Samstag, Juni 23, 2007

kopflos


Vorgestern war wieder mal ein solcher Tag. Gestern auch.
Es beginnt schon in der Früh. Meistens.
Vorgestern nicht. Da begann es am Nachmittag. Unmerklich. Schleichend.
Kribbelig war ich und aufgekratzt. Aber bemerkte ich nicht. Unwohl war mir.
Und die Sonne stach. Nicht nur auf der Haut. Sie stach überall. Hinein in die Augen und tief in den Kopf. Ich dunkelte die Wohnung ab. Und dann am Abend. Die ganze linke Seite verspannt, bis hinauf in den Kopf. Die Schmerztablette half nicht. Und die zweite auch nicht. Nicht einmal schlafen half. Weil ich konnte nicht schlafen. Die Gedanken wirr. Dahindämmern.
Am Morgen danach schien alles vorbei zu sein. Der Morgen war kühl und feucht. Mein Kopf war auch kühl. Aber ich spürte noch ganz leicht diese Verspannung.
Die linke Seite ist die Gefühlsseite, sagte Anna. Liegt dir was im Magen?
Nein, im Kopf. Ich denke wieder einmal zu viel.
Denken ohne eine Gedankenspur zu verfolgen. Die Gedanken abgelenkt durch neue Gedanken und durch den Druck in Kopf und Nacken. Ich nenne das Jahrhundertkopfweh. Das Jahrhundertkopfweh habe ich drei bis viermal im Jahr.
Und da hilft gar nichts. Nicht einmal ein kalter Waschlappen mit Franzbranntwein auf Stirn und Nacken. Und ich bin unruhig und nervös. Wund und aufgekratzt. Die morgendliche Kühle wich einem warmen, unruhigen Wind, der durch mich hindurch fuhr und in meinem Kopf wütete.
Mach dir doch keinen Kopf, sagte Mama immer wenn ich Kopfweh hatte.
Ich hatte oft Kopfweh als Kind und steckte meinen Kopf dann in den Schnee. Natürlich nur im Winter wenn ich von der Schule heimging. Das dauerte dann oft Stunden.
Wo warst du schon wieder so lang? fragte Mama dann. Ich sagte ihr das nie mit dem Kopfweh. Weil du immer liest beim schlechten Licht, hätte sie gesagt.
Wenn nicht Winter war, dann presste ich meinen Kopf an den Randstein, der gleich hinter der Unterführung stand. Aber das tat ich nur wenn die Sonne nicht schien und der Randstein kühl war.
Wenn ich Kopfweh hatte, war ich fahrig und Mama sagte dann zu mir: Du bist heute wieder einmal kopflos, Amadea.
Wie kann man kopflos sein wenn einem der Kopf weh tut? Phantomschmerzen? Wie schön wäre es, kopflos zu sein, wenn man Kopfweh hat.
Heute ist mein Kopfweh weg. Wie von selbst. Und verspannt bin ich auch nicht mehr. Ich zerbreche mir nun nicht mehr den Kopf darüber, warum er schmerzte. Das zahlt sich nicht aus. Ein zerbrochener Kopf ist ganz schön unangenehm, glaub ich. Ich konzentriere mich nun lieber auf den Magen, der knurrt. Knurrende Mägen beißen nicht, heißt ein Sprichwort. Da hab ich aber Glück.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

manchmal krieg ich den ganzen tag ein lied nicht aus dem kopf. keine ahnung, wo mein kopf es aufgeschnappt hat. fetzten davon. im radio, in einer werbung.
heute ist es I can help, von billy swan. if you got a problem, don't care what it is, I can help. I got two strong arms, let me help.
den ganzen tag. von morgens bis abends.
es ist immer da. es tut weh.
ich kann nichts dagegen tun.
let me help.

Anonym hat gesagt…

oder luftballon statt kopf(weh): http://www.wired.com/gadgets/mods/multimedia/2007/06/gallery_steampunk?slide=1&slideView=9

Anonym hat gesagt…

ach herrjeh, grundfalscher link und dann noch unvollständig

Anonym hat gesagt…

Kannst du trotz Kopfschmerzen so treffende Texte schreiben?
teacher