Montag, Oktober 09, 2006

wenn hinter fliegen fliegen fliegen

Posted by Picasa
Diese Biester sind überall.
Sie sitzen auf dem Apfel, auf der Grünpflanze, im Brotkorb.
Sie sind in der Tasse des Kaffees, den ich gerade getrunken habe, auf der Zeitung, ich gerade lese und auf mir.
Fruchtfliegen.
Diese Biester.
Sie sind da. Auf einmal - ohne Vorwarnung. Woher sie kommen, weißt du nicht. Sie sind nirgends ausgeschlüpft. Von einem Tag auf den anderen eine Riesenkolonie Fruchtfliegen.
Und ich kann nichts ohne sie tun. Sie begleiten mich ständig.
Sie sind auf der ständigen Suche nach Obst.
Obwohl schon lange kein Obst mehr herumliegt. Ich habe alles im Kühlschrank verstaut, sogar die Bananen, die nun ganz braun sind weil es ihnen zu kalt ist im Kühlschrank.
Die Fruchtfliegen schwirren immer um mich herum. Ich habe mir angewöhnt, beim Gehen automatisch meine Hände auf und ab und hin und her zu bewegen. Man könnte meinen, ich leide unter ständigen Hitzeanfällen oder betreibe eine Art Nordic Walking ohne Stöcke.
Ich rede sogar mit ihnen. Es ist eher ein Schreien als ein Reden.
Schleicht euch, verschwindet ihr Biester.
Es kann ja auch sein, dass sie nicht verstehen wollen. So wie manche Leut', die nicht verstehen wollen.
Ich werde das testen. Ich werde sie demnächst fragen, ob sie Appetit auf eine überreife Birne haben.
Ich bin sicher, das verstehen sie.
Gleichzeitig frage ich mich, wo all die Spinnen sind, die normalerweise in dieser Wohnung residieren. Das ganze Jahr über. Jetzt, da ich sie brauche, sind sie nicht da.
Sie sind weg. Verschwunden. Vermutlich ist ihnen die Kolonie an Fruchtfliegen einfach zu viel. Und der Beutefang zu kompliziert. Vermutlich warten sie irgendwo auf einfachere Beute. Eine Spinne habe ich heute erwischt. Sie saß auf dem Ölbäumchen auf dem Balkon. Sie wollte sich gerade entlang der Dachrinne in Sicherheit bringen. Aber ich war schneller und stülpte ein Glas über sie. Da sitzt sie nun am Küchenfenster und macht Überstunden. Ich bin sicher, nach diesem Fruchtfliegeneinsatz, der an ihre körperlichen Grenzen geht, wird sie sich zur Ruhe setzen. Außerdem hat sie ziemlich zugenommen, habe ich bemerkt.
Ihr Netz sieht auch sehr mitgenommen aus. In der Mitte ist eine deutliche Schwachstelle zu sehen. Ganz dünn und löchrig ist es. Lang dauert es nicht mehr, bis das ganze Gerüst zusammen bricht.
Ich habe das Gefühl, dass Fruchtfliegen unkompliziert sind.
Wenn sie einmal da sind, bleiben sie ein Leben lang. Treue Gefährten, so wie ein Hund aber einfacher zu halten und stubenrein.
Ich habe den Eindruck, sie haben sich schon an mich gewöhnt. Sie haben mich lieb gewonnen. Ich bin ihre Bezugsperson. Diejenige, die ihnen ein warmes, trockenes Haus bietet.
Ich frage mich, warum diese Biester überhaupt Flügel haben. Die ganze Welt steht ihnen offen. Und was tun sie? Sie schwirren nur hier herum.
Wenn ich Flügel hätte, würde ich wochenlang in einer Wohnung bleiben und warten, bis irgendwo ein Stück Obst herumliegt? Sicher nicht. Ich würde auf Entdeckungsflug gehen. Es gibt so viele Möglichkeiten. Wunderbare Komposthaufen in der Umgebung, jeden Freitag Nachmittag den Grünmarkt mit den verschiedensten und frischesten Ostsorten, dampfende Misthaufen und verfaulende Zwetschken, die im Gras der Nachbarschaft liegen und nur darauf warten, Besuch zu bekommen.
Ich habe gelesen – in letzter Zeit interessiere ich mich sehr für Fruchtfliegen – dass es zwei Arten gibt. Die mit und die ohne Flügel. Die ohne Flügel sind für die Fische. Das heißt, sie werden an Fische verfüttert.
Ich frage mich, warum in meiner Wohnung nicht die ohne Flügel leben.
Sie wären leichter zu fangen. Können Fruchtfliegen ohne Flügel fliegen? Natürlich nicht.
Und trotzdem heißen sie Fliegen.
Traurig, wenn man eine Fliege ist und nicht fliegen kann. Ganz schlimm ist das. Vor allem ganz schlimm wenn gerade ein Fisch vorbeikommt. Mit offenem Mund.
Ich werde nun die Küche putzen. Und dann kauf ich mir einen Seeteufel.
Heute ist Markttag. Und der Fischverkäufer ist auch da.
Ich hoffe, er hat einen lebenden Seeteufel mit.
Weil dann könnte ich testen, ob der Seeteufel in Ermangelung an flügellosen Fruchtfliegen auch die Fruchtfliegen mit Flügel mag.
Ich bin sicher, das funktioniert.
Es gibt da ein Sprichwort – In der Not frisst der Seeteufel Fliegen – auch die mit Flügeln.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Tolles Apfelbild, were Dame der Fliegen :)

Anonym hat gesagt…

Sieh an: Fruchtfliegenplage quer durch Mitteleuropa! Nicht nur in Salzburg lebt es sich mehr schlecht als recht mit den Schwebeviechern. Auch bei uns, nördlich von Frankfurt im Rhein-Main-Gebiet, wedelt man sich tagtäglich durch ein Heer dieser lästigen Fliegen.

Mein Tipp, auch auf die Gefahr hin, von kompromisslosen Tierfreunden fern-gesteinigt zu werden: Aufsaugen! - Immer wenn's ganz arg wird, nehmen wir den Staubsauger zur Hand und sorgen für fruchtfliegenfreie Räume. Danach kann man wenigstens in Ruhe zu Abend essen und sein Hefeweizen ohne Fleischbeilage genießen.

Ein paar Stunden später sind sie allerdings schon wieder da …

JMH hat gesagt…

Translated: Sadly, if one is a fly and cannot fly. That is completely bad.

That IS completely bad. But good for a laugh.

amadea's world hat gesagt…

Man könnt' direkt reinbeißen, gell, kopffuessler?

Ulf, es ist besser geworden mit den biestern. Aber nun kommen die Gelsen. Vor allem nachts.
Vom Regen in die Traufe :-)

jhm - The Lord of the Flies can't fly either ;-)