Sonntag, Oktober 10, 2010

vergissmeinnicht


Ich schreibe gern Listen.
Falsch.
Ich muss Listen schreiben. Sonst vergess ich alles.
Sobald ich entdecke, dass die Marillenmarmelade dem Ende zugeht, kommt sie auf die Liste neben Klopapier und dem Vermerk, zur Bank zu gehen, um die längst fällige Rechnung zu bezahlen.

Es sind eigentlich keine Listen, wie sich die ein organisierter Mensch vorstellt. Es sind Kritzeleien, auf irgendwelchen Zetterln, die irgendwo herum liegen.

Ich habe auch Einkaufslisten. Diese befinden sich meist auf der Innenseite von abgerissenen Reis-oder Semmelbröselpackungskartons und dann vergess ich sie natürlich, mitzunehmen wenn ich einkaufen gehe.

Ich hab mir auch die PIN-Nummer meiner Bankomatkarte notiert, weil es sein kann, dass ich in Gedanken bin und mir plötzlich alle anderen Nummern als die benötigte einfallen.
Es passiert gelegentlich, dass ich vor dem Bankomat stehe und meine Autonummer, den Geburtstag meiner Mutter oder meine Versicherungsnummer eintippe habe – hintereinander – und dann ist die Karte futsch. Gefressen. Vom gierigen Bankomatenmaul.

Okay, so schlimm wie mit meiner Mutter ist‘s noch nicht.
Aber fast.
Es gibt Tage, da gehe ich in den ersten Stock und stehe dann da, weil ich nicht weiß, was ich hier wollte. Glücklicherweise vergesse ich dann nicht auf‘s Hinuntergehen. Aber das wird auch noch kommen.
Ich gehe in den Garten und weiß nicht, was ich wollte. Und da hilft es auch nicht, dass ich die Kaffeetasse, die leere, und das Handtuch mithabe.
Leere Kaffeetassen und Handtücher in Gärten erinnern mich an nichts.

Ich vergesse auch Namen. Wie hieß der, der da im Film mitgespielt hat? Der Herzallerliebste weiß es auch nicht. Mich beruhigt das. Hat er doch viel weniger zu tun und zu denken als ich.
Der war doch mit der Dings verheiratet, wie heißt die noch? Der, der diese schreckliche Kindheit hatte, weißt eh. Und er war auch dann bei der Talksendung, wie heißt die noch schnell?
Die neueste Liste hat mit meiner Mutter zu tun. Ich darf die nicht verlieren. Die ist wichtig.
Du musst wissen: Das Schlimmste für eine Frau in meinem Alter ist es, zu entdecken, dass man bei sich Verhaltensweisen entdeckt, die einen bei der Mutter nerven. Und ich entdecke in letzter Zeit einiges.

Hier einige Beispiele aus dieser Liste. Weitere folgen.

Ich setze mich immer hin. Egal wo. Ob bei einem Vortrag, in der Bar, im Zug.
Ich frage meinen Sohn über seine derzeitige Freundin und ihre Eltern aus.
Ich wische das Besteck im Restaurant mit der Serviette ab.
Ich bügle Geschirrtücher.
Ich verwende Stoffservietten.
Es ist mir wichtig, wie die Toilette eines Restaurants aussieht.
Ich desinfiziere meine Hände.
Ich habe Lavendelseife gekauft. - Das ist die Todsünde! Gott sei Dank erst ein Mal. Hab die dann weg geworfen.
Die Zitronen, der Ingwer und der Knoblauch in meinem Kühlschrank verschimmeln. Das Joghurt ist abgelaufen und ich esse es trotzdem.
Hausarbeit nervt mich. Manchmal verwende ich den Fön zum Abstauben.

Ladies, hab ich was vergessen?

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

dachte das passiert nur so alten taugenixen ,die mit der flasche im arm aufwachen tunn.
bleib aber dein fan auch wenn du dich nicht erinnerst
an deine ehrlichen visionen..hihi
lg kurt