Mittwoch, April 08, 2009

fünf nach


Marie ist zu Besuch. Marie ist meine Nichte.
Marie, nun hör mal zu. Was ist das?
Eine Uhr.
Richtig, eine Uhr. Genauer gesagt, eine Armbanduhr. Weil ich sie am Arm trage und sie ein Band hat, siehst du? Ein Lederband. Darum heißt sie Armbanduhr. Heute lernen wir die Uhrzeit, gell?
Warum?
Na, das ist wichtig. Jeder Mensch muss die Uhr kennen. Auch du.
Warum?
Na, wenn du die Uhr nicht kennst, dann weißt du nicht, wann du aufstehen musst.
Mama weckt mich immer.
Es kann sein, dass die Mama mal nicht da ist.
Dann weckt mich der Papa.
Es kann sein, dass der Papa auch mal nicht da ist.
Einer ist immer da!
Stell dir vor, dich fragt ein Erwachsener nach der Zeit.
Warum?
Na, weil er vielleicht keine Uhr hat.
Ich habe auch keine.
Marie, Schluss nun. Jeder muss die Uhrzeit wissen, basta. Auch kleine Mädchen.
Also. Schau her. Die Uhrzeit teilt man ein in Stunden und Minuten.
David hat auch Stunden. In der Schule.
Ich meine nicht die Schulstunden. Ich meine die Stunden eines Tages, klar? Also – jeder Tag hat vierundzwanzig Stunden. Zwölf am Tag und zwölf in der Nacht.
Was?
Moment, vergiss das. Ich hab das falsch gesagt. Ein Tag hat zwölf Stunden am Tag und zwölf Stunden in der Nacht.
Was?
Ich sage zum Beispiel Montag und meine den Tag und die Nacht obwohl ich Montag sage.
Und Mittwoch?
Sei nun ruhig und hör mal zu. Schau auf meine Armbanduhr. Jede Uhr hat zwei Zeiger. Siehst du?
Deine hat drei.
Okay, diese hat drei, aber den ganz kleinen vergessen wir nun mal, ja?
Warum?
Egal, warum, wir achten einfach nicht darauf. Also, die meisten Uhren haben zwei Zeiger. Ja, diese hat drei. Aber den ganz kleinen vergessen wir, Marie!
Also - das hier ist der Stundenzeiger. Er zeigt die Stunden an. Der zweite Zeiger ist der Minutenzeiger.
Welcher?
Der dicke Zeiger, Marie, das ist der Stundenzeiger. Und der dünne Zeiger ist der Minutenzeiger. Klar?
Ja.
Dick für Stunden, dünn für Minuten, merkst du dir das?
Ja.
Super. Schau, hier oben siehst du zwei Zahlen. Eins und zwei. Eins und zwei ist zwölf.
Eins uns zwei ist drei.
Nein, nicht drei. Wir zählen das nicht zusammen, Marie! Eins und zwei wären drei wenn wir die Zahlen zusammen zählen würden, aber wir tun das nicht bei der Uhrzeit. Schau, wir haben ja hier herüben schon einen Dreier, siehst? Und eine Uhr kann keine zwei Dreier haben. Verstehst du?
Ja.
Also, auf der Uhr ist eins und zwei zwölf. Merk dir das. Wenn also der dicke und dünne Zeiger da auf den Einser und Zweier zeigen, ist es zwölf. Zwölf Uhr. Klar?
Geisterstunde!
Nein, Marie! Zwölf Uhr mittags. Es ist nun zwölf Uhr mittags. Wenn nun Geisterstunde wäre, das heißt Mitternacht, dann würden wir das gar nicht sehen. Klar?

Ja.
Also. Jetzt wandert der dünne Zeiger weg vom dicken Zeiger.
Mag er ihn nicht so gern?
Er mag ihn schon, aber er muss die Zeit anzeigen, das ist wichtiger, verstehst du?
Ja?
Ja, trotzdem mag er ihn. Bestimmt. Du gehst auch manchmal weg von der Mama und trotzdem magst du sie.

Ja, aber nicht ganz weg.
Marie, der dünne Zeiger geht auch nicht ganz weg, nur ein wenig. Aber das ist nun wurscht. Also, der dünne Zeiger wandert nun weg vom dicken Zeiger und lässt ihn hinten beim Einser und beim Zweier. Und er kommt hier her zum Einser. Siehst du den Einser hier neben dem Einser und dem Zweier? Nun ist es fünf nach.
Warum?
Ich weiß nicht, es ist halt fünf nach. Zwei ist zehn nach, drei ist viertel nach, fünf ist zwanzig nach, sechs ist halb.
Halb?
Ja, halb! Wenn zwölf die ganze Stunde ist, dann ist sechs die halbe, klar? Sieben ist fünf nach halb oder fünfundzwanzig vor. Kennst dich aus?
Ja.
Sehr gut. Es passiert also folgendes: Der dünne Zeiger wandert also vom Einser und Zweier weiter zum Einser. Und da sagt man dann fünf nach. Und dann wandert er weiter zum Zweier und das heißt dann zehn nach, ok Marie?
Ok.
Und während der dünne Zeiger sich weiter bewegt, bewegt sich der dicke Zeiger ganz, ganz langsam vom Einser zum Zweier.
Warum langsam?
Ich weiß nicht, er ist halt langsam.
Weil er dick ist?
Ja, genau. Der dicke Zeiger bewegt sich also nun zum Einser, was vorher beim dünnen Zeiger fünf nach war. Und der dünne Zeiger ist nun ganz oben auf dem Einser und dem Zweier. Siehst du, Marie?
Also - wie spät ist es jetzt? Denk mal nach.
Fünf nach?
Nein, nicht fünf nach! Es ist genau ein Uhr. Nur wenn der dünne Zeiger drauf zeigt, haben wir Minuten. Es zeigt ja nun der dicke Zeiger drauf. Wenn der drauf zeigt, ist es immer die Stunde, Marie. Kennst dich aus?
Ja.
Okay, Marie. Du musst das üben. Üb das mit der Mama.
Geht der Papa auch?
Ja. Der geht auch.

3 Kommentare:

april hat gesagt…

Köstlich, sehr gut beobachte, genau getroffen.

500beine hat gesagt…

der dicke zeiger ist langsam, weil er dick ist. schätze, so muss es sein. ja. so ist es.

amadea's world hat gesagt…

Danke, april. In Englisch lernten wir gerade die Uhrzeit. Und dann fiel mir dieser Text ein.


Kloar, dick und behäbig, 500er.