Eigentlich sollte ich in meinem Alter wissen, was ich jeden Morgen anziehe. Aber ich weiß es nicht.
Ich nehme mir zwar jedes Mal vor, mir meine Kleidung am Abend zuvor zurechtzulegen, aber das gelingt mir nicht immer.
Entweder ist das Wetter nicht so, wie ich glaubte, oder ich bin nicht in Stimmung, den roten Pulli, den ich mir rausgesucht habe, zu tragen. Es ist immer irgendwas.
Und ich schaffe es auch leider nicht, meinen Kleiderkasten nach Farben zu ordnen, geschweige denn irgendeine andere Ordnung zuhalten.
Wie sehr bewundere ich die Frauen, die Hosen zu Hosen hängen, schön nach Farben geordnet, von hell nach dunkel oder nach Jahreszeiten.
Bei mir ist alles Kraut und Rüben.
Außerdem hängen meine Hosen nicht. Sie liegen. Irgendwie. Leinenhose auf Schnürlsamthose, Jeans auf kurzer weißer Hose.
Und wenn ich dann endlich einen passenden Rock finde, passt die Bluse nicht. Sie ist zu kurz, zu eng oder macht zu dick.
Die Bluse, die mich schlank macht, passt nicht zum Rock.
Ich nehme die Jeans, die passen farblich würden, die bring ich aber nicht mehr zu, weil ich seit dem letzten Mal, als ich sie getragen habe, drei Kilo zugenommen habe und sie mir damals schon zu eng war.
Und dann finde ich die braune Hose und finde kein passendes Top dazu. Irgendwo muss es doch sein.
Ich finde es zwischen den Socken, muss mir wohl reingerutscht sein, und dann ziehe ich es an und sehe, dass da ein Loch ist.
Ich verstehe nicht, warum ich nichts Passendes finde, kaufe ich doch meine Garderobe immer wohlüberlegt ein.
Aber dann, wenn das neu gekaufte Stück bei mir zu Hause im Kasten hängt, passt es nicht mehr. Es gibt Frauen, die ständig wie aus dem Ei gepellt aussehen. Da passt das Top wunderbar zur Jacke, alles Ton in Ton, die Hose sitzt perfekt, die Schuhe sind geputzt und sehen aus wie neu. Der Schal liegt lässig über den Schultern, wie hin geworfen.
Mein Schal sieht aus, als habe ich in genommen, weil ich Halsweh habe. Wie ein Strick schlingt er sich um meinen Hals.
Ein besonderes Kapitel ist das Anziehen der Nylonstrumpfhose. Es gibt keine One-size- Strumpfhosen, das ist Unsinn. Sie sind immer zu kurz und schon beim ersten Versuch, sie anzuziehen, hab ich eine Laufmasche.
Ja, ich weiß, dass man Handschuhe anziehen soll, wenn man sich in eine Strumpfhose zwängt, aber ich finde die nie. Ich finde nur die Schifäustlinge, und mit denen funktioniert das nicht. Wenn ich es schaffe, die Strumpfhose anzuziehen, befindet sich der Zwickel spätestens um halb neun auf höhe meiner Knie und ich geh herum, als hätte ich mir in die Hose gemacht.
Also beschränke ich mich meistens auf Jeans und Pullover.
Dabei ist mein Kleiderkasten gerammelt voll.
Unlängst sagte meine Kollegin zu mir: Amadea, du könntest viel mehr aus dir machen, bist ja eine aparte Erscheinung. Wollen wir mal gemeinsam shoppen gehen?
Blöde Kuh, blöde. Glaubst ich will so rumlaufen wie du, so Ton in Ton? Ich hab Persönlichkeit, ich bin eine Stilbruchikone.
Ja, gern, sagte ich. Heute Nachmittag?
Freitag, September 24, 2010
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13 Kommentare:
haha, die beschriebene geschichte aus deinem leben kann ich zu 98% auf mich selbst übertragen :D
Auch!
hervorragend.jetzt kurz lächeln und du bist eine ikone..hihi
Girls, ich glaube, es geht uns allen so!
auch mädchen haben kein sinn
Stilbruchikone - super!
Und ich lernte, dass Frauen Handschuhe zum Anziehen brauchen. Sollte ich da beim Ausziehen auch ...?
grübelnd, teach
teach, federhandschuhe super.
Lady's Poll: Ist man eigentlich ein Voyeur, wenn man als Mann eine Geschichte über die Kleiderschrankgewohnheiten einer Frau liest?
"Blöde Kuh" nehme ich mit. Werde das bei Gelegenheit mal klug verwenden.
Niemals Oliver, niemals.
T.M. Sei vorsichtig, ja?
übrigens: war noch nicht in der schweiz, hätt dir sonst bescheid gesagt.
im morgengrauen eine ästhetische entscheidung treffen ist sogar im stilbruch eine herausforderung
gilt für viele
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