Sonntag, Mai 03, 2009

willkommen an bord


Über das Fliegen habe ich ja schon hie und da und da auch geschrieben.

Ich sitze mit meinem Jüngeren im Flugzeug nach Köln.
Vorne spricht die Flugbegleiterin ins Mikrophon.

Herzlich willkommen an Bord unseres Fluges nach Köln. Die Flugzeit wird etwa eine Stunde betragen.

Ich will nicht wissen, wie lange die Flugzeit dauert, sondern ob das Flugzeug überhaupt landet, und zwar in Köln.

Bitte vergewissern Sie sich, dass großes und schweres Handgepäck sicher unter Ihrem Vordersitz platziert ist.

Was soll denn dieser Unsinn? Wie soll ich bittschön irgendwas hier unter den Sitz stellen wenn nicht mal meine Beine Platz haben?

Wir bitten Sie jetzt noch einen Augenblick um Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit für einige Sicherheitshinweise.

Nun sitz ich hier festgeschnallt, darf nicht mehr raus und nun gibt es Sicherheitshinweise? Warum bekomm ich die nicht, bevor ich das Ticket kaufe? Was ist denn das für eine Geschäftsstrategie?
Das gibt es sonst nirgends.
Stell dir vor, du kaufst dir ein Auto, bezahlst es und anschließend erzählt dir der Verkäufer, dass da einiges im Argen liegt; dass es sein kann, dass das Auto explodiert, die Bremsen versagen oder der Airbag sich nicht öffnet.

Wir demonstrieren Ihnen zunächst, wie Sie Ihren Sitzgurt schließen und öffnen können.

Sehr aufmerksam. Glauben Sie im Ernst, ich weiß nicht, wie ich einen Sitzgurt auf- und zumache?

Schnallen Sie sich jetzt an und ziehen Sie Ihren Sitzgurt fest. Aus Sicherheitsgründen empfehlen wir Ihnen während des gesamten Fluges angeschnallt zu bleiben.

Ich bin schon lange angeschnallt, du Taube. Und warum bitte muss ich die ganze Zeit da festgeschnallt bleiben? Doch nicht so sicher, Ihr Flugzeug, was?
Und lassen Sie das Herumfuchteln mit den Armen. Erinnert mich an den Pfarrer, der dem Totgeweihten noch das Kreuzzeichen mit auf dem Weg gibt.

Wir bitten Sie jetzt noch einen Augenblick um Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit für einige Sicherheitshinweise. Sollte es zu einem Druckabfall in der Kabine kommen, öffnet sich eine Deckenklappe über Ihnen und Sauerstoffmasken kommen zum Vorschein.

Na sowas, eine Maske! Sogar mit Sauerstoff. Das ist wirklich großzügig. Ein Druckabfall in 3000 m Höhe, und schon kommt die Maske herunter.
Nun hör mir mal zu, du Schnepfe, da vorn.
Weißt du, was passiert, wenn wir in 3000 m Höhe einen Druckabfall haben? Wir machen uns alle in die Hose! Das passiert. Und zwar in Sekunden! Sag doch wie’s ist. Deshalb brauchen wir die Maske. Weil es stinkt in der Kabine.

In diesem Fall ziehen Sie eine Maske schnell zu sich heran und platzieren diese fest auf Mund und Nase. Danach helfen Sie Kindern und hilfsbedürftigen Personen.

Hilfsbedürftig? Wer ist bitte hilfsbedürftig? In erster Linie ich bin ich hilfsbedürftig wenn wir abstürzen.
Und ich werde mich von Leuten, die zu langsam sind, fernhalten. Und von Kindern auch. Wie komm ich denn sonst da schnell raus?
Im Fall einer Notlandung schau ich, dass ich als Erste aus dem Kasten komm. Und dann helfe ich den Armen und den Kleinen.
Apropos Notlandung. Es gibt keine Notlandung. Es gibt nur einen Notabsturz! Mit einer Landung hat das gar nichts zu tun.

Unter Ihrem Sitz findet sich eine Schwimmweste. Auf Anweisung der Besatzung ziehen Sie die Schwimmweste über den Kopf, befestigen die Verschlüsse vorn und ziehen die Gurte fest.

Weshalb auf Anweisung? Warum nicht sofort? Ich muss das alles in Ruhe ausprobieren - das Überziehen, das Befestigen und Festziehen.

Erst kurz bevor Sie das Flugzeug verlassen ziehen Sie an den Auslösegriffen um die Schwimmweste aufzublasen.

Was heißt denn Flugzeug verlassen? So wie ich eine Veranstaltung verlasse? Ich verlasse das Flugzeug nicht, ich sause raus, besser gesagt, es zieht mich raus! Und wie! Wir sind schließlich auf 3000 m Höhe.
Und wo verlasse ich bitte? Noch in der Luft oder nach dem Aufprall?
Und ziehen auch noch? Während es mich hinaus saugt hab ich was anderes zu tun als zu ziehen.
Und die Schwimmweste wird sich nicht aufblasen, die wird in der Luft zerfetzt.
Außerdem – was soll ich mit der Schwimmweste? Eine Schwimmweste zieh ich an, wenn ich in der Sportwoche mit den Schülern Wasserschifahrern geh. Ich will keine Schwimmweste in 3000 m Höhe, wenn ich nicht mal weiß, ob unter mir überhaupt Wasser ist. Außerdem will ich nicht schwimmen gehen.
Ich hab mich auf Fliegen eingestellt, auf Fliegen und Landen und nicht auf Abstürzen und Schwimmen.

Sollte es erforderlich sein, benutzen Sie die Ventile an den Seiten der Weste um diese aufzublasen.

Was soll das schon wieder? Wann sind die Ventile erforderlich? Wenn kein Wasser unter mir ist? Zum Fliegen? Oder kurz vor dem Aufprall?
Muss ich die Schwimmweste so aufblasen wie eine Luftmatratze? Ich kann das nicht.
Ich kann das nicht mal am Land, das Aufblasen, geschweige denn während ich durch die Luft segle. Luftmatratzen blase ich mit Blasebalg auf. Mir geht sonst die Puste aus.
Ich sag Ihnen, ich werde die Ventile an den Seiten nicht aufblasen, auch nicht, wenn es erforderlich ist.

Wenn Sie das Flugzeug durch eines der Notfenster verlassen, blasen Sie die Weste erst auf wenn Sie das Flugzeug verlassen haben.

Na, das ist klar. Vorher geht das auf keinen Fall. Es ist ja kein Platz im Flugzeug. So schon eng genug.
Stell dir vor, es blasen alle dreihundert Passagiere gleichzeitig ihre Schwimmwesten auf. Dann wären das dreihundert Passagiere und dreihundert Westen. Viel zu viel.
Außerdem – wie willst du durch das enge Notfenster kommen mit der aufgeblasenen Weste? Viel zu fett.
Klar blase ich die Weste erst im freien Flug auf. Viel gemütlicher und genug Platz. Ich kann das schon, auch wenn es da draußen minus fünfzig Grad hat. Kein Problem.

In der Sitztasche Ihres Vordersitzes finden Sie dieses Informationsblatt mit allen Sicherheitshinweisen.

Ja, das hab ich schon gesehen. Da steht, ich soll meine Arme kreuzen und den Kopf auf meine Oberschenkel legen. Und dann? Dann warte ich bis wir auf einem Felsen zerschellen oder was? Etwas ist mir noch nicht ganz klar. Soll ich nun die Weste anziehen oder den Kopf auf meine Oberschenkel legen? Oder beides? Und was zuerst?

Bitte beachten Sie besonders die Lage der Notausgänge, welche deutlich mit dem Wort "Exit" gekennzeichnet sind.

Hab ich schon gesehen. Exit heißt in dem Fall nicht Ausgang, sondern Abgang.

Leuchtstreifen im Boden führen Sie direkt dort hin.

Da führen Leuchtstreifen hin? Toll. Und wie ist das dann bitte, wenn das Flugzeug notstürzt? Leuchten die dann noch immer?
Ich sage Ihnen, die leuchten dann nimmer, weil dann ist alles im Eimer - der Strom und die Stromversorgung. Da leuchtet dann gar nichts mehr, so schaut’s aus. Und falls sie leuchteten - dann würde das keiner sehen, weil der Großteil der Passagiere auf dem Boden liegen würde und die anderen, die Stärkeren, würden alle gleichzeitig zum Notausgang laufen. Und man würde gar nichts mehr sehen. Also, schalten Sie die Leuchtstreifen aus. Die braucht keiner.

Wir sind nun startbereit und ich bitte Sie, die Rückenlehnen Ihrer Sitze senkrecht zu stellen und die Tische vor sich zurückzuklappen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Wir wünschen Ihnen einen schönen Flug mit uns.

Herzlichen Dank. Sehr liebenswürdig.
Eine Frage hätte ich noch, bittschön - bevor ich fliege und abstürze.
Es geht um die Blackbox. Sie beschäftigt mich. Diese Blackbox ist doch das Sicherste auf der Welt.
Wann immer ein Flugzeug abstürzt, egal ob es Überlebende gibt oder nicht, die Blackbox, die ist immer ganz. Immer! Und die wird auch immer gefunden. Die geht niemals verloren, niemals!
Wieso hatte noch nie jemand die Idee, Flügel auf die Blackbox zu montieren und sie in ein Flugzeug zu verwandeln?

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie glauben dennoch nicht, wieviele Leute Probleme haben, den Sicherheitsgurt richtig anzulegen. Fragen Sie mal eine Stewardess.

april hat gesagt…

Ich fliege selten, aber wenn - dann mus sich auch lachen, dass sie einem bei einem Flug nach Oberitalien was von Schwimmwesten erzählen. Als ob sie so punktgenau in einen der Seen dort stürzen könnten? ;-))

Flash hat gesagt…

Nun, der satirische Beitrag hat bei mir nicht recht gezündet. Aber mich interessiert, wie lange Amadea für so einen Text braucht??

Mit all den Floskeln der Stewardeß und den kreativen Repliken würde ich das Werk auf 2,5 Stunden taxieren...

...nach meinen Maßdtäben jedenfalls. Respekt!

amadea's world hat gesagt…

Ich weiß, T.M. Es gibt ganz unglaubliche Dinge.

Wenn der See warm wär, wär's ja nicht so schlimm, gell, april? ;-)

flash - bei mir ist das so. ich fange hunderte von texten an, die bleiben dann hunderte von tagen liegen. und auf einmal funkt es. so wie bei dem. ich hab dann im internet nach den sicherheitshinweisen gesucht und gefunden - und die dann a bissl verändert und meinen senf dazugeschrieben. und wenn ich mal schreib, dann hab ich das in einer halben stunde oder stunde.
aber die zeit zuvor - wenn es gärt im kopf - und die geschichte nicht rauswill - ist ganz schön anstrengend.

april hat gesagt…

Na ja, bei manchen Flügen wäre mir ein Fallschirm o.ä. lieber als eine Schwimmweste. Es schwimmt sich so schlecht in den Alpen.

amadea's world hat gesagt…

april, ich will keins von beiden!!