Dienstag, Jänner 06, 2009

bruce willis tanzt wie john travolta


Du schaust aus wie der Travolta, sage ich.
Der ist gestorben, sagt Lo.
Gestorben?
Ja.
Der John Travolta?
Nein, nicht er, der Sohn.
Den kenn ich nicht.
Aber du siehst wie der Travolta aus. Wie der junge Travolta. Weißt eh, in dem Film. Der Film fällt mir nun nicht ein.
Lo und ich sind im Stadl.
Travolta zieht mich auf die Tanzfläche.
Du siehst aber nur wie der Travolta aus. Sonst hast du nicht viel von ihm, sage ich. Du bist nicht im Rhythmus.
Wenigstens bist ehrlich, grinst er.
Ja, sage ich. Das sagt man mir nach. Jemand sagte mir mal, ich sei erschreckend ehrlich. Verstehe ich zwar nicht, weil ich viel, was ich mir denk, gar nicht sage. Meine Ohren summen. Die Musik ist laut.
Neben mir ein Engländer mit halb vollem Bierglas. Die Engländer kenn ich immer. Die brauchen gar nicht den Mund auf zu machen, schon kenn ich die. Er nervt. Gleich wird der mich anschütten.
Ich trete ihm wie zufällig mit den High Heels in sein Schienbein. Er fällt fast um, das Bier schwappt über. Auf sein Hemd. Ich hüpfe grad noch weg.
No drinks allowed on the dance floor, sage ich zu ihm. Not in Austria. Travolta grinst.
Hast du hier die Aufsicht?
Klar, sage ich. Einer muss ja was sagen.
Das Lied ist zu Ende.
Der Gitarrist verkündet: Keine Getränke und Zigaretten auf der Tanzfläche – No drinking and smoking on the dance floor.
Na siehst, sag ich. Travolta grinst noch immer.
Sag nun ja nichts mehr, raune ich ihm zu.
Wir gehen zurück zur Bar. Lo steht da und redet mit Travoltas Freund.
Du, Amadea, findest nicht, dass er aussieht wie Tom Cruise?
Ja, dieselbe Größe haben’s. Aber das ist auch alles.
Du hast keine Fantasie, Amadea.
Ich habe sehr viel Fantasie, Lo. Wenn er ausschaut wie der Tom Cruise, dann schau ich aus wie die Michelle Pfeiffer. Fesch bist heit, Lo, sage ich. Wie die Raquel Welch schaust wieder mal aus, und die Haare hast so wild heute. Warum hab ich immer schönere Freundinnen als ich selbst bin? Da hab ich ja nie eine Chance bei den Männern.
Red nicht so an Topfen, Amadea. Immer wenn ich mit dir ausgehe, lernen wir nette Männer kennen.
Ja, nette. Lo. Genau. Toll. Oder?
Lo nimmt ihren Ohrring raus und versucht ihn in Travoltas linkes Ohr zu stecken. Sie stochert wie wild am fremden Ohr herum.
Ich kann gar nicht zuschauen, sag ich, mir wird schlecht, der hat ja gar kein Loch mehr.
Ja, ich hab eins, sagt Travolta, aber da war schon zwanzig Jahre kein Ohrring mehr drinnen.
Endlich schafft sie es.
Mir tut der Ohrring heut weh, sagt Lo, und bevor ich ihn verlier.
Der Ohrring baumelt an Travoltas Ohr.
Passt gut zu deiner Halskette, sag ich. A bissl schwul schaust aus, aber nur a bissl.
Ein Bier bitte.
Ich dreh mich um.
Entschuldigung. Bruce Willis steht da. Ich will nur was zu trinken bestellen.
Passt schon, sag ich. Mach nur.
Fehlt nur noch George Clooney. Aber Clooneys verirren sich nicht hier her.
Die Musik spielt Blues Brothers. Ich sause auf die Tanzfläche, lasse mich treiben. Danach gehe ich raus. Es ist heiß im Lokal. Die Kälte erschlägt mich.
Als ich zurück komme, sehe ich Bruce Willis. Ganz einsam und traurig schaut er aus.
Du sitzt ja noch immer bei deinem Bier, sage ich.
Es ist mein zweites.
Was tust du hier? Wieso tanzt du nicht, bei der Musik?
Allein macht das keinen Spaß, sagt er.
Du bist doch nicht allein, schau dich mal um.
Ich will gehen. Zurück zu Lo.
Nun kannst nicht so einfach weg gehen, sagt er. Setz dich zu mir und erzähl mir was.
Er bestellt mir einen Drink. Er sieht wirklich aus wie Bruce Willis, denk ich mir. Einen schönen Mund hat er. Einen sinnlichen.
Ich wohne in Kitzbühel, sagt er. Und geboren bin ich in Berlin. Robin heiß ich, meine Mama fand den Robin Hood so toll.
Und meine Mama den Mozart, sage ich. Ich heiße Amadea. Nach Berlin wollte ich schon immer mal, erzähle ich ihm. Irgendwann fahr ich auch. Dann besuch ich das Fusserl. Die will ich eh schon lang kennen lernen.
Du musst im Frühling fahren, sagt er. Und dann auf der Spree mit einem Boot. Weil dann sind die Bäume noch kahl und hast eine wunderbare Aussicht auf die Stadt.
Er ist vor vier jahren nach Tirol gezogen und will bleiben. Es gefällt ihm hier.
Konservativ sind sie schon, die Tiroler. Und vorsichtig. Aber mittlerweile haben sie mich akzeptiert. Ich hab vor zwei Jahren ein Straßenfest organisiert. Das kam ihnen zwar eigenartig vor, aber nun tun wir das jedes Jahr. Und es macht richtig Spaß.
Die Tiroler sind die konservativsten Österreicher. Danach kommen gleich wir, die Salzburger, sag ich.
Wir gehen tanzen.
Du tanzt wie der Travolta, sag ich und grinse.
Wieso grinst du?
Nur so, sage ich.
Er taut auf, endlich taut er auf und gleich darauf finden wir den Rhythmus.
Ich bin morgen bei der Vierschanzentournee, sagt er. Ich bin verantwortlich für die Container. Beim Ski-Opening war ich auch da. Ich bin ziemlich oft da. Und die Band ist wirklich toll.
Tauschen wir Email-Adressen aus? fragt er.
Lieber nicht, sage ich. Ich muss wieder.
Klar. Er grinst.
Nächstes Jahr komm ich wieder, sagt er. Zum Ski-Opening.
Und zur Vierschanzentournee, sage ich. Servus, Robin.
Als ich zurück komme, schnappt mich Travolta und zieht mich auf die Tanzfläche.
Du hast Pfeffer im Arsch, Amadea. Weißt du das?
Neben mir tanzt Bruce Willis. Er zwinkert mir zu.

2 Kommentare:

JMH hat gesagt…

Hello.

amadea's world hat gesagt…

Hello, JMH :-)