Samstag, April 14, 2007

es stinkt !


Es stinkt.
Es stinkt mir.
Es stinkt nicht nur mir.
Es stinkt allen.
Es stinkt überall.
Es stinkt im Stiegenhaus, es stinkt in der Wohnung, es stinkt vor dem Haus, es stinkt hinter dem Haus.
Es stinkt in Wald und Flur.
Es stinkt allen.
Nur den Bauern nicht.
Den Bauern kann es nicht genug stinken.
Warum würden sie sonst alle gleichzeitig ihren Mistwagen herausräumen, ihn mit Mist anfüllen, bis oben hin, schön verdünnt mit Wasser, damit es ordentlich spritzt und sprüht und dann beim schönsten Wetter auf die Felder fahren und die Kuhmistbrühe ordentlich verteilen.
Es ist jedes Jahr dasselbe.
Kaum zeigen die Forsythien die ersten gelben Blüten, geht es los. Ein Signal ist das. Wie auf Kommando. Forsythienblüten und Mistwägen kommen gleichzeitig.
Ich stinke auch.
Mein Haar stinkt, meine Haut stinkt. Die Wäsche, die heute am Balkon hing, stinkt auch. Mein Fahrrad stinkt.
Das ist eine Verschwörung, eine ganz schlimme, ist das.
Ein Bauernaufstand der üblesten Sorte.
Ein Terror.
Kuhmistterror.
Die lieben Bauern sprühen ja nicht nur auf Wiese und Feld, nein, sie sprühen auch auf den Straßen, auf den Rad- und Wanderwegen.
Hat je ein Bauer seine Kuh gefragt, ob die einverstanden ist, dass ihr Fladen auf einem Radweg landet?
Eine Kuh hat das Recht, zu bestimmen, was mit ihren Ausscheidungsprodukten passiert. Eine Frechheit ist das.
Und da wird von globaler Erwärmung geredet.
Hinfliegen dürfen wir nirgends mehr, das Auto stehen lassen sollen wir.
Aber Bauer darf.
Bauer darf jederzeit mit dem Mistwagen fahren und sprühen.
Dabei weiß eh jeder, dass die Kuhfürze die Polarkappen zum Schmelzen bringen. Anscheinend ist diese Information bis zum Herrn Bauern noch nicht durchgedrungen.
So ein kleines Auto kann gar nicht so viel stinken und Unheil anrichten wie dieser ganze Kuhmistregen, der auf uns und unsere arme Erde niederprasselt.
Früher war das ja anders.
Ich mein, früher war ja sowieso viel anders.
Früher war alles anders.
Früher hat der Bauer im Märzen gedüngt.
Im Märzen der Bauer das Rösslein einspannt. Er setzt seine Felder und Wiesen in Stand.
Rösslein, heißt das, Herr Bauer, Rösslein!
Da steht nichts von Mistwagen-herum-kurven. Stundenlang.
Und da steht in Stand setzen. In Stand setzen, nicht verdrecken und verstinken !
Und Märzen, steht da, Herr Bauer.
Da steht nur Märzen, und sonst steht da kein anderer Monat.
Weil früher wurde einmal gedüngt – das war im Märzen - und dann war eine Ruhe für den Rest des Jahres.
Den Rest des Jahres hat man nur gemäht und geerntet, Herr Bauer.
Man düngt nur, wenn der Schnee gerade schmilzt, damit der Dünger in die Erde sickern kann und dann im Sommer alles schön wächst
Und ist da Schnee, hier im Tal, Herr Bauer? Sehen Sie irgend wo ein Futzerl Schnee? Weit und breit ist da keiner! Und was soll da einsickern, bitt’ schön? Nix kann einsickern, da verbrennt alles, bei der Hitz’, die wir grad haben.
Aber das ist wurscht, gell, Herr Bauer.
Die Forsythien blühen und wir düngen.
Wurscht, ob da Schneeschmelze ist oder nicht. Die Zeiten ändern sich, gell?
Und wir düngen ständig.
Wir düngen bei Sonnenschein, bei Regen, und Schnee, bei Hagel und Gewitter.
Wir düngen bei Tag und bei Nacht.
Wir düngen im Frühling, im Sommer, im Herbst, im Winter, an Feiertagen, an Wochentagen, an Sonntagen, an ungeraden Tagen, an geraden Tagen.
Wir düngen um des Düngens willen, weil es so nett stinkt, gell, Herr Bauer?
Aber ich sage Ihnen, Herr Bauer: So geht das nicht mehr weiter! Es wird einen Bürgeraufstand geben. Bürger gegen Bauer.
Weil es stinkt mir ! Es stinkt mir ordentlich !
Und - Schneewittchen - wenn du mich noch einmal fragst, warum es da in meiner Wohnung so stinkt und ob ich heute Bohnen gegessen habe, dann klatsch ich dir eine.

1 Kommentar:

saxana hat gesagt…

O je. So ein Mist.