Samstag, November 04, 2006

trick or treat

Posted by Picasa
Hab ja nix gegen den Winter so im Allgemeinen.
Bei Winter denkt jeder an weiße Landschaft, verschneite Tannenbäume, tanzende Schneeflocken, Schiurlaub.
Unsinn.
Du stehst auf, freust dich auf den freien Tag, an dem du geplant hast, in die Stadt zu fahren und blickst aus dem Fenster. Und was siehst du?
Dein Auto ist nicht mehr zu sehen. Da wo dein Auto gestern noch war, ist nur ein großer weißer Schneehaufen. Und dann läutet es an der Tür, und du wankst hinaus mit struppigen Haaren und im Schlafanzug, und draußen irgendwelche Kinder und sagen: Gib mir Süßes, sonst bekommst du Saures.
Am liebsten hätte ich ihnen den Besen, mit dem ich gerade meinen Balkon abgekehrt habe nachgeworfen, aber im letzten Moment besinne ich mich und gebe ihnen eine der beiden Packungen Schokoladelebkuchen, die mir meine Mutter geschenkt hat und die ich gestern nicht mehr gegessen habe, weil ich nicht schon vor Weihnachten zunehmen will.
Dieses Halloween kann mir gestohlen bleiben.
Und wenn schon, dann wenigstens Hallo, Wien. Das geht ja noch. Begrüßung eines Amerikaners wenn er in Schwechat landet.
Und dann ruft Lo an und fragt, wann wir fahren.
Und ich sag: Lo wir fahren nicht. Es schneit und hast nicht Radio gehört? Überall Chaos. Autos quer und im Graben.
Und Lo jammert und sagt: Ich hab mich so gefreut und Salzburg ist so schön um die Zeit.
Nein, Lo, sage ich.
Salzburg ist nicht schön heute. Weil hast nicht gehört, a Fliegerbombe hams auch noch gefunden und der Verkehr wird großräumig umgeleitet und ich will nicht über Tirol nach Salzburg fahren.
Warum kommt der Winter über Nacht?
Ohne Vorwarnung?
Warum kann der Winter nicht so wie jede andere Jahreszeit langsam kommen, so nach und nach? So dass man sich an ihn gewöhnen kann.
Ich hätte es ja wissen müssen. Ich spüre ihn jedes Jahr, den Winter. Die Tage zuvor könnte ich den ganzen Tag nur trinken. Wasser natürlich.
Ich habe wahnsinnigen Durst vor dem ersten Schneefall.
Als Kind war das schon so. Damals sagte ich zu Mama: Mama, morgen kommt der Schnee. Ich spüre das. Ich bin schon wieder so durstig. Unsinn, sagte Mama.
Du bist nur durstig, weil du Sauerkraut gegessen hast.
Über Nacht ist der Winter da und alles ist anders.
Und ich geh ins Dorf und rutsch herum in den Stiefeln, weil ich irgendwie nicht dran gedacht habe, dass die Sohlen kein gutes Profil haben.
Und der Wind bläst durch meine Jacke.
Und im Supermarkt erzählt mir die Verkäuferin, dass sie heute zu Fuß gegangen ist, weil sie noch keine Winterreifen montiert hat.
Und in meinem Cafe erzählt mir die Kellnerin, dass sie sich morgen frei hat nehmen müssen, weil ihr Mann habe ihr die Winterreifen nicht montiert und der sei grad in Bulgarien, geschäftlich. Und in dem Schneeloch, in dem sie wohnen, hat es einen halben Meter Schnee, nicht nur dreißig Zentimeter so wie bei uns.
Und dann erzählt mir die Zeitungsverkäuferin, dass sie heute gar nicht weiß, wie sie heimkommt, weil ihr Freund hat ihr die Winterreifen noch nicht montiert und sie sei mit dem Nachbar in die Arbeit gefahren aber den kann sie nicht wieder anrufen.
Und dann komm ich heim, und die Nachbarin fragt mich, ob ich sie nicht zum Bahnhof fahren kann, ihr Auto ist noch in der Werkstätte und die Leute dort sind alle überlastet weil die Kunden Schlange stehen und sie bekommt ihr Auto erst morgen und sie muss unbedingt in die Stadt.
Und dann bin ich daheim und gerade in der Wohnung, da läutet es schon und draußen steht der Nachbar aus Berlin und begrüßt mich und sagt, nun seien sie wieder hier bis nach Weihnachten und schwärmt mir vor, wie schön und wie romantisch es doch wieder sei und fragt mich, ob ich nicht Zeit hätte, auf ein Glas Glühwein.
Und außerdem sei ja Halloween, grinst er und hält mir einen Plastikkürbis mit Teelicht vor die Nase und sagt: Für Sie – auf wiederum gute Nachbarschaft.
Und ich nehme den Plastikkürbis und hole ich aus um ihn dem Nachbarn an den Kopf zu werfen, und ich besinne mich gerade noch und hole statt dessen die zweite Packung Lebkuchen und sage ihm, wie sehr ich Glühwein liebe und den Winteranfang und die stille Zeit, die nun kommt.

3 Kommentare:

saxana hat gesagt…

Ja so ähnlich war es. Bloß an Halloween war es bei uns noch so warm, dass man in den Cafes draußen saß.

Anonym hat gesagt…

Oh Mann, so verrutscht kann also ein Winteranfang sein...
Da fällt mir ein ich brauch noch Winterreifen und

SÜSSES ODER SAURES? ;)

amadea's world hat gesagt…

saxana, am Tag von Halloween war es bei uns auch noch warm :-)
Ich hab das nur alles in eine Geschichte verpackt.

Oh, Delia - Ich hätte da noch ein paar Lebkuchen.