Mittwoch, November 21, 2007

kampf der hieroglyphen


Diese Woche habe ich BO.
BO hat nichts mit den Bösen Onkelz zu tun.
BO hat auch nichts mit der Bo Derek zu tun.
BO ist auch keine Boa ohne A.
Und Boxen heißt BO auch nicht.
BO ist die Abkürzung für Berufsorientierung.
Und das habe ich diese Woche. Mit mir gemeinsam haben sechsundzwanzig Schüler BO.
BO ist anstrengend.
BO den ganzen Tag. Und da musst du dir als Klassenvorstand auch manchmal etwas Lustiges einfallen lassen.
Ein BO-Spiel zum Beispiel.
Wir spielten eine Art Heiteres Beruferaten. Statt des Schweinderls gab es Punkte und statt des Herrn Lembke, Gott hab ihn selig, stellte ich die Fragen.
Ich hielt mir die Hand vor den Mund und sagte leise das Alphabet auf.
Und ein Schüler sagte dann stopp.
H! Wir haben H, rief ich.
Und schon schrieben die Schüler Berufe mit H auf.
Stopp! rief ich.
Und dann hatten wir allerhand Berufe mit H. Von Hasenzüchter bis Hofmarschall und Hieroglyph hatten wir alles. Sogar Hure hatten wir.
Der Bernhard hatte Hure.
Und ich sagte, Bernhard, das ist kein Beruf.
Und Bernhard sagte, Frau Lehra, das ist schon ein Beruf. Die haben sogar eine Gewerkschaft.
Nein, Bernhard, sagte ich. Ein Beruf ist das nicht. Weil für den Beruf brauchst du keine Lehre. Und eine Ausbildung brauchst du auch nicht.
Und das kann jeder machen, hätte ich fast gesagt.
Und er bekam nicht mal einen Punkt, weil alle anderen Buben hatten auch Hure auf ihrem Zettel stehen.
Einen Punkt bekommt nur der, der auf seinem Zettel einen Beruf stehen hat, den sonst niemand hat. Für den Hasenzüchter bekam er einen Punkt. Weil den Beruf hatte sonst niemand.
Es gab dann noch eine längere Diskussion weil der Bernhard für den Beruf des Hieroglyphen auch einen Punkt wollte.
Frau Lehra, den hat sonst niemand. Der Hieroglyph ist ein römischer Kämpfer, erklärte mir der Bernhard.
Und dann erzählt er noch, dass es sogar einen Film gäbe. Kampf der Hieroglyphen.
Der Alexander besserte ihn aus und sagte, das sei der Kampf der Gladiatoren und weil der Alexander auch einiges über die Hieroglyphen wusste, ließ ich ihn seinen Namen an die Tafel schreiben. In Hieroglyphenschrift.
Das dauerte ziemlich lange, weil der Name Alexander aus neun verschiedenen Zeichnungen besteht.
Und da stand der Alexander an der Tafel und malte den Geier, die Hand, das Seil, das Wasser und andere Tiere und Zeichen.
Das dauerte eine halbe Stunde bis der fertig war. Ich war danach auch ziemlich fertig.
Beim Bernhard dreht sich in der letzten Zeit alles um das eine Thema.
Er hatte in der Englisch-Schularbeit statt "He rang the doorbell" - "He rang the bordell" geschrieben.
Gestern sagte ich zur Klasse: Ihr wisst, am Freitag kommen einige Gewerbetreibende in die Schule. Dass ihr euch ja ordentlich aufführt und Fragen stellt. Ich will mich nicht blamieren mit euch. Und wenn ihr schon nicht interessiert seid, dann tut wenigstens so.
Und sie nickten alle.
Bernhard zeigte auf.
Was ist nun schon wieder? fragte ich ihn.
Ich habe schon eine Frage.
Sag schon.
Ich werde die Gewerbetreibenden fragen, was der Unterschied zwischen horizontalem und vertikalem Gewerbe ist. Wenn Gewerbetreibende das nicht wissen, wer dann?
Richtig, wer dann. Das weiß ich nicht mal. Dabei weiß ich viel. Ich, die Frau Lehra.

8 Kommentare:

saxana hat gesagt…

Man toll, Dein Unterricht. Da stehe ich doch extra auf und hole meine zurzeit-Bettlektüre aus dem Schlafzimmer. Philip Roth, Portnoys Beschwerden. das passt zum Alexander.

saxana hat gesagt…

Bernhard heißt Dein Schüler! Das passt zum Bernhard.

Anonym hat gesagt…

Ich bin zuhause und lernelerne.
Und Elephanten essen, ehm, trinken Kakao.

Anonym hat gesagt…

Heisst es da bei Ihnen in Ö tatsächlich "Frau Lehra"? Oder wird diese Wendung hier nur als Ersatz für den Namen gebraucht? (nur interessehalber)

Anonym hat gesagt…

amadea, nicht böse sein, aber in so was bin ich auch nicht so gut.. ich hab schon schwierigkeiten, über mich selbst ein paar zeilen zu formulieren.. (du weisst, was ich meine)

falls mir aber was einfällt..

Anonym hat gesagt…

übrigens, es gibt ein wunderschönes kinderbuch: BILL BO & seine 6 kumpane. von otfried preussler.

aber das nur am rande.

amadea's world hat gesagt…

saxana, ich bin froh, dass die woche vorbei ist. war aber ganz okay. Schülern hat's auch gefallen. Und das Buch kenn ich nicht. Hab ich mir schon notiert.

roman - Kakao ist gut wenn es draußen kalt ist.

t.m., die meisten kids reden uns mit nachnamen an. frau...das ist mir am liebsten. an der schule, an der ich zuvor war, war frau/herr fachlehrer üblich. mochte das gar nicht. manche kinder sagen frau lehra. manche auch manchmal mama. das ist ihnen peinlich. und manche sagen auch, du, frau lehra. das passiert gar nicht so selten. ist mir aber auch egal.

500er, bin auf keinen fall böse. ja, ich weiß, was du meinst. beruhigend, dass es dir auch so geht. ich dachte, das sei anders bei dir.

amadea's world hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.