Freitag, Mai 23, 2008

in the middle of the night


Es ist schon eigenartig wenn du mitten in der Nacht wach wirst und nicht wieder einschlafen kannst.
Mir passiert das manchmal.
Ich bin dann so hellwach, als ob ich acht oder neun Stunden durchgeschlafen hätte. Gestern nacht war so eine Nacht. Putzmunter. Um drei Uhr morgens.
Wenn es nicht finster gewesen wäre, hätte die Fenster geputzt oder den Keller aufgeräumt.
Aber du kannst um drei Uhr früh solche Dinge nicht tun.
Also entschloss ich mich zu lesen. Aber ich war zu wach und konnte mich nicht konzentrieren. Ich dachte an so aufregende Sachen wie im Zug durch zu Sibirien fahren und Bungee-jumping. Ich dachte an Tiefseetauchen und Hochseilklettern. Die unmöglichsten Dinge dachte ich.
Eigentlich dachten die Dinge in mir. Sie wirbelten nur so herum in meinem Gehirn.
Ich meine, es ist ja nicht schlimm, wenn du mitten in der Nacht wach bist. Du könntest so tun, als ob es Abend wäre.
Du hast elektrisches Licht, einen Computer, einen Fernseher, einen DVD-Player.
Du könntest malen, fotografieren, schreiben oder Englischhefte korrigieren.
Du könntest spazieren gehen.
Du könntest mit dem Rad den Fluss entlang fahren.
Alles könntest du tun.
Aber du tust es nicht. Nicht wenn es drei Uhr morgens ist.
Also machte ich mir eine Tasse Kaffee und legte mich auf die Couch um es gemütlich zu haben.
Doch das ging nicht. Es war nicht gemütlich, weil die Gedanken so schnell und ungemütlich waren.
Ich trank den Kaffee zu schnell aus und machte mir noch eine Tasse, dieses Mal einen Mokka. Den wollte ich gemütlich trinken und langsam. Aber der war weg in einem Schluck und es war irgendwie langweilig auf der Couch und nach wie vor nicht gemütlich.
Also ging ich wieder ins Bett um zu schlafen, um einzuschlafen, um zu versuchen, einzuschlafen. Es ging nicht.
Es war zu laut.
Da waren Geräusche. Hunderte Geräusche oder tausende.
Ich hörte Holzbalken knarren. Dabei gibt es im Haus keine Holzbalken.
Ich hörte Fuchs und Uhu im Wald. Dabei gibt es keinen Wald in der Nähe.
Ich hörte ein Autorennen. Dabei gibt es hier keine Straße, auf der Autos rennen.
Ich hörte, wie jemand mit der Axt erschlagen wurde. Dabei heizt hier jeder mit Öl. Ich hörte das Dahinschleifen eines Teppichs auf dem Asphalt. Ich hörte das Öffnen eines Kofferraumes. Ich hörte ein Auto davon rasen.
Ich hörte eine Opernsängerin eine Arie trällern.
Ich hörte einen Holzwurm nagen.
Ich hörte einen Wolf heulen.
Ich hörte ein Nebelhorn.
Ich hörte das Meer rauschen.
Ich hörte eine Kaffeemaschine glucksen.
Sie zischte: Aufstehen. Kaffee ist fertig.
Ich hörte mich fluchen: Verdammt, heute ist Feiertag und es ist halb sechs.

Guten Morgen.

3 Kommentare:

saxana hat gesagt…

Bei mir ist es jetzt 15.00 Uhr nachmittags und ich sitze immer noch vor dem PC und lese Blogs. Auch schrecklich.

Anonym hat gesagt…

Guten Abend!

Es ist noch hell, aber es ist nur einige Tage her, seitdem ich wieder einmal bis halb vier in der Nacht gearbeitet habe. Es staut sich an; und dann muss ich durch. Aber es geht mir so wie Ihnen: ich hab einen klaren Kopf. Ich muss mich dann trotzdem zusammenreissen und durchhalten bei solchen Terminarbeiten. Der naechste Tag ist ok. Nur der Tag danach ist zu vergessen. Gruessli von Audrii

PS: „Eigentlich dachten die Dinge mich.“ Diesen Satz wuerde ich so variieren: Eigentlich dachten die Dinge in mir. ;-)

amadea's world hat gesagt…

saxana - Genau, das nächste Mal wenn ich nicht schlafen kann, werde ich Blogs lesen.

audrii - Danke, wie recht du hast. Ich bessere gleich aus.
Bitte sag doch "du" zu mir, ja? :-)