Samstag, November 25, 2006

powershower

Posted by Picasa
Britische Badezimmer in Hotels sind etwas Besonderes.
Meistens gibt es nur eine Badewanne und ein winziges Waschbecken. Mit je zwei Wasserhähnen. Eines für kaltes und eines für warmes Wasser. Für den durchschnittlich technisch begabten Nichtenbriten ist das eine große Herausforderung. Weil der Nichtenbrite dreht den Wasserhahn einfach auf wenn er baden will oder sich waschen. Ein kleiner Dreh und das Wasser ist warm. Ein weiterer kleiner Dreh und das Wasser ist heiß. So einfach geht das.
Nicht in Großbritannien. In Großbritannien solltest du die Wissenschaft des Mischens von heißem und warmem Wasser beherrschen und es dauert einige Zeit, bis du es beherrschst.
Der Brite sieht das natürlich ganz anders.
See, there are two taps. This one for cold and this one for hot water. And if you need warm water, you have this.
Und er zeigt dir den Gummistöpsel.
Und erklärt dir, dass der Gummistöpsel an der Kette hängt, sodass er nicht verloren geht.
Wenn du dann sagen willst, dass wir das im Rest Europas schon vor fünfzig Jahren hatten, und dass ein Mischer eine wunderbare Sache ist, dann bekommst du nur zur Antwort – We are different, we are British.
Und du merkst, er hat dir gar nicht zugehört.
Selten gibt es Duschen in englischen Badezimmern.
Vermutlich entspricht Baden eher dem britischen Temperament als duschen.
Samstag Abend ein Bad mit allem Drum und Dran. Mit Old English Rose Bath Cream, Plastikentchen, kleinen Schiffchen und Rückenschrubber. Der Brite stundenlang im Wasser, schrubbt sich den Rücken und philosophiert über dies und das.
Deshalb gibt es in britischen Badezimmern einen Teppichboden, Vorhänge und Stores, Bilder und Pflanzen. Niemals wirst du einen kalten Fliesenboden in einem britischen Badezimmer sehen.
Und dann haben sie diese wunderbaren Ketten, mit denen du das Licht einschaltest. Sonst könnte es ja passieren, dass du den Stromtod stirbst.
Das heißt, in jedem englischen Badezimmer gibt es zwei Ketten. Eine für das Licht und eine für die Klospülung.
Mit der Zeit kommst du dann schon drauf, welche Kette welche ist.
Seit einigen Jahren gibt es in britischen Badezimmer Duschen. Aber keine normale Duschen, nein. Ganz spezielle. Und sie heißen Powershowers.
Powershowers gibt es nur in Großbritannien.
Vermutlich habe ich ein Übersetzungsproblem, weil ich eigentlich nicht genau weiß, was Powershower bedeutet.
Weil von power kann nicht die Rede sein. Vermutlich bezieht sich das Wort power auf die Anstrengung, die man aufwenden muss, um die Dusche in gang zu setzen.
Britische Duschen tröpfeln nämlich. Wenn du Glück hast. Wenn du besonderes Glück hast, tröpfeln sie warm. Meist tröpfeln sie kalt.
In dem Hotel in dem ich war, war es anders.
Recommended by the AA.
Das Bad hatte einen gefliesten Boden.
Und eine Dusche. Unglaublich. Eine Dusche mit einem Mischer! Noch unglaublicher.
Als ich das Wasser aufdrehte, konnte ich mein Glück nicht fassen. Das Wasser tröpfelte nicht, nein, es lief aus der Dusche in einem festen Strahl. Und das im dritten Stock.
Ich beschwere mich nun nicht darüber, dass der Duschkopf drei Meter über mir war fest in der Wand verschraubt. Das wäre nun wirklich kleinlich.
Jedenfalls stand ich da vor der Dusche, bereit, mich vom Londoner Staub zu befreien.
Ich drehte die Dusche auf. Das Wasser war siedend heiß. Das war aber kein Problem, da die Dusche ja einen Mischer hatte. Nur funktionierte der Mischer nicht und in wenigen Minuten dampfte das Badezimmer wie ein türkisches Bad.
Nur mit der Ruhe. Das wird schon noch.
Ich drehte den Mischer etwas nach links und wartete fünf Minuten. Es dampfte noch mehr.
Ich drehte nun den Mischer ganz nach links, und wartete wieder fünf Minuten. Es dampfte immer noch.
Mittlerweile sah ich gar nichts mehr. Nur mehr Nebel.
Ich öffnete die Badezimmertür. Die Dampfwolke entwich sogleich ins Hotelzimmer.
Nun drehte ich den Mischer ganz nach rechts.
Es änderte sich nichts. Bad und Hotelzimmer lagen in dichtem Nebel. Ich lag mittlerweile vollkommen erschöpft auf dem Bett. Klatschnass. Der Nebel wurde immer dichter.
Ich drehte die Dusche zu. Ich hatte vor, ein wenig zu warten und es dann nochmals zu versuchen.
Auf einmal klopfte es an der Tür.
Schnell das Badetuch herumgewickelt.
Ja?
Sorry for disturbing, Madam.
Vor mir stand ein Mann mit Badetuch bekleidet.
Does your shower work?
Yes, it does, but…
Would you mind if I take a shower?
The water in my shower does not get warm.

No problem, go ahead, sagte ich. I prefer a nice bath anyway.
Und ich nahm Shampoo und Seife und begab mich in den ersten Stock.
In das Gemeinschaftsbadezimmer mit Badewanne, Stöpsel und zwei Wasserhähnen. Einer für kaltes und einer für heißes Wasser.

Keine Kommentare: