Montag, Juli 16, 2007

klostrophobie


Wäre heute nicht mein Klo verstopft gewesen, ich wär schon weg.
Back to my roots. In das Dorf, in dem meine Mutter geboren wurde und dort lebte. Bis sie dreizehn war. Dann mussten sie weg. Von heute auf morgen.
Der Ort liegt an der Grenze zu Kroatien und Ungarn und Serbien. Alles schon gepackt und hergerichtet. Aber ich fahre nicht. Nicht mit dem Auto. Stattdessen fahre ich ins Dorf. Mit dem Fahrrad. Nun schon zum dritten Mal.
Eine Tortur. Weil heute kannst nur auf dem Gehsteig fahren. Die Dorfstraße wird geteert. Und es stinkt. Mein Klo stinkt und das Dorf stinkt auch.
Heute nervt mich eh schon alles.
Und dann noch auf dem Gehsteig mit dem Radl. Bei der Hitze.
Ich bin heute ständig unterwegs.
Das erste Mal kaufe ich einen Klobesen.
Das zweite Mal eine Gummipumpe. Nein, keine Puppe, Dummkopf. Eine Pumpe.
Für’s Klo. Zum Pumpen. Diese Gummipumpe, diese rote.
Es gibt keine im Drogeriemarkt.
Ich fahr zum Lagerhaus. Geschlossen. Mittagspause.
Den Klobesen hinten im Fahrradkorb fahr ich den Gehsteig entlang und grad als ich um die Ecke bieg, an dieser engen Stelle beim Fleischer, da kommen mir zwei breite Touristen entgegen.
Ich kenn sie, die Touristen. Deutsche. Die deutschen Touristen kenn ich besonders gut. Die brauchen nicht mal den Mund aufzumachen, schon kenn ich die.
Ein Ehepaar. Ein breites.
Eindeutig zu schmal der Gehsteig für das breite deutsche Ehepaar und mich und mein Fahrrad.
Ich bremse wie eine Wahnsinnige. Und der Klobesen segelt auf die Straße, die geteerte, dass es eine Freude ist.
Scheiße, denke ich.
Dieses Mal könnte ich sogar lautstark Scheiße rufen. Mehrmals sogar.
Aber sogar jetzt kommt meine Erziehung durch, meine gute und ich schreie nicht Scheiße, ich denke nur Scheiße.
Klobesen auf der Straße, schwarz vom Teer.
Breites Ehepaar auf dem Gehsteig, genervt von mir und der Hitze.
Ich auf dem Gehsteig. Scheiße denkend.
Und die Sonne brennt.
Und der breite Mann flucht und die breite Frau wischt sich den Schweiß vom Dekoltee und ich starre auf den Klobesen.
Nehmen Sie sie schon, sagt der breite Mann.
Wen?
Die Klobürste, was sonst?
Wieso ich? Nehmen Sie doch. Wenn Sie nicht so breit wären, dann wär der Klobesen da nicht im Teer.
Natürlich sage ich das nicht. Natürlich nehme ich ihn.
Ein eingeteerter Klobesen ist nichts Schönes. Nicht vor der Fleischerei. Ein Stückerl weiter wär der Installateur. Da würde er hinpassen. Da könnten sie ihn einteeren. Aber nicht hier.
Also nehm ich ihn halt.
Wär eine schöne Urlaubserinnerung, will ich zum Ehepaar sagen. Aber die sind schon weg.
So kann ich nicht Rad fahren mit dem dem geteerten Klobesen.
Also schiebe ich. Auf dem Gehsteig dahin.
Ich halte den Teerbesen wie eine Trophäe. Weit weg von mir.
So dass die Leute, die mir entgegen kommen, schön weit ausweichen.
Aber ich lächle sie an. Weil sie so schön Platz machen.
Der Klobesen wandert in den nächsten Mistkübel.
Nochmals Drogeriemarkt. Neuen Klobesen kaufen.
Haben’S nicht gerade einen gekauft, Frau Amadea?
Ja, sag ich, hab ich. Aber ich hab zwei Klos. Drum brauch ich noch einen.
Wollen’S an Klodeckel auch? Die sind in Aktion.
Die Verkäuferin deutet auf das Regal mit den Klodeckeln im Mediterran-Design.
Wir haben sie mit Muscheln in blau oder mit Fischen und Palmen in gelb.
Nein danke, Klodeckel hab ich. Sogar zwei.
Zusätzlich zum Klobesen kauf ich ein Und einen Abflussreiniger.
San’S ja vorsichtig, ja keinen Essig dazu leeren. Sonst vergiften Sie sich, Frau Amadea.
Jaja, ich weiß, sage ich. Ich nehm das ja nicht zum ersten Mal. Eine Verstopfung hatten wir schon.
Da hilft Leinsamen, sagt die Verkäuferin. Haben wir auch im Angebot.
Nein, sage ich. Bei der Verstopfung hilft nicht mal Leinsamen.
Die Verstopfung hatte ich nicht im Klo. Ich hatte sie in der Abwasch.
Kaum zu Hause, leere ich die ganze Flasche in die Klomuschel.
Nach zehn Minuten spüle ich nach.
Ein Fehler. Der Klowasserpegel steigt bedenklich.
Und es rührt sich nichts.
Verstopft, aber wie.
Und ich muss dringend.
Also wieder auf’s Radl. Auf dem Gehststeig in’s Stammcafe auf’s Klo.
Einen Verlängerten, Frau Amadea?
Nein, heute nicht.
Dann vielleicht an kleinen Braunen?
Nein, auch nicht. Darf ich auf's Klo?
Dann heim. Klo noch immer verstopft.
Anna ruft an. Du musst das starke Mittel nehmen. Das hilft immer. Und fest mit dem Klobesen nachstopfen.
Vor einer halben Stunde machte ich das. Alles rein. Und fest nachstopfen mit dem Klobesen, dem neuen.
Auf einmal – plopp, plopp – alles weg.
Und ich auch. Weg.
Back to my roots.

5 Kommentare:

saxana hat gesagt…

Unangenehm, aber doch gut ausgegangen. Schöne Ferien!

hannamaja hat gesagt…

es gibt sie einfach, die scheiße und auch scheißtage.
aber wie entsteht der fruchtbarste boden?
annanym

Anonym hat gesagt…

Kaum ist der Pott verstopft,
versperren einem muffig gelaunte, breite Deutsche den Weg. Österreich hat es auch nicht leicht.

Zechbauer hat gesagt…

wie sagt man über die Österreicher?: "bei denen ist die Lage hoffnungslos, aber nicht ernst."

amadea's world hat gesagt…

danke, saxana - heute endlich kühl :-)

anna, die hundstage scheinen nun vorbei zu sein.

kaum pott verstopft, ist der neue harry pott schon da.

zechei - ein land, in dem hitler und mozart geboren sind ...