Freitag, April 21, 2006

unter-brech-ung

Etwas, was ich nicht ausstehen kann, sind Leute, die einen ständig unterbrechen.
Sie meinen, dass das, was sie zu sagen haben, so wichtig ist, dass sie es sofort sagen müssen.
Jeder kennt die Situation. Du bist gerade mitten in einem Gespräch mit einer Freundin.
Euer beiden Augen glänzen, ihr geht ganz auf in dem Gespräch, wild gestikulierend, konzentriert, mit roten Gesichtern vom Lachen und vor Aufregung.
Du ringst um das richtige Wort, den passenden Satz. Dein Reden wird begleitet von verschiedensten Geräuschen wie hmmm…ohhhhhhhhhh….uiiiiiiiiiiiiii - und wenn man genau schaut, das heißt, wenn man im Gegenlicht genau schauen würde, sähe man den feinen Sprühregen, der die Worte, die aus eurem Mund quellen, drängen, plumpsen, fallen und sausen, begleiten.
Auf einmal, ohne Vorwarnung, kommt diese Person auf euch zu, öffnet ihren Mund ohne Vorwarnung und redet. Sie redet, ohne mit der Wimper zu zucken. So, als sei es das Selbstverständlichste der Welt, so als ob ihr beiden nur gelangweilt nasebohrend oder däumchendrehen herumstehen würdet.
Diese Person hält es nicht für notwendig, ein „Entschuldigt bitte“ oder „Darf ich mal kurz unterbrechen, bitte“ zu äußern, geschweige denn zu warten, bis man den Satz beendet hat.
Das wirklich Schlimme daran ist, dass diese Person auch nicht dazulernt. Ich habe schon alles ausprobiert. Ich habe höflich und zuvorkommend gesagt, sie solle ein wenig warten. Ich habe sie ziemlich bestimmt darauf hingewiesen, dass es nun gerade nicht geht und ich beschäftigt bin. Ich habe manchmal sehr ungehalten reagiert und sie einmal sogar total ignoriert.
Aber es scheint nichts zu nützen. Bereits am nächsten Tag dasselbe.
Heute zum Beispiel.
Ich war gerade dabei, Lo mein neues Paar Schuhe zu beschreiben, hatte gerade das Wort „purpurrot“ gesagt und wollte weiter reden, als diese Person aus dem Nichts auftaucht, mit lauter Stimme unterbricht, schreit, sodass mein Trommelfell fast platzt.
„Oh, meine Cousine hat sich auch gerade solche Schuhe gekauft. Sie ist ja so ein Schuhfreak, sie besitzt 82 Paar. Und wisst ihr, diese purpurroten Schuhe passen genau zu diesem Abendkleid, das sie sich von einer Schneiderin in Wien entwerfen hat lassen. Und es war gar nicht teuer. Nicht mal 1000 Euro. Dabei hat die Schneiderin sie von Kopf bis Fuß vermessen, und stellt euch vor, einen Silikonabdruck machen lassen und diesen Abdruck von ihrem Körper, stellt euch so was vor, nach Paris geschickt. Dort gibt es einen Designer, der fertigt diese Kleiderpuppen an….wie heißen die nur, egal…jedenfalls….das Kleid sitzt wie eine zweite Haut….mein Gott, sie ist so hübsch, meine Cousine Selma. Sie wohnt in Knittelfeld und ich hab sie vorige Woche besucht. Sie ist wirklich cool, meine Lieblingscousine. Ihr würdet sie sicherlich mögen. Sie ist in eurem Alter.“
Ich war geschockt. Ich wollte schon sagen, „Halt deinen Mund, wen interessiert deine Cousine?“ – und – „Wie kommst du dazu, mich zu langweilen und mir drei Minuten meines Lebens zu stehlen mit Geschichten über deine Knittelfelder Cousine, die mich nicht interessiert und ihr purpurfarbenes Silikonkleid interessiert mich schon gar nicht. Aber ich besann mich, fragte, „Wo ist Knittelfeld?“ und zog von dannen.
Wie kommt es, dass manche Leute so ungeduldig sind, dass sie keine Zeit haben, zu warten?Nicht mal für einige Sekunden?
Ich vermute, es hat mit Dummheit zu tun.
Ich will nicht behaupten, dass ich nicht auch manchmal dazu neige, jemanden zu unterbrechen; vor allem wenn meine Freundin Christina zwanzig Minuten lang die Inhaltsangabe des Films, den ich schon drei Mal gesehen habe, erzählt.
Lo und ich reden auch immer zur selben Zeit. Aber daran sind wir schon gewöhnt.
Doch niemals, nie im Leben käme ich auf die Idee, jemanden, der gerade telefoniert, zu unterbrechen.
Es gibt natürlich Momente im Leben, in denen man jemanden unterbrechen muss.
Wenn der Herr, der über dir wohnt unten im Garten gerade mit dem Hausmeister über den nicht enden wollenden Winter diskutiert, und es bereits von deiner Decke tropft, weil der Schlauch seiner Waschmaschine geplatzt ist, dann zögere nicht, laut schreiend die beiden zu unterbrechen und dem Herrn, der über dir wohnt, mitzuteilen, dass die Feuerwehr, die gerade anrückt, nun gleich seine Wohnung auspumpen wird. Und dass es günstig sei, das Gespräch nun zu unterbrechen und den Wasserhahn zuzudrehen.

Aber nun zu dir.
Ja, zu dir.
Du weißt genau, dass ich dich meine.
Halt endlich den Mund und warte, bist du dran bist.
Ich habe Besseres zu tun als mir deine Geschichten anzuhören.
Lern mal, was sich gehört, sei geduldig und unterlass es, mich ständig zu unterbrechen mit Unwichtigem.
Es kann nämlich sein, dass das, was ich gerade tue, wirklich wichtig ist.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

oiso, i unterbrech di nur wann soi muss :-))))) - hugi