Sonntag, Jänner 15, 2006
handy-wo-man-ia
Den Satz „Das ist meines“, höre ich immer dann mehrmals, wenn ich in einem Cafe sitze, ein Handy läutet, und gleichzeitig fünf Leute in die Tasche greifen.
„Doch nicht meines“, hört man gleich darauf seufzend.
Der, dessen Handy es dann doch ist und das mit dem Schni-schna-schnappi-Klingelton die Stille des Raumes durchbricht, wird mit wenig freundlichen blicken der Anwesenden bedacht.
Leider läutet meines dann niemals, weil es zu Hause liegt oder ich vergessen habe, es einzuschalten.
Und wenn meines läutet, dann bin ich so überrascht, ja fast geschockt, dass ich es in der Aufregung in meiner Tasche nicht finde. Aus unerfindlichen Gründen schaffe ich es nicht, mein Handy in das dafür vorgesehene Handy-Etui zu stecken.
Ich muss gestehen, dass ich damals beim Kauf meines neuen Handys nicht nur verärgert war, weil ich meine Geburtsdaten, ein polizeiliches Führungszeugnis, meinen Lohnzettel und mein Gewicht angeben musste, sondern auch sehr erfreut, ja fast glücklich, ob des kleinen, eleganten Etwas, das blinkte wie ein Christbaum auf der 5th Avenue, wann immer es läutete.
Die ersten Tage verbrachte ich mit dem Auswählen eines zu mir passenden Klingeltones und nach langem hin und her entschied ich mich für „smoke on the water“, dessen Melodie mich an einen Abend erinnert, an dem ich erstmals in meinem Leben zuviel getrunken und mir den Kopf an einem Balken derart angestoßen hatte, dass die Platzwunde, die ich davongetragen hatte, genäht werden musste.
Das erste Mal läutete mein Handy am Elternabend – ob ich es bewusst nicht ausgeschaltet hatte, weiß ich nicht mehr. Jedenfalls dauerte es einige Minuten, bis ich bemerkte, dass es meines war. Ich hatte mich noch gewundert, über all die Blicke, die mich trafen und führte sie auf den neuen Pulli zurück.
Es war eine Mischung aus stolz und Peinlichkeit, die mich veranlasste, blitzschnell den Kram meiner Handtasche auszupacken und das Handy, das ganz unten in der Taschenecke verzweifelt vor sich hin blinkte und spielte, an mich zu nehmen und mit einem „Entschuldigung“, aus dem Raum zu laufen. Als ich endlich den Antwort-Knopf gefunden hatte, hörte ich mein Sohn die kurze Frage stellen, „Mum, wie viel Mehl brauch ich für eine Pizza?“
Ich bin kein Handy-Mensch. Bis vor kurzem besaß ich ein Wertkartenhandy aus Plastik, bis ich mir nach langem Zureden meines Sohnes, der neben seinem Studium für Sony-Ericsson jobbt, ein meinem Alter und gesellschaftlichen Rang entsprechendes Handy kaufte.
Außerdem wollte ich meinem Sohn die Peinlichkeit ersparen, dass seine Mutter ein Spielzeughandy besaß und er einen effizienten Communicator, der es erlaubte, Videos zu verschicken, sich mit dem Internet zu verbinden und das Rezept für eine Pizza jederzeit abrufen zu können.
Es ist egal, wo du bist – ob auf einer Alm hoch droben, im Zug oder in einem schönen Restaurant, Handy-Melodien der ungewöhnlichen Art sind zum alltäglichen Hörerlebnis geworden.
Ich muss gestehen, dass ich zu Anfang heimlich mein Handy klingeln ließ, um es dann an mein Ohr zu halten und beiläufig zu sagen, „Ich rufe dich gleich zurück“.
Ich wollte nicht zu denjenigen gehören, deren Gespräch wie folgt lautet, „Hallo?“ – „Hallo, wo bist?“ – „Bin grod im Zug“. „I woar einkaufen, ich kimm glei hoam“. „Wos tuast du?“ „Nix“. „Konnst scho den Tisch decken und des Brot auftauen. I bring an Salat und die Extrawurscht mit“. „Bis glei“. „Jo, pfiati“
Eigentlich hätte ich nur ein Handy zum Telefonieren gebraucht – die Zusatzfunktionen, mit denen es ausgestattet ist, nütze ich nicht.
Aber erst letzte Woche erzählte mir mein Schwager beim Familientreffen, meine Schwester habe alle Termine, Geburtstage, Backzeiten von Kuchen, Weihnachtskeksen, Spritverbrauch und anderes in ihrem Handy gespeichert.
Das imponierte mir und noch am selben Abend speicherte ich den 95.geburtstag meiner Großtante ab.
Leider hatte ich, als mich mein Handy dann nach einer Woche daran erinnerte, es zu Hause am Nachtkästchen vergessen.
So schrieb ich, wie jedes Jahr, die karte an meine Großtante eine Woche später, nachdem mich meine Mutter an ihren Geburtstag erinnert hatte.
Derzeit trage ich mich mit dem Gedanken, mir ein neues Handy zuzulegen, das mir erlaubt, mich im Kaffeehaus mit meinem Laptop zu verbinden, mein Telefonbuch zu speichern und nicht vorhandene Kontakte zu verwalten.
Zuvor brauche ich aber noch einen Laptop mit allem drum und dran, und jemanden, der mir erklärt, wie das alles funktioniert weil zum Lesen der Bedienungsanleitung habe ich weder Lust noch Zeit. Außerdem klingelt gerade mein Handy.
Die neue Melodie von DJ Bomba ist der Hammer. Und ich habe gerade die perfekte Message für jeden Anlass herunter geladen. Individuell, witzig - meine persönliche Sprachnachricht als Stimmenimitation.
Ich rede am Handy nun wie Britney Spears. Und das alles für nur 99 Cent. Das muss sein – man gönnt sich ja sonst nichts.
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