Montag, Juli 27, 2009

was habt Ihr gegen pausen?


Wir machen ständig Pausen.

Beim Sprechen zum Beispiel.
Richtig platziert sind Pausen wichtig für das Verständnis und den Nachdruck des Gesagten. Eine Pause ist gleich wichtig wie ein Wort oder Satz. Oder wichtiger.
Magisch so eine Pause. Vor allem eine kleine.
Eine kleine Pause vor dem Wort JA zum Beispiel. Diese kleine Pause hat es in sich. Diese kleine Pause bedeutet NEIN. Und dadurch wird das darauf folgende JA umso wertvoller.

Eine Pause vor einem Wort drückt aus, dass das, was nach der Pause folgt, von großer Bedeutung ist. Der Sprecher drückt durch die Pause aus, dass er genau weiß, was er sagt, dass er abwiegt, nicht leichtfertig und oberflächlich redet sondern wohl überlegt.
So wirkt es jedenfalls.
In Wirklichkeit ist es ganz anders.
Jedenfalls bei mir.
Wenn ich im Satz eine Pause mache, dann ist da gar nichts wohl überlegt, ganz im Gegenteil. Ich mache vor Wörtern nur dann Pausen, wenn ich mir nicht sicher bin. Wenn ich nicht genau weiß, was ich sagen will oder soll. In diesen Bruchteilen von Sekunden arbeitet mein Gehirn fieberhaft, wie wahnsinnig, wie los gelöst von mir selbst, fast panisch. Ich bin unsicher und irgendwann, sag ich halt was. Aber das ist ganz und gar nicht wohlüberlegt, das ist nur spontan.
Aber mein Gegenüber merkt das nicht, und darum geht es doch, nicht wahr?
Ich bin halt keine Weise, die denkt, bevor sie redet. Das tun ja die Weisen bekanntlich.
Ich bin der Meinung, dass dieses Sprichwort Unsinn ist.
Dann würde ja einer, der ganz besonders weise ist, gar nichts sagen, weil er ständig damit beschäftigt ist, zu denken.
Demnach wäre mein Exmann einer der weisesten Menschen überhaupt, weil der hat nie was gesagt. Nicht einmal, als ich ihn fragte, warum er mich geheiratet hat.
Nein, die Nichtssager sind keinesfalls weise. Ganz im Gegenteil. Die verwenden dieses Sprichwort nur als Ausrede, um nichts sagen zu müssen.

Nicht nur beim Reden brauchen wir Pausen. Auch in der Musik. Vor allem in der Musik. Das wär was, ein Musistückl ohne eine Pause. Aufreibend, langweilig. Einfach nur fad.
Eine Pause in der Musik ist ein schöpferisches Innehalten.
Ein besonders langes schöpferisches Innehalten zeigt dieses Musikstück:


Toll. Da gehst in ein Konzert und hörst nix, dann a bissl Husten und Schnäuzen. Aber so sind halt Pausen. In Pausen passiert eben nicht viel. Das Beste bei dem Stückl ist das Klatschen. Die Leut klatschen wahnsinnig toll und aufregend. Sie klatschen ganz normal, wohlgemerkt, aber durch die Pause vorher wird das Klatschen zu etwas Besonderem. Magisch eben!

Manchmal redet man von einer Pause, will aber etwas Altes abschließen, um etwas Neues zu beginnen. Das ist keine richtige Pause. Das ist eine Unterbrechung, würde ich sagen. Eine richtige Pause ist die Zeit, die ich brauche, um mich zu erholen und dann wieder mit der ursprünglichen Tätigkeit weiter zu machen.
So wie ich. Ich mach weiter genau so wie ich aufgehört habe. Kein neuer Stil, keine neuen Fehler, keine andere Sprache. Alles wie gehabt.

Am schönsten sind die Pausen für mich wenn ich auf Fortbildung bin. Diese Pausen sind wie die Pausen seinerzeit in der Schule. Als ich noch Schülerin war. Als Lehrerin hab ich zwar auch Pausen, aber die sind anders. Nicht so toll wie die als Schülerin.
Aber die Fortbildungsseminarpausen sind die besten. Das Kostbarste, was es an Pausen gibt. Im Nachhinein betrachtet sind diese Pausen ein Dazwischen, eine Art Nichtsein, eine Zeit, die eigentlich gar nicht war. Eine Zeit, in der das Denken zu sich kommt und einen Gedankenstrich ins Jetzt setzt. Ein Gedankenstrich zum Durchatmen.

Meine Pause ist heute zu Ende. Aber ich hab immer noch Ferien. Wie schön.

3 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

niemand hat was gegen pausen, wenn sie irgendwann zu ende gehen. schön wieder von dir zu lesen!

Anonym hat gesagt…

Wie schön.

P.S.: Dieses Stück ist aber auch irre schwer zu spielen ...

amadea's world hat gesagt…

danke, klaus.

t.m. also, ich finde dieses stück ehrlich gesagt unmöglich. erinnert mich von der art der besucher an hurz.

http://www.youtube.com/watch?v=tnJXsCZ67i4

dieses elitäre, kunstverständige publikum !!