Samstag, Juli 12, 2008

carwash


Poldi, mein Nachbar verbringt jeden Sonntag damit, sein Auto zu waschen. Waschen stimmt nicht ganz. Es ist das komplette Programm.
Er fängt um halb eins an, gleich nach dem Mittagessen und ist dann so um vier Uhr Nachmittag fertig, rechtzeitig zum Kaffee trinken und Guglhupf essen.
Das Auto kommt aus der Garage, wird parallel zu derselbigen abgestellt, sodass es von sämtlichen Nachbarn gut gesehen werden kann. Anschließend geht der Poldi mehrere Male rund um das Auto, begutachtet es, streichelt es, reibt sich das Kinn, streichelt es nochmals, hält inne, reibt sich das Kinn und schnauft zum Abschluss laut begleitet von Kopfschütteln in der Art – Mahh, wia des Auto schon wieda dreckig is.
Und dann geht es los.
Als erstes kommt der Staubsauger zum Einsatz. Das dauert eine halbe Stunde.
Nach dem Saugen wird gewachst. Mit Politur und einem Baumwollfetzerl. Auto wachsen ist eine Sache für Männer. Frauen wachsen keine Autos. Frauen wachsen höchstens ihre Beine oder die Bikinizone. Der Unterschied zwischen Auto wachsen und Beine oder Bikinizone wachsen, ist der Schmerz. Frauen stöhnen beim Wachsen, Männer nicht. So glaub ich es wenigstens. Den Poldi hab ich noch nie stöhnen gehört wenn er wachst. Höchstens ein wenig grunzen.
Der Poldi ist immer guter Laune wenn er an seinem Auto werkelt. Bester Laune ist der. Die Autostereoanlage spielt den neuesten Hit der Wildecker Herzbuben und der Poldi singt und pfeift was das Zeug hält und springt herum wie ein junger Rehbock. Ich habe noch niemals gesehen, dass der Poldi schlecht gelaunt sein Auto putzt. Da können wir Frauen uns ein Beispiel nehmen. Ich kenne keine Frauen, die pfeifend und singend putzen und gut gelaunt sind.
Die zwei führenden Automobilclubs Österreichs haben dieses Phänomen untersucht und sind draufgekommen, dass ein sauberes Auto schneller fährt und weniger Sprit verbraucht. Außerdem hat ein Mann, der ein sauberes Auto fährt, mehr Erfolg bei Frauen und im Beruf. Beim Poldi ist das zwar nicht ganz so weil der Poldi ist verheiratet seit ewigen Zeiten und beruflich hat er es auch nicht weiter gebracht als bis zum Kraftfahrer bei der Straßenmeisterei. Aber was nicht ist kann ja noch werden, wer weiß.
Ganz selten gibt es Autos, die niemals geputzt werden, nicht einmal gewaschen. Das sind Autos, die sind so alt und kaputt, dass sie nur mehr vom Dreck zusammengehalten werden oder Geländeautos, deren Fahrer uns allen sagen will, dass er jedes Jahr in den größten Wüsten der Erde unterwegs ist. Abenteuerautos nennt man diese Autos gefahren von Abenteuermännern, von der Sorte des Marlboro Man. Gott hab’ ihn selig. Wir haben bei uns im Dorf auch eine Autowaschanlage, aber da fährt der Poldi nie hin. Einen Gartenschlauch hat der Poldi selber und die automatische Waschanlage, so eine, in die man hinein fährt, so wie das Geschirr in den Geschirrspüler, nein, so was braucht der Poldi nicht. Das ist nur was für Draufgänger. Draufgänger ist der Poldi keiner, weil der ist verheiratet.
Ich sollte den Poldi mal mein Auto putzen lassen. Der hätte eine Freud. Der hätte schon eine Freud beim staubsaugen. Weil da würd es ordentlich scheppern beim Einsaugen der pickigen Zuckerln und all der Steinchen, die da herumliegen. Und das Wachsen wäre erst ein Erlebnis. Mein Auto wurde nämlich noch nie gewachst. Da würde der Poldi ein Jahr lang jeden Sonntag mein Auto polieren müssen, um alle Dreckpatzerl, die sich da angesammelt haben, wegzupolieren. Und wenn der dann den Kratzer sehen würde, der an der Autotür, der vom letzten Rendevous mit dem Laternenpfahl vor dem Postamt, dann wäre das für den Poldi ein Todesurteil. Den würde der Schlag treffen oder zumindest streifen.
Nein, das kann ich dem Poldi nicht antun. Aber nun ist Schluss mit Schreiben. Mein Auto gehört gewaschen und es regnet. Wie günstig.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Klingt, als sei Poldi ein Schwabe. Die Eltern meiner Liebsten sind Sonntags immer früh hoch, um die Rolläden hochzufahren (damit die Nachbarn nicht denken, man schliefe noch) - und dann wieder ins Bett!
Und - noch besser - die Auffahrt zur Garage wird gesaugt!

amadea's world hat gesagt…

bjoern - Poldi ist ein Pinzgauer, hihi.

Das mit den Rolläden kenn ich auch von meiner Mama. Da waren's aber dir Vorhänge. Und am Abend wenn das Licht eingeschaltet wurde, wurden die sofort zugezogen, dass ja niemand irgendwas sehen konnte. Obwohl eh nix zu sehen war.

solo hat gesagt…

Ich hab mein Auto früher immer mit dem Schmwämmchen gewaschen, erst innen, dann aussen, alle 2 Wochen. Vielleicht ist das einfach die frische Luft oder so.
Und man putzt ja auch sein kleines Stück Freiheit. Allein im/am Auto labert einen keiner voll, man kann dem Radio nachsingen usw.

In der Wohnung putzen: blöd. Man möchte alles putzhinderliche dann wegwerfen. Man sieht dann einfach, was für einen Haufen scheinwichtigen Krempel man in seiner Wohnung lagert, selbst wenn es aufgeräumt aussieht.