Montag, Dezember 01, 2008

Christmas Wrapsody



Das Wort Geschenkpapier ist irreführend.
Weil wir schenken ja nicht das Papier. Wir schenken das, was drinnen ist.
Aber wir sagen ja eh Einwickelpapierl dazu. Da kennt man sich gleich aus.
Hast du schon jemanden je sagen hören: Danke für das schöne Geschenkpapier. Ein wirklich wunderbares Geschenkpapier ist das. So eines habe ich noch gar nicht.
Geschenkpapier ist wichtig.
Besonders zu Weihnachten.
Und wir machen uns ja alle Gedanken darüber, nicht wahr?
Wir suchen ein zur Person passendes Papierl aus.
Für die kleine Nichte ein barbierosafarbenes mit ein bisserl Gold, für den Papa ein braunes mit Uhren drauf, für die Mama eins mit schönem Tapetenmuster, für die beste Freundin ein eisblaues mit Engeln, für die intellektuelle Freundin ein handgeschöpftes mit Gräsern.
Dabei ist das ganz und gar umsonst.
Eigentlich.
Trotzdem geht’s ohne nicht. Du kannst nicht kein Geschenkpapier verwenden.
Ein Geschenk ohne Geschenkpapier ist wie ein Wienerschnitzel ohne Panier. Ein Geschenk ohne Papierl drumherum fühlt sich falsch an.
Das Auswickeln des Geschenks ist von großer Bedeutung. Für den Beschenkten. Das Auswickeln macht das Packerl erst zu einem Geschenk. Du hast einen Anspruch darauf. So, nun hab ich da herumgeraschelt und gerissen, ich habe gearbeitet, um zu meinem Geschenk zu kommen. Nun gehört es mir.
Im Augenblick des Auswickelns wechselt das Geschenk seinen Besitzer. Es wandert vom Schenkenenden zum Beschenkten.
Sehr oft ist das Auswickeln des Geschenks aufregender als das Geschenk selbst. Jeder von uns kennt das Gefühl: Mein Gott, nun hat das so schön ausgeschaut von außen. Hätt ich es doch nicht ausgewickelt. Wo stell ich das Graffl nun hin? Das passt nirgends. Das Packerl mit dem Geschenkpapier hätt' so gut auf die Kommode gepasst und von der Farbe her so gut zu den Vorhängen.
Auswickeln sagt viel über den Beschenkten aus. Genauso viel wie das Geschenkpapier über den Schenkenden aussagt.
Einige reißen das Geschenkpapier in einer halben Sekunde herunter, so als ob sie Angst hätten, das Geschenk würde sich auflösen oder verdampfen. Das sind die gierigen.
Andere machen das ganz langsam. Das sind die Geschenkpapierfetischisten. Sie entknoten ganz langsam das Geschenkband – ein ordentlich verpacktes Geschenk hat immer ein Geschenkband mit zehn Knoten und lösen dann ganz langsam und vorsichtig den Tixo vom Papierl.
Die sparsamen unter ihnen falten es, streichen es glatt und legen es in einen Karton, den sogenannten Geschenkpapierkarton. Ich finde das vernünftig und in keinster Weise eigenartig. Nein, Mama. Mir gefällt das, ehrlich!
Der eigentliche Sinn eines Geschenkpapiers ist das Verstecken des Geschenks. Obwohl das eigentlich Unsinn ist. Denk an ein Buch. Ein Buch kennst du sofort, egal welches Geschenkpapier drum herum ist. Auch wenn Hunterte Christbaumkugeln oder Weihnachtsmänner auf dem Geschenkpapier sind .
Dasselbe mit der Weinflasche. Auch wenn du sie noch so kunstvoll einwickelst in goldenes oder silbernes Papier, jeder weiß, dass es eine Weinflasche ist. Du kannst nur noch raten, ob Rot- oder Weißwein.
Es gibt zwei Arten von Geschenkpapier. Das kitschige und das edle. Der Übergang von kitschig zu edel ist jedoch fließend. Es gibt auch Geschenkpapiere, die kitschig aber edel sind.
Kitschig ist zu Weihnachten sehr beliebt. Kitschige Geschenkpapiere sind meist sehr bunt – grün und rot ist immer dabei, jetzt zu Weihnachten. Grün von den Hunderten von Tannenbäumen und rot von den Hunderten von Weihnachtsmännern.
Gold ist auch oft dabei. Und Silber.
Die Packerl mit den kitschigen Geschenkpapieren sind sehr aggressiv. Sie liegen unter dem Christbaum und schreien: Mach mich auf, mach mich auf. Ich bin dein Geschenk, dein Weihnachtsgeschenk! Und weil du das Gekreische nicht aushältst, machst du es als erstes auf.
Ganz anders mit den edlen Geschenkpapieren. Die bleiben immer im Hintergrund. So edel wie die sind.
Die edlen Geschenkpapiere werden von Leuten ausgesucht, bei denen zu Hause auch alles edel ausschaut. Und alles gleich. Sie packen alle Packerl mit demselben edlen Geschenkpapier ein. Egal, ob das Packerl groß oder klein ist, ob ein Buch drinnen ist oder eine Weinflasche, alles in edlem Geschenkpapier.
So wie ihr Schlafzimmer.
Die Vorhänge passend zur Bettwäsche, die Bettwäsche passend zum Nachthemd, das Nachthemd passend zum Teppichvorleger und der Teppichvorleger passend zum Lampenschirm.
Die edlen Geschenkpapierpackerl haben auch edle Geschenkbänder. Ein einfaches, schmales Goldband oder eines farblich abgestimmt. Höchstens ein Stern mit dem Goldstift draufgemalt. Alles einfach, reduziert und minimalistisch.
Du fragst dich nun, wo der Ursprung des Geschenkpapiers ist. Wer es erfunden hat. Na, wer wohl.
Die weisen Männer. Die drei.
Oder glaubst du, die haben dem Jesuskinderl den Weihrauch einfach so hingeschmissen? Der war in einem Karton. Klar! War ja ein Geschenk.
Und es war eingewickelt, so wie jedes Geschenk. Mit dem edlen, doch kitschigen Geschenkpapier.
Das mit dem Stern drauf, dem handgemalten.

3 Kommentare:

JMH hat gesagt…

Wrapping paper should be made out of fabric.

amadea's world hat gesagt…

Or edible, JMH

amadea's world hat gesagt…

Chocolate would be nice.