Montag, Februar 11, 2008

shop 'til you drop


Ich gehe nicht gerne einkaufen.
Shoppen meine ich. Einkaufen sagst du ja nur, wenn du in den Supermarkt gehen willst um Lebensmittel zu kaufen.
Shoppen ist shopping for clothes.
Schoppm sagen wir in Salzburg.
Das Wort Schoppm kennt sogar mein Papa.
Wenn ich zum Papa sagen würde: Kimm, gemma schoppm, Papa, dann würde der Papa sagen, Des g’freit mi owa, Amadea, jo gemma. Und er würde voraus gehen in seine Werkstatt, das Eichhörnchen, das alte, vom Regal nehmen, die Holzwolle aus der Kiste unter der Holzbank holen und mit dem Ausstopfen beginnen.
Weil schoppm heißt auf Salzburgerisch ausstopfen.
Ich hasse shoppen wenn ich ein bestimmtes Kleidungsstück suche. Weil das finde ich dann eh nicht.
Die Deutschen sagen zum Shoppen holen. Die Deutschen, nicht die Bayern. Ab wo die genau holen sagen, weiß ich nicht.
Die Deutschen sagen: Ich hole mir Jeans.
Wenn ich mir Jeans hole, dann gehe ich höchstens ins Schlafzimmer zum Kleiderkasten. Manchmal sagen wir hier auch holen statt einkaufen. Aber ohne mir, stattdessen mit schnell und nur.
Ich hole nur schnell ein Packerl Milch.
Holen ist bei uns immer schnell. Wenn du ein Packerl Milch holst, dann läufst du mit den Patschen oder Badeschlapfen zum nächsten Supermarkt.
Du kannst auch zu deinem Liebsten sagen: Hol mir schnell ein Packerl Milch, was aber nicht unbedingt heißen muss, dass der dann auch nach fünf Minuten wieder da ist. Es kann sein, dass er um zwei Uhr morgens ohne Packerl Milch dafür aber mit einem Bier heimkommt, oder mehreren, bereits getrunkenen, weil ihm beim Holen mit den Badeschlapfen oder Patschen so kalt geworden ist, dass er zum Aufwärmen beim Wirten einkehren hat müssen.
Ich gehe nur dann gerne shoppen, wenn ich nichts brauche. Am schönsten ist es, wenn du in ein Geschäft kommst, und du siehst ein Kleidungsstück, das dir ins Auge sticht. Du probierst, passt perfekt, du bezahlst und gehst. Das ist die beste Art des Shoppens. Dauert maximal fünf Minuten.
Das Schlimmste für mich sind diese penetrant freundlichen Verkäuferinnen, die keine Ahnung haben, was du suchst und was dir passt und die ausschauen wie eine Vogelscheuche oder wie eine Zwölfjährige.
Grüß Gott, kann ich ihnen helfen? fragt mich Verkäuferin eins vom Typ Schnepfe vor einigen Tagen als ich eine Boutique betrete. Nein danke, ich schau nur, sage ich und gehe Richtung Jeans. Ich gehe immer zuerst Richtung Jeans. Richtung Jeans ist immer heimelig. Dieses Blau beruhigt.
Kann ich Ihnen helfen? fragt Verkäuferin eins wiederum. Sie hängt mir auf den Fersen. Nein, danke, ich schaue nur, sage ich und schaue in die andere Richtung, direkt in die Augen von Verkäuferin Nummer zwei, Typ Giraffenhals. Ich schaue zu den Jeans um abzulenken und schaue gleich darauf wieder Verkäuferin Nummer zwei an. Schon wieder schaut sie weg. Ich drehe mich zur Seite und will weiter gehen.
Wir haben die Jeans auch in Ihrer Größe, sagt sie. Ja, ich weiß, ich schaue nur, sage ich. Ich werde mich an Sie wenden, falls ich Ihre Hilfe brauche. Ich verstehe, sagt sie. Der Giraffenhals verrenkt sich leicht.
Ich gehe weiter Richtung Blusen.
Ist die nicht hübsch? empfängt mich lächelnd Verkäuferin Nummer drei vom Typ Froschaugen und hält mir einen rot-weiß-schwarz gemusterten Fetzen hin.
Hab ich dich um irgendwas gebeten, will ich sagen, sage aber nur, Nein, das ist nicht meine Farbe. Danke, ich schaue nur. Ich verstehe, sagt sie. Die Froschaugen zucken.
Ich gehe weiter, Verkäuferin Nummer drei mir nach. Schau ich aus wie eine Ladendiebin? will ich fragen, frage aber nicht, sondern töte sie nur mit meinem Blick. Ich schaue nur, sage ich. Jetzt versteht sie und dreht sich beleidigt um.
Ich gehe weiter die Regale entlang und werde immer grantiger. Nur Graffl, was da herumhängt.
Kann ich was für Sie tun? fragt Verkäuferin Nummer vier, vom Typ Vogelnestfrisur.
Ja, Sie können mir einen Kaffee bringen, mein Auto in die Waschstraße fahren, den Brief einwerfen, will ich schon sagen. Stattdessen sage ich nur, Nein danke, ich habe Ihren Kolleginnen schon gesagt, dass ich nur schaue und dass ich mich an Sie alle wenden werde, falls ich ihre Hilfe brauche. Ich verstehe, sagt sie und geht. Das Vogelnest wippt.
Eine Minute später kommt Verkauferin Nummer fünf vom Typ Nasenbär auf mich zu. Sie öffnet den Mund und ich sage: Ich brauche keine andere Größe, die Blusen gefallen mir alle nicht, die Pullover ebenfalls nicht, ich will nichts anprobieren und ich brauche keine Hilfe, danke schön. Alles klar, sagt sie und rümpft die Nasenbärnase.
Ich gehe.
Ins nächste Schuhgeschäft. Ich nehme das Paar high heels, das mir ins Auge sticht, vom Regal, bezahle und gehe.
Mein fünftes Paar schwarze high heels. Die brauche ich so notwendig wie diese penetrant freundlichen Verkäuferinnen.
Und wer ist schuld?
Na, wer wohl?
Depperte Tussis, depperte.

9 Kommentare:

saxana hat gesagt…

Du wirst halt so nett aussehen, dass man Dich einfach ansprechen muss. So wirds sein. Die Schuhe sind toll. Ja ich weiß schon, dass Du andere ........... Sie sind trotzdem t***.

Zechbauer hat gesagt…

Als Fußfetischist insistiere ich auf ein Foto ;)

amadea's world hat gesagt…

saxana - Keine Ahnung. Anscheinend schau ich manchmal gar nicht nett. Aber ich bin zu nett. Das stimmt.
Ja, die Schuhe sind toll ! Und sie wirken :-).


Zechbauer - Was für ein Foto noch? Mein Fuß, mein Schuh - farblich bearbeitet.

Zechbauer hat gesagt…

Da war zu professionell gemacht, oder meine Sehstärke lässt nach.

solo hat gesagt…

Ich hab mal Rundfunkgeräte verkauft als Praktikum. Da konnte man zusammen mit den Leuten an Knöpfen spielen. Völlig harmonisch mit "Ahhs" und "Ohhs" und "Muss das so klingen?"

Ich schlage vor, die Wäscheabteilung ähnlich zu betreuen.

Schwarze Highheels und Springerstiefel kann man nie genug im Schrank haben. Das fünfte Paar ist gerade genug Dekadenz.

Anonym hat gesagt…

1. Schöne Ferien.
2. Jetzt verstehe ich (sprachlich), warum Salzburg doch eher zu Österreich gehört als zu Bayern. (Wir im Osten gehen auch "schnell was holen" und kommen besoffen zurück)
3. Ich kenne da ein paar Geschäfte, da spricht mich keine Verkäuferin (mehr) an. Super.

teach.

amadea's world hat gesagt…

Zechbauer - ich hab nur die Farbe verändert und die Kontraste.
Und mein Fotobearbeitungsprogramm ist ein ganz einfaches.

solo - Wenn der Kaufinteressierte Ahh und Ohh sagt, was kann da noch schiefgehen?

Danke - teach. Kann nicht posten heut in deinem Blog - ein allgemeiner Fehler ist aufgetreten. Twoday schweigt sich aber darüber aus, welcher.

Und danke - Ja, ich genieße die freien Tage.

Anonym hat gesagt…

ich kenne keinen einzigen deutschen, der "holen" sagt, wenn er klamotten kaufen geht.
holen tut man dinge aus der küche oder eben mal kurz die zeitung aus dem briefkasten.
einholen, das geht hier niemand, oder nur sprachfetischisten wie ich.

amadea's world hat gesagt…

mais oui - Einholen ist aber auch eigenartig - hihi.
Das sagt man bestimmt, das "holen", und zwar auch für Jeans.
Vielleicht irgendwo eine Mund- oder Eigenart - da wo du nicht wohnst. Weißt, was die Wiener alles sagen? - Da kenn ich vieles nicht. Und Deutschland ist noch größer!