Donnerstag, November 09, 2006

spieglein, spieglein

Posted by Picasa
Ich habe mich heute mal genau im Spiegel betrachtet. Und es passt. Ich bin da, ich kann mich selbst sehen.
Wollte nur auf Nummer sicher gehen.

Ich bin sicher, gestern war ich unsichtbar.
Als ich mir nämlich im Supermarkt ein Einkaufswagerl holen wollte, und bereits einen Euro in der Hand hatte, um ihn in den Schlitz zu stecken, sauste von hinten ein Weibsbild heran, drängte mich zur Seite und nahm mir das Wagerl vor der Nase weg. Sie sah mich nicht einmal! Sie schaute durch mich hindurch.
Als ich später beim Bäcker war, beide Hände voll bepackt und gerade im Begriff, hinauszugehen, knallte mir die Tür ins Gesicht. Wiederum eine Weibsbild, das vor mir hinausging und einfach die Tür hinter sich zufallen ließ.
Auf dem Weg zu meinem Auto wäre ich fast umgefahren worden. Der Fahrer hat mich nicht gesehen, sonst hätte er gebremst.
Später in der Boutique fiel mein Blick auf einen braunen Mohairpullover mit Rollkragen. Gerade als ich ihn nehmen wollte, kam von der Seite schon wieder ein Weibsbild und schnappte den Pullover, den ich schon fast in der Hand hatte.
Später, als ich im Buchladen bei den Taschenbüchern herum stöberte, war ich auf einmal eingeklemmt von zwei Kinderwägen. „Entschuldigen Sie bitte, sagte ich, darf ich da durch?“
Die beiden Weibsbilder schauten nicht mal auf und auch, als ich die Kinderwägen zur Seite schob, nahmen sie keine Notiz von mir.
In der Bank drängte sich ein Mannsbild vor, obwohl ich an der Reihe war. Als ich beim Hinausgehen zwei älteren Weibsbildern die Tür aufhielt, gingen sie wortlos an mir vorbei.
Das Beste passierte im Wartezimmer des Arztes. Ich hatte auf dem Sofa Platz genommen. Ein korpulentes Weibsbild betrat den Warteraum und setzte sich auf mich drauf.
„Aua“, rief ich. „Gehen Sie runter von mir.“
„Oh, Entschuldigung, ich hab Sie nicht gesehen."

Nun stehe ich wieder vor dem Spiegel und sehe mich ganz deutlich. Ich bin nicht unzufrieden eigentlich. Beim Friseur war ich auch erst vor zwei Tagen.
Die Kleidung passt auch. Vielleicht liegt es am dunklen Mantel.
Ich werde das morgen testen. Ich werde den grellroten Anorak tragen, den giftgrünen Schal umhängen, den zitronengelben Sommerhut aufsetzen und die Stiefel mit den hohen Absätzen anziehen.
Und wenn ich dann auch noch unsichtbar bin, dann tritt Plan zwei in Kraft.
Was Plan zwei ist, weiß ich noch nicht genau. Eines ist sicher. Zu Plan zwei gehört auf jeden Fall der alte Spazierstock, den mein Opa vor Jahren vergessen hat.

3 Kommentare:

saxana hat gesagt…

Lies mal das Parfum. Der Grenouille roch nicht. Parfumiere dich, dann sehen dich die Leute.

Anonym hat gesagt…

ich hab heut mal bissl zurückgeblättert und gestöbert auf deinen seiten und, du? ich fühl mich wohl hier bei dir.

amadea's world hat gesagt…

saxana, ich hab "Das Parfum" gelesen. Und ich verwende auch Parfum. DKNY. Und ich liebe es.
Und meine Geschichten sind manchmal nicht ganz ernst zu nehmen.

Gruß :-)


Busserl, du kopf-fussel.