Freitag, November 02, 2007

prahl, hans!


Mit dem Prahlen ist das so eine Sache. Das Angeben will gelernt sein.
Man muss so prahlen, dass niemand merkt, dass man prahlt. Weil wenn es jemand merkt, dann hast du nichts davon. Du erreichst nur das Gegenteil. Also keine Bewunderung, sondern Ablehnung und Ignorieren.
Männer prahlen anders als Frauen. Ist ja klar.
Männer prahlen mit ihren Autos. Dabei ist es egal, was für ein Auto er hat. Wenn er einen Porsche hat, dann prahlt er damit, dass er vorgestern auf der Landstraße 260 gefahren ist und er trotzdem den Hirsch, der nach der unübersichtlichen Kurve die Straße überquerte, nicht überfahren hat, weil das neue ABS einfach so überdrübersuper ist und eine Wucht und alles und weil er selbst so wahnsinnig schnell reagiert, und je älter er wird umso schneller.
Dabei wurde er voriges Jahr schon 65. Das ist ganz normal.
Hast du nicht gewusst, dass sich die Reaktionsgeschwindigkeit bei Porschefahrern ab sechzig jedes Jahr verdoppelt?
Wenn Mann einen Kombi hat, in dem Ehefrau, Kinder, Hund und Fahrrad Platz haben, dann prahlt er damit, dass er auf 100 Kilometer nur einen halben Liter braucht.
Das Auto ist ein Wahnsinn. Natürlich auch weil er so rund und schonend fährt.
Und dann sagt er noch, dass er beim Autokauf die Hälfte vom ursprünglichen Preis bezahlt hat weil er ja so gut ist im Handeln und dann hat er noch die Reifen dazubekommen und die Alufelgen und der Händler hat ihn angefleht und gebettelt, ob er ihm zwei Jahre lang jeden Kratzer ausbessern darf und das Winterservice machen und er hat ihm das großzügig gewährt.
Männer prahlen auch mit ihren Ehefrauen.
Dabei sagen sie selten den Namen der Frau. Sie sagen meine.
Meine kommt mit 300 Euro Haushaltsgeld aus. Und trotzdem gibt’s jeden Tag Fleisch. Auch im Bett. Haha.
Wenn ein Mann mal deprimiert ist und sich aussprechen will und zu seinem Kumpel Dinge sagt wie: Meine will im Bett nicht richtig. Die liegt da wie ein Brett, dann bekommt er die Antwort – Meine tut alles was ich will. Nur eine Frage der Erziehung. Ich hab sie gut im Griff.
Männer prahlen auch mit ihrem Alkoholkonsum. Heute war ich nach dem Fußballtraining noch eine halbe Stunde im Gasthaus. Zehn halbe hab’ ich schon putzt. Klar bin ich mit dem Auto heimgefahren. Was fragst denn so blöd?
Wenn Frauen prahlen, dann prahlen sie ganz anders. Sie sagen nicht: Mein Mann ist toll. Er will jede Nacht. Frauen sind hintergründiger und komplexer. Frauen erzählen Geschichten. Stundenlang. Und schmücken sie aus mit Feinheiten und subtilsten Nuancen.
Aber Frauen sagen auch meiner statt mein Mann oder den Namen. Bei uns halt. Bei uns im Gebirg’.
Meiner ist so großzügig. Ich kann soviel Geld brauchen wie ich will. Und er ist so bescheiden beim Essen. Er sagt immer zu mir. Mutti, mir schmeckt alles, was du kochst. Er jammert nicht mal wenn es am Freitag nur einen Grießschmarren gibt. Ich mach dann eh immer ein Kompott dazu. Und er ist so einfühlsam. Er ist ein wunderbarer Liebhaber. Und so aufmerksam. Ich komme jedes Mal auf meine Kosten. Und wenn ich mal müde bin und Kopfweh habe, dann massiert er mich mit Franzbranntwein. Am Nacken natürlich. Und am Freitag Abend nach dem Fußballspiel kommt er immer gleich nach Hause. obwohl ich ihm eh immer sag: Franzl, geh doch aus mit den Kumpanen und gönn dir ein Bierli. Aber er ist halt lieber bei mir und der Familie.
Es gibt Leute, die machen und erleben nur tolle Sachen. Der Einkauf im Supermarkt um die Ecke ist immer ein Adventure-shopping, die Autofahrt zur Arbeit wird zum Erlebnistrip und der Kaffee nach der Arbeit mit dem Kollegen zum Late-afternoon-event.
Wenn du in deinem Leben etwas wirklich Bemerkenswertes gemacht hast, dann musst du vorsichtig sein.
Du kannst nicht sagen: Als ich voriges Jahr nach New York flog, saß im Flieger George Clooney neben mir. Er hat mich zum Essen eingeladen.
Wenn du das erzählst, dann glaubt dir keiner. Da brauchst du Beweise. Ein Foto. Das nützt dir dann aber nichts, wenn du früher schon mal erzählt hast, dass du das Photoshop in- und auswendig beherrschst weil du ja so begabt bist und eigentlich wolltest du Grafikerin werden.
Meine Oma hat immer zu mir gesagt: Red’ nicht, tu was.
Das ist heute anders. Heute ist das ganz anders. Heute ist darüber reden umweltfreundlicher und politisch korrekter, als es zu tun. Wegen der Klimaerwärmung und Aids, und so. Das Fliegen zum Beispiel. Besser von der Weltreise erzählen als sie machen. Oder das Betrügen des Ehepartners. Besser eine Affäre erfinden und von ihr erzählen als sie haben.
Manchmal erreicht man mit Prahlen auch das Gegenteil. So wie gestern bei der Familienfeier. Es ging um den Mohnkuchen meiner Schwester. Sie sagte: Mein Mohnkuchen ist heute ein totaler Reinfall. Eine Katastrophe.
Wie auf Kommando griffen Tanten, Onkeln, Cousins und Cousinen nach einem Stück Mohnkuchen. Und weg war.
Ein Wahnsinnskuchen. Ich brauch unbedingt das Rezept, sagten alle.
Und der wunderbare Guglhupf meiner Mama, die ihn mit den Worten – der beste Guglhupf des Landes – auf den Tisch stellte, blieb unangetastet stehen.
Also, du Angeber, pass auf.
Weniger ist mehr. Und lass das Prahlen mit all dem, was du tust. So toll bist du gar nicht. Du hast nur zu wenig Aufmerksamkeit erhalten als Kind. Mehr ist das nicht.
Was hast du gesagt? Wie lang ich brauche für eine Geschichte? Fünf Minuten. Maximal. Ich könnte zehn schreiben pro Tag. Wenn ich wollte. Ob ich ein Buch schreiben will? Ja, die großen Verlagshäuster haben schon alle angefragt. Ich muss mir noch überlegen, in wievielen Sprachen ich es herausbringen will.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

einfach genial

amadea's world hat gesagt…

Danke, rinaa :-)

Anonym hat gesagt…

Meine ist genaus so :-)
teacher