Mittwoch, November 01, 2006

just leave a message, for god's sake

Posted by Picasa
Hallo Amadea. Ich bin’s, Cornelia. Ich versuche schon den ganzen Vormittag, dich zu errreichen.
Hatte mein Handy auf lautlos geschaltet. Bin beschäftigt.
Warum hast du mir keine Message hinterlassen?
Nein, das freute mich nicht. Außerdem mag ich es nicht. Es ist so eigenartig was zu sagen wenn ich weiß, dass ich da mit einer Maschine rede.
Mein Gott, Cornelia. Du redest nicht mit einer Maschine. Du hinterlässt mir eine Nachricht, weiter nichts.
Das passiert immer wieder. Ganz selten hinterlassen Leute eine Nachricht auf meinem Handy.
Das Wochenende war stressig genug. Da brauch ich dann nicht noch ständiges Läuten meines Handys.
Herbert hatte mich engagiert für drei Tage. Tagung der Sportlehrer. Um die zweihundert waren da.
Und nicht nur Lehrer und -innen, sondern auch Redner und -innen – die Frau Landeshauptfrau, und einer vom Ministerium, Sportwissenschaftler, Sportmediziner, Direktoren und Doktoren waren da.
Und ich musste alle fotografieren.
Fotos von Vortragenden und Zuhörenden.
Fotos von Vorführenden und Zuschauenden.
Fotos beim Essen, beim Reden, beim Herumstehen, beim Herumsitzen.
Fotos im Saal, Fotos in der Halle, Fots im Restaurant, Fotos im Cafe.
Fotos von der Mountainbike-Gruppe, Fotos von der Nordic-Walking-Gruppe, Fotos von der Niederseil-Klettergruppe.
Und jeder will schön dreinschauen. Und schlank und jung und vorteilhaft aussehen.
Nun mag man ja meinen, dass Sportler alle schlank, rank und jung sind.
Nicht alle.
Also Fotos bearbeiten, sodass alle schön, schlank, jung und vorteilhaft ausschauen.
Also Falten ausbessern, Zahnlücken ausfüllen, Zähne weißer machen, Mundwinkel nach oben ziehen, Silberblick weg retuschieren.
Und da kannst du nicht das Handy eingeschaltet lassen.
Gerade fertig mit den Fotos der Klettergruppe, als ich mein Handy einschalte.
Und ich sehe, dass ich vier versäumte Anrufe habe.
Alle mit unterdrückter Nummer.
Warum sagen manche Leute nichts? Es ist ja nicht notwendig, dass sie ganze Romane erzählen.
Es genügt der Name des Anrufers.
Also rufe ich Herbert an und frage ihn, ob er weiß, wer mich angerufen hat oder ob er etwas braucht.
Nein, er braucht nichts und er weiß auch nichts.
Dann rufe ich meinen Chef an. Ob irgendwer versucht hat, mich zu erreichen.
Er wird fragen, sagt er.
Und gleichzeitig erzählt er mir, dass zwei Schüler meiner Klasse, die beide einen Gipsarm haben, eine Schlägerei hatten und beide nun keinen Gipsarm mehr haben und gerade im Krankenhaus sitzen um ihren Arm wiederum in Gips verpackt zu bekommen.
Und ich erfahre so nebenbei, dass der eine Kollege, der für mich unterrichtete, gesagt hat, meine Klasse sei die schlimmste Klasse überhaupt und ich erfahre so nebenbei, dass die Buben meiner Klasse unerträglich laut waren und dass sie eine wilde Meute seien.
Toll. Das ganze Wochenende Stress und nun das.
Und da fällt mir ein, wer mich angerufen hat. Weil die macht das immer so.
Gib mir mal die Cornelia, sage ich zum Chef.
Sag mal, Cornelia, hast du versucht, mich anzurufen?
Ja, sagt sie. Ich versuche schon den ganzen Vormittag, dich zu erreichen. Hab dich schon dreimal angerufen. Aber du hast dein Handy ausgeschaltet, sagt sie vorwurfsvoll.
Vier Mal. Und ich habe es nicht ausgeschaltet, sondern auf lautlos gestellt.
Ich bin hier beschäftigt mit fotografieren. Ich hab an Stress und viel Arbeit. Wieso hinterlässt du mir keine Message? Und wieso hast du deine Nummer unterdrückt? Das nervt. Wirklich.
Wenn du mir was zu sagen hast, dann sag es doch einfach. Darum ist der Anrufbeantworter da. Da rufst du mich vier Mal an anstatt einmal was zu sagen. Und ich ruf dann Gott und die Welt an um herauszufinden, wer mich angerufen hat.
Weil ich eben neugierig bin.
Und am Ende ist es eh wieder die Cornelia, die aus irgendwelchen Gründen, dich ich nicht kenne, ihre Nummer unterdrückt hat und eine Aufdenanrufbeantworterwasdraufreden-Phobie hat.
Und das Ärgerlichste daran ist, dass sie sowieso nur dann anruft wenn sie was will von mir.
Und ich weiß genau, was sie will. Seit Monaten schon liegt sie mir in den Ohren, dass sie ein paar Fotos braucht.
Fotos, auf denen sie umwerfend aussieht. Und immer wenn ich Zeit habe, dann passt es ihr nicht. Weil sie muss in Stimmung sein, sagt sie. Und sie muss gerade beim Friseur gewesen sein, sagt sie. Und sie muss ausgeschlafen sein, sagt sie. Und sie muss schlank aussehen, sagt sie.
Und genau das war am Wochenende der Fall.
Da war sie gerade in Stimmung, und beim Friseur und ausgeschlafen und schlank.
Als ich sie gestern anrufe, hat sie ihren Anrufbeantworter eingeschaltet und ich hinterlasse ihr eine Message. Ich hätte Zeit, sie zu fotografieren.
Und heute nach dem Aufstehen, hatte ich wiederum vier Anrufe auf meinem Handy. Mit unterdrückter Nummer.
Und als ich die Cornelia anrufe gerade eben, da sagt sie mir, dass sie schon seit sieben Uhr früh versucht, mich zu erreichen. Und wo ich sei so früh am freien Tag. Und ich antworte, im Bett. Und mein Handy ist auf lautlos geschaltet.
Und ich frage nun nicht, warum sie mir keine Message hinterlassen hat. Dieses Mal nun wirklich nicht.
Und Cornelia sagt:
Heute geht das nicht mit Fotografieren. Sie ist nicht in Stimmung und sie war nicht beim Friseur und sie ist nicht ausgeschlafen und sie ist heute nicht schlank.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

liebste amadea!
nach diesen stressigen letzten tagen wünsch ich dir von herzen ein schön(er)es langes kommmendes wochenend.
bin ja schon fast auf dem weg nach rom und hab noch schnell deinen blog besucht - immer wieder amüsant!
ich wünsch dir was.... und bussis, deine biob

amadea's world hat gesagt…

enjoy, schazterl :-)
Heute ist der Winter gekommen - mit voller Wucht !