Samstag, August 28, 2010

ekstase


Erhobenen Hauptes, mit einem Lächeln auf den Lippen, betrat sie den Raum.
Langsam und würdevoll schritt sie voran, bedächtig einen Fuß neben den anderen setzend.
Ihr langes, lockiges Haar, das ihr über die Schultern reichte, umspielte ihr madonnenhaftes Gesicht, wellengleich.
Ihre Augenlider bebten leicht, sie nahm einen leisen Geruch von Moschus wahr, aber nur ansatzweise, nur ganz leicht.
Ihr Kinn leicht erhoben, die tiefroten Lippen geschürzt, ihr Blick unschuldig, und doch wissend. Wissend und naiv zugleich.
Sie wirkte ruhig und gelassen. Nur der genaue Beobachter konnte am leisen Wogen ihres Busens erkennen, dass diese Gelassenheit nur gespielt war.
Sie war aufgeregt, ja, fast erregt ob der wunderbaren Minuten, die nun vor ihr lagen.
Zielsicher und bestimmt ging sie auf die Chaiselongue in der Ecke des Raumes zu, ihr Gang federnd und leicht, gleich einer Gazelle. Ein leichter Seufzer entwich ihrer Alabasterbrust, als sie sich grazil auf dem Brokatdiwan niederließ. Ihre zierliche Hand strich eine Locke aus der Stirn.
Sie entspannte sich, überkreuzte ihre langen, schlanken Beine, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
Sie konnte spüren, wie er sich ihr näherte.
Sie war eine dieser Frauen, die die Fähigkeit, Dinge zu erahnen, nicht verloren hatte.
Gerade in dem Moment, als sie langsam ihre samtigen Augen öffnete, ließ er sich nieder vor ihr. Er, der Fremde. Ihre Blicke trafen einander. Aber nur kurz.
Madame, schienen seine rehbraunen Augen zu sagen, mehr nicht. Sie seufzte unhörbar. Was für ein Mann, ein Adonis, großgewachsen, mit markanten Gesichtszügen, dunkel, geheimnisvoll. Seine Hände, wunderbar geformt. Schon umfingen sie sanft ihre grazilen Fesseln.
Sie schloss die Augen und seufzte. Gleich darauf spürte sie, wie der Druck fester wurde. Dann wieder weicher, und dann war er ganz weg.
Sie erschrak.
Wie gerne hätte sie nun ihre Augen geöffnet, aus Neugier, was er wohl nun tun würde. Sie besann sich, wollte den Moment genießen, auskosten.
Gleich darauf war er da. Sie hatte es gewusst. Sie spürte ihn. Fest, bestimmend. Plötzlich - ein leiser Schmerz durchzuckte sie. Das konnte doch nicht sein, nein, das durfte nicht sein. Erschreckt blickte sie auf.
Er spürte ihren Schmerz und reagierte. Er ließ von ihr ab.
Nein, dachte sie, nein, es darf so nicht enden, so doch nicht. Sie stöhnte, zitterte, ihr Herz bebte. An ihrem Nacken spürte sie die Kühle tausender kleiner Schweißperlen, die sich gebildet hatten.
Doch schon war er wieder da. Bei ihr.
Ja, ja, so ist es wunderbar. Welch Wonne, welch Seligkeit.
Sie blickte ihn an, freudig, verzückt. Sie war in Ekstase. Er lächelte.
Als er sich erhob, seufzte er.
Zufrieden, Madame? seine sonore Stimme klang erwartungsvoll.

Ja, die passen, sagte sie. Größe 38 passt immer.
Dieses Ziegenleder, wunderbar.
Und die Flipflops da am Regal, die roten, nehme ich auch mit.
Und geben Sie mir bitte auch ein Pflegemittel.

2 Kommentare:

saxana hat gesagt…

Schon das Bild ist atemberaubend und die Geschichte dazu grandios. Für den unerwarteten Schluss fehlt mir das Wort, da atemberaubend und grandios schon geschrieben wurden.

amadea's world hat gesagt…

Danke, saxana. Bild hat Freundin gezeichnet. Ich werde die Geschichte bei meinem nächsten Auftritt im Oktober lesen. Erotisches kommt immer gut :-)