Mittwoch, Jänner 27, 2010

Yes, I can


Warum probieren wir immer wieder, eine Fliege zu fangen oder zu erschlagen obwohl wir es fast nie schaffen?
Vielleicht wollen wir uns mit ihr messen.
Wir, die wir ja so viel weiter sind in der Evolution und am Ende der Futterkette.

Auch beim Fischen zeigen wir, dass wir stärker sind und es für uns ein Leichtes ist, einen Fisch zu fangen.
Eigentlich gemein.
Fische dringen nicht in unsere Privatsphäre, nerven uns nicht mit Herumschwimmen und halten sich nicht in unserer Wohnung auf. Fische kennen ihre Grenzen.

Ganz anders die Fliegen.
Eine Fliege zeigt dir mit Genuss, dass sie dir überlegen ist. Sie saust dir um den Kopf wie Batman, ändert ständig ihre Geschwindigkeit, sitzt da, wo sie nicht sitzen darf und vollführt waghalsige Loopings. Sie dreht sich in der Luft blitzschnell um ihre eigene Achse, saust rauf zur Decke, wieder herunter wie ein Superbomber und landet elegant auf deiner Hand, dem Stück Obst oder deinem Frühstückssemmerl.
Und jedes Mal wieder, wenn eine Fliege in deiner Wohnung herummsurrt, nimmst du ihn auf, den Kampf. Den Kampf gegen die Fliegen.
Es ist ein Kampf, der nie enden wird. Nicht in einem Jahr, noch in zehn Jahren. Und jedes Mal nimmst du ihn auf, den Kampf. Jedes Mal von neuem. Mit frischem Schwung und Elan. Du bist kein Feigling, du stellst dich der Herausforderung.
Merke: Das wichtigste in diesem Kampf ist Strategie.
Lass es mich dir erklären:
Ich hatte einmal, vor Jahren, eine ganze Armee Fliegen in meiner Wohnung. Vom nahe gelegenen Bauernhof. Nicht, dass es nun keine Bauernhöfe mehr gäbe in meiner Umgebung. Es gibt genügende. Mehr als. Aber nicht mehr direkt neben mir. Ich versuchte sie zu fangen, die Fliegen, der Reihe nach. Immer wieder mal eine. Es war aussichtslos. Es war nur ärgerlich. Es war eigentlich mehr. Es war aussichtslos. Weil für jede Fliege, die ich fing oder erschlug, kamen zwei oder drei neue herein. Beim Fenster. In der Nachhut – so nennt man das doch – nicht wahr - lauerten tausende andere Fliegen - eine richtige Fliegenarmee.
Ich musste also zum Nachbarn gehen und dort alle Fliegen vernichten. Das war mein Plan. Ein genialer Plan.
Mit einem Teppichvorleger machte ich mich auf den Weg. Habe ich Hugo, den Hofhund, erwähnt? Egal, er bellte ohnehin zu laut und zu viel.
Ich kam nur bis zur Haustür.
Vermutlich hat der Bauer den Hugo doch recht gern gehabt.

Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich auf die Fliegen in meiner Wohnung zu konzentrieren.
Ich begann mit der gewaltfreien Lösung. Ich verhandelte mit den Fliegen. Ich bot ihnen an, einen Teller mit Essen bereitzustellen wenn sie dafür alles andere in Ruhe lassen würden.
Vorerst schien es, als ob sich sich an mein Friedensangebot halten würden. Aber schon nach einem Tag war wieder alles wie zuvor.
Sie flogen nach wie vor herum, surrten und summten und setzten sich nach wie vor auf mein Frühstück.

Danach versuchte ich, sie zu domestizieren. Jahrelang. Ich versuchte, sie zu erziehen, ihnen beizubringen, wie man sich richtig verhält. Es gelang mir nicht. Ich sage nicht generell, dass man Fliegen nicht erziehen kann. Nein, ich bin vermutlich nur ungeeignet.
Ich hatte schon Probleme mit meinen Söhnen. Die Erziehung der Söhne gelang nur mit Hilfe meines Exmannes, der ausgezeichnete erzieherische Qualitäten besitzt.
Aber da er sich weigerte, die Fliegen mit zu erziehen, war ich auf verlorenem Posten. Es ist zu viel für mich.

Ich kam zur Einsicht, dass nur rohe Gewalt hilft. Und Fliegenklatschen. Fliegenklatschen sind die beste Waffe. Eine Fliegenklatsche ist wunderbar. Nur finde ich sie nie. Ich verlege sie ständig. Auch wenn ich mehr als eine habe, verlege ich die.
Vermutlich versteckee ich sie, weil sie ausgesprochen hässlich sind. Unbewusst. Wir tun ja so viel unbewusst. Das meiste. Eine Frau Psycho sagte mir mal, dass unser Unbewusstes geistig auf der Stufe eines Sechsjährigen steht. Meines ist sicher erst vier.
Egal. Jedenfalls sind sie nicht auffindbar, die Klatschen. Sie sind ohnehin unhygienisch.
Meine Lieblingswaffe sind Geschirrtücher. Geschirrtücher werden in Nullkommajosef zur Fliegenmassenvernichtungswaffe. Falls du sie richtig handhaben kannst. Du musst sie rollen. Ordentlich und fest zusammen rollen. Ich habe da immer ein kleines Problem. Sobald ich aushole, ist es aus mit der Rolle. Das Geschirrtuch hat sich entrollt. Und die Fliege lacht mich aus wenn sie sieht, wie ich mit dem Geschirrtüchl durch die Luft wachle.

Aber was schreibe ich da nur?
Weit und breit keine Fliege hier in der Wohnung.
Und warum? Weil Winter ist. Weil es kalt ist. Und die Fliege mag die Kälte nicht. Aber es wird wieder warm werden. So schnell nicht, aber irgendwann bestimmt.
Und dann will ich vorbereitet sein.

Und weißt du, was ich mir überlegt habe? Was ganz Neues. Was noch nie da Gewesenes. Etwas, das ich noch nie gemacht habe. Gestern bin ich draufgekommen. Ich such mir ein neues Hobby. Ja, genau. Ein Hobby, das nicht nur lustig, sondern auch gleichzeitig nützlich ist. Ein fliegenvernichtendes Hobby.
Das gibt es nicht, sagst du?
Klar gibt es das: Fliegenfischen!

PS:
Während des Schreiben dieses Textes kam es zu keinen Verletztungen von Lebewesen. Nicht einmal von Fliegen.
Aber diese eine da, diese da, die schon seit Ende August herumschwirrt, die erwisch ich heut. Egal wie.
Was der Obama kann, kann ich auch.
YES, I CAN !

2 Kommentare:

solo hat gesagt…

es gibt da so ein witziges utensil, es ist ein tennisschläger mit batterie. wenn du die fliege triffst, drückst du auf einen knopf und sie wird geröstet. ein ganz unethischer spass! man wird damit schnell sehr gut als ... killer....

http://de.wikipedia.org/wiki/Elektrische_Fliegenklatsche

amadea's world hat gesagt…

Was du alles kennst! Grauslich! Und dann muss man die Toten entsorgen!