Freitag, April 30, 2010

hey, teacher


Wir Lehrer lieben Regeln.
Deshalb halten wir uns auch an die zehn Gebote und die Gesetze. Und an die Grammatikregeln.
Deshalb werden wir wirklich grantig, wenn ein Schüler statt Doppel S ein S schreibt und statt den vierten Fall dem dritten verwendet.
Es ist dem Lehrer angeboren, Fehler zu finden. Vor allem beim anderen.

Wenn du einen Lehrer fragst, was ihn am meisten aufregt und beschäftigt im Leben, so wird er nicht sagen, Wirtschaftskrise oder Klimawandel.
Nein, er wird sagen, dass es ihn am meisten nervt, wenn Leute oder Schüler den Dativ oder Akusativ, irgend einenen Fall halt, nach dem Zufallsprinzip verwenden. Das bringt ihn auf die Palme oder, hier im Gebirg, auf den nächsten Nadelbaum.
Weißt du, was ihn richtig nervt? Wenn im Fernsehen ein Schnösel einen Satz mit insofern beginnt und ihnmit dass fortsetzt. Der kriegt Zuständ, der Lehrer, wenn er das hört.
Nach insofern gehört als und nicht dass!


Leute wollen immer wieder ehemalige Lehrer bei diversen Klassen- oder Maturatreffen beeindrucken.
Wenn du willst, dass dich ein Lehrer bewundert, dann schau, dass du irgendein kompliziertes Grammatikthema findest und diskutiere es mit ihm. Und dann besteh auf deinem Standpunkt. Hör dir zwar seinen an, aber widersprich ihm, drücke dich jedoch korrekt aus und untermaure deine Theorie mit gut gewählten Beispielen, in die du ein paar Fremdwörter einbaust.
Am besten solche, die dem Zeitgeist entsprechen oder die er nicht kennt. Beistrichregeln in Gliedsätzen wären zum Beispiel ganz gut. Oder Konjunktiv II – Sätze mit wusche, mölke bekömme, etc.

Das größte Vergnügen für einen Lehrer ist es, Bücher und Zeitschriften auf Rechtschreib- und Stilfehler zu durchforsten. Wenn er dann einen findet, weiß er, dass er besser ist als der Autor und Lektor mitsammen. Je größer die Auflage des Buches oder der Zeitschrift, desto größer seine Begeisterung. Wenn der Lehrer also einen Fehler in der Kronenzeitung findet, schmeißt er noch am selben Abend eine Party.

Glaub nicht, dass ein Lehrer großzügig darüber hinweg sieht, wenn du ihm eine Email schickst, in dem der eine oder andere Beistrich fehlt. Da bist du unten durch bei ihm.
Du kannst das vermeiden indem du ihm etwas zum Korrekturlesen gibst. Sei so gut Hans, und lies mir das durch. Ich muss für meinen Chef einen Bericht schreiben und bin mir nicht sicher, ob das so passt. Du weißt, ich hab’s nicht so mit der Rechtschreibung.
Es bestätigt seine Meinung, dass er für Höheres bestimmt und für seinen Job überqualifiziert ist.

Du musst nämlich wissen, einer, der Lehrer wird, kann sonst nichts. Ich weiß nicht, wer das sagte. Jedenfalls kein Lehrer.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Nach "insofern" am Satzanfang ein "als" zu setzen, klingt natürlich gut und gebildet, ist aber dennoch ein Stelzenlauf, Frau Lehra. Ein "wie" täte nämlich richtiger sein, denn es wird etwas auf Gleichheit verglichen. Die Frage danach lautet ja auch "inwiefern?" und nicht "inalsfern?". - Aber mit dem Vergleich auf Gleichheit oder Ungleichheit, d.h. jenem bekannten wie/als-Problem, hapert's halt oft und gerne, auch unter Akademikern.

saxana hat gesagt…

Ja, da hast Du recht. Da bin ich also doch eine richtige Lehrerin. Mich nervt das mit den Fällen, so sie falsch gesetzt werden, wahnsinnig. Auch die Mehrzahl wird seit einigen Jahren nicht mehr richtig gebraucht. Auch das bemerke ich erstaunt.

amadea's world hat gesagt…

t.m. - insofern wie??? das sind ja ganz neue gedanken. ich muss das durchdenken.
ich geb zu, ich war früher in meiner jugend ganz extrem mit fehlern. wenn ich einen liebesbrief mit rechtschreibfehlern bekam, war es schon aus. und ich war fehlerlos damals. mittlerweile ist es mir wurscht. ich mach unzählige fehler und steh dazu !!
du bist ein sprachgenie, hab ich schon g'merkt.

saxana - das mit den fallfehlern nervt mich nach wie vor sehr. ich glaub auch, wir österreicher sind sprachlich nicht so gut wie ihr.

auch in der ausdrucksweise nicht.

meine mama wuchs deutsch/kroatisch/ungarisch auf - ein kauderwelsch. mein papa ein richtiger pinzgauer mit starkem dialekt. mich wundert's eh, dass ich überhaupt was "derschreib" :-)

Anonym hat gesagt…

Zum Titel: Da fühle ich mich direkt angesprochen.
Zum Inhalt: Mit der Kronenzeitung hätte ich Dauer-Party, da suche ich keine Fehler, die ist bloß zur Unterhaltung da. Gut gehts es mir, wenn ich "Le Monde" korrigieren darf :-) lg teach

Anonym hat gesagt…

Insofern glaube ich, dass diese Sache funktionieren würde, wäre aber schon richtig, oder?

Ich finde primär die Verwendung des Genetivs gräulich. Immer dieses ´s statt einfach nur ein s... *sfz*

Flash hat gesagt…

Mich nervte beim Lesen, daß da der Akkusativ als Akusativ verzeichnet wurde.

Rin unverzeihlicher Tippfehler,muß ich sagen. Und das bei diesem Inhalt...ts, ts.

amadea's world hat gesagt…

hihi, flash - gut so. vielleicht wärst a gute lehrerin :-)

ich bin lehrerin, und steh zu meinen fehler. bin gott sei dank englischlehrerin.

Finja hat gesagt…

Ach super klasse der Artikel von dir, gefällt mir außergewöhnlich gut muss ich sagen.Wann kommt den dein Artikel zum Thema Luxus Chalet Allgäu !Lg Finja