussaugen würden.
Als ich mich aufrappelte, höhnisches Gelächter. Irma lachte besonders laut und hysterisch.
Eine, die so dämlich lacht, hat AMeise. Das ist sicher.
Das verlangte nach Rache.
Ameisengift kam nicht in Frage.
Da würde ich noch draufgehen. Und was nützt dir eine tote Kolonie Ameisen, wenn du selbst das Zeitliche gesegnet hast?
Ich brauchte einen teuflischen Plan. Außerdem war ich mir sicher, dass Irma und ihre Genossen schon einen Schlachtplan entwickelt hatten, wie sich mich zur Strecke bringen wollten. Sie waren für den Extremfall gerüstet, das wusste ich.
Ich musste strategisch vorgehen, mir einen Plan aushecken, einen guten. Ich brauchte professionelle Hilfe um der Ameiseninvasion Frau zu werden.
Und da fiel er mir ein. Spider Murphy. Spider Murphy lebte auf meinem Olivenbäumchen. Schon einige Tage lang.
Das war es!
Ich setzte mich hinaus zu ihm auf den Balkon.
„Hör mal, Murphy. Ich brauche deine Hilfe. Du brauchst das nicht umsonst zu tun. Kost und Logis frei – so lange du willst.“ Ich schilderte ihm mein Problem, wir setzten einen Vertrag auf und er unterschrieb. Zuvor bat ich ihn aber noch, äußerst vorsichtig zu sein und überlegt zu handeln.
Er schien fast ein wenig beleidigt zu sein, dass ich ihn derart unterschätzte. „Ich mach das schon, Amadea. Verlass dich auf mich.“
Die Mission begann nachts.
Heimlich und leise baute er in einer Ecke der Dusche sein Netzwerk auf. Bereits nach vierunzwanzig Stunden war der Boden der Dusche übersät mit Ameisenleichen.
Amausentot waren sie. Alle.
Ich war stolz auf Murphy und mich und bedauerte die Ameisen.
Gar so klug sind sie ja nicht. Wenn die Ameisenleichen riechen oder sehen, dann sind die alle sofort da, um ihren Tod zu untersuchen. Neugierig und geschäftig, gierig. Um ja nichts zu verpassen, um ja besonders klug zu sein.
Dummes Volk!
Darum sind sie nach wie vor an letzter Stelle der Nahrungskette und darum sind wir Menschen ganz oben.
Weil angenommen, ich sehe auf der Straße Menschenleichen liegen, bin ich dann so blöd und lauf hin, um nachzuschauen?
Nein, ich laufe weg, in die andere Richtung. Ich rufe höchstens die Polizei an. Oder auch nicht. Vielleicht tu ich gar nichts. Man kriegt eh nur Ärger, wenn man sich irgendwo einmischt.
Die Ameisen schon. Sich überall einmischen. Die haben allesamt aMeise, aber eine ordentliche.
Spider Murphy erledigte die Sache schnell und unauffällig. Er war ein grausamer, aber effizienter Mörder. Nachdem er die ganze Kolonie getötet hatte, widmete er sich Irma. Mit Genuss, man konnte es sehen.
Er wickelte sie ein, so wie Männer Frauen um den Finger wickeln. Er hüllte sie ein in ein seidiges Fadenkleid. Das war kein fadenscheiniges Kleid. Nein, das war ein Totenkleid. Und das wusste die gute Irma nicht. Armes Ding! Sie glaubte, das sei ein Seidenkleid, ein echtes Seidenkleid.
Spider Murphy machte das geschickt. Während er sie einhüllte in den seidigen Totenfaden, und kurz bevor Irma ihr kurzes Ameisenleben aushauchte, flüsterte er ihr ins Ohr. „Life is total war, my friend.“
Ich war wirklich beeindruckt. Spider Murphy kannte den Film "Irma la Dusch"und sogar ein Zitat daraus! Und englisch konnte er auch.
Ein gewieftes Kerlchen, dieser Murphy.
„Das war’s Amadea, sagte er, als er sein Netz abbaute. „Ich will nun wieder auf meinen Baum. Ich habe Lust auf eine Fliege und ich brauch etwas Ruhe. Räum den Saustall auf, schmeiß die Irma auf den Komposthaufen und dusche dich endlich.“
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