Mittwoch, Juli 04, 2007

das echolot


Sportwoche in Savudrija.
Erster Abend.
Wir sitzen vor der Blockhütte. Wir, das sind Mista O, der Professor, der Taucher und seine Frau, die Lady und ich.
Die fünfzig Schüler schlafen. Oder tun so weil sie uns reden hören.
Wir trinken Wein und tratschen.
Da hören wir es. Es klingt eigenartig. Es kommt von einem Baum irgendwo da hinten. Was ist das?
Ein Echolot, sagt der Taucher.
Ein Echolot im Baum?
Nein, nicht im Baum. Du meinst nur, es ist im Baum.
Das ist ein Käuzchen, sagt der Professor. Das kenn ich aus Griechenland.
Die Nachbarn meinten, das sei ein Echolot.
Welche Nachbarn?
Na, die Zeltnachbarn.
Die Kinder sind aber brav, sage ich.
Täusch dich nicht, sagt Mista O, der muskelbepackte Sportlehrer. In der ersten Nacht ist immer was los.
Hört, das Echolot singt wieder, sagt der Professor.
Der Professor ist Musiklehrer. Ein lieber, schrulliger Kollege, der fast zwei Meter groß ist und eine Frisur wie Einstein hat. Er klimpert auf seiner Gitarre.
Nun singt das Echolot die Terz, hört ihr?
Wir hören.
Es klingt schön, sage ich, wie ein Windspiel aus Bambus.
Apropos Windspiel, sagt der Taucher. Ich muss auf’s Klo.
Schweindl, sage ich. Geh schon, bevor jeder dein Windspiel bemerkt. Ich rede weiter. Ein Singen ist das nicht. Vielleicht ein Schlagen? Da gibt es doch ein Lied. Was schlagt denn da droben aufm Tannabam?
Das ist die Nachtigall, sagt der Professor.
Ja, genau, die Nachtigall.
Schon fängt er an zu singen. Und wir singen alle mit.

Was schlagt denn da obm aufn Tannabam?
Was hör i di ganze Nacht schrein?
Was wird denn drad des für a Vogerl sein?
Des wird wohl a Nachtigall sein.
Na, na, mein Bua, des is koa Nachtigall,na, na, mein Bua, des derfst nit glaubn!
A Nachtigall schlagt auf koan Tannabam,
de schlagt lei in da Haslnußstaudn!

Und der Echolotvogel schlägt mit.
Mein Vater kann jeden Vogel nachmachen, sage ich. Und er kennt jeden Vogel im Flug.
Auch nachts? fragt Mista O?
Frag nicht so dumm. Natürlich nicht nachts, da sieht man ja nichts.
Wir gehen ins Bett. Ich kann nicht schlafen. Ich höre das Echolotkäuzchen schlagen
und das Meer rauschen.
Ich stehe auf und mache einen Rundgang. Es ist schon zwei Uhr.
Lautes Gelächter aus der Hütte der Mädchen.
Die Blockhäuser stehen
im Kreis. Unseres in der Mitte. Links die Buben, rechts von uns die Mädchen. Ich stehe vor dem Blockhaus der Mädchen und lausche. Auf einmal lautes Geflüster.
Es kommt aus der Hütte gegenüber. Die Buben. Alle heraußen. Es müssen viele sein.
Ich stehe im Schatten hinter den Badetüchern, die auf einer Leine vor der Blockhütte der Mädchen hängen. Die Buben können mich nicht sehen.
Gemma za die Weiwa, flüstert einer.
Schon höre ich einen laufen.
Er ist da.
Setz dich, flüstere ich und deute auf den Sessel. Und wehe, du sagst was.
Scheiße,
flüstert er und sieht mich entsetzt an.
Ich muss ein Lachen unterdrücken.
Ich genieße diesen Moment. Ich komme mir vor wie in einem dieser Lausbubenfilme.
Steff, bist no do? ruft ein anderer flüsternd.
Sei ja ruhig, Stefan, warne ich ihn flüsternd.
Schon höre ich den nächsten kommen.
Setz dich, sage ich. Und halt den Mund.
Scheiße, zischt er. Schon sitzt er. Sie sitzen reglos da, rühren sich nicht.
So geht es weiter. Nach einer halben Stunde sind alle da.
Ihr Lieben, nun dürft ihr wieder in euer Bett. Aber ich warne euch. Keinen Mucks höre ich. Sonst müsst ihr statt um fünf um vier Uhr joggen. Mista O liebt Frühsport. Je früher, desto lieber.
Am Morgen höre ich sie. Schnaufend und leise fluchend joggen sie vorbei.
Seitdem habe ich einen neuen Namen.
Detective S.
Klingt gut, oder?

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

S? Was für ein S? Achso, das kommt hinter Amadea, gelle?

saxana hat gesagt…

So ein Pech aber auch für die Buben, dass du nicht schlafen konntest. Vielleicht klappte es ja während der nächsten Nacht. Hoffentlich!

Martha hat gesagt…

Und jetzt bitte Stock abholen. HoppHopp ;)
http://zimmer-3.blogspot.com/2007/07/acht-weissu.html

Anonym hat gesagt…

gut? g e n i a l tönt das
der titel uuund die story notabene!