Dienstag, September 26, 2006

shades of green

Posted by Picasa
Eigentlich war Grün schon immer die Farbe, die ich am wenigsten mochte. Abgesehen vom Grün in der Natur. Das Grün in der Natur liebe ich. Vor allem am Abend wenn die Sonne es zum Leuchten bringt.
Ich hatte als Kind ein hellgrünes Kleid, das meine Großmutter genäht hatte, und das ich hasste. Es erinnerte mich an die Erbsensuppe, die es manchmal zum Abendessen gab und die ich nicht anrührte. Ich mochte keine grünen Socken, keine grünen Pullover und keine grünen Mäntel. Es gab das diese entsetzlich grünen Hubertusmäntel, nach wie vor ein Markenzeichen der Salzburger Bürger. Meine Handarbeitslehrerin hatte einen solchen Mantel. Und da ich die Handarbeitslehrerin hasste, nicht nur weil ich Handarbeiten hasste, sondern auch wegen ihres Mundgeruchs, hasste ich auch das Grün des Mantels. Nach wie vor, wann immer ich eine Person in einem Hubertusmantel sehe, kommen diese widerwärtigen Kindheitserinnerungen in mir hoch.
Vor einigen Jahren sah ich in einem kleinen Geschäft in Camden, London eine Bettdecke. Wunderschön im Detail. Das Problem – sie war grün. Doch ich kaufte sie. Weil sie mir gefiel. Trotz der Farbe.
Vielleicht könnte ich sie einmal gebrauchen. Eine Decke kann man immer brauchen. Wenn man ein Picknick macht – was ich zwar niemals mache – oder wenn man Schwimmen geht, als Badedecke zum Drauflegen.
Als ich in die neue Wohnung zog, kam mir die grüne Bettdecke wieder unter. Ich hatte sie vergessen. Ich hatte sie damals am Dachboden im Kasten verstaut.
Ich breitete sie auf dem Bett aus. Und es war wie ein Zauber. Die Decke schien das Grün, das von draußen durch die Balkontür fiel, aufzusaugen. Die Decke leuchtete in allen Grüntönen. Und das ganze Zimmer leuchtete mit ihr.
Und dann irgendwann fiel mir auf einem Trödelmarkt eine Lampe auf. Auch grün. Nicht das Grün, das man in der Natur sieht. Nein, ein ganz anderes Grün. Ein Grün wie aus einem alten Schwarzweißfilm. Ein altmodisches Grün. Das klingt nun eigenartig, weil in Schwarzweißfilmen ist ein Grün nicht grün sondern grau. Aber ich kann es nicht anders beschreiben.
Ich stellte die Lampe auf den Boden neben das Bett und da blieb sie dann. Gemeinsam mit der Bettdecke und den Bäumen draußen. Und die Bettdecke, die Lampe und die grünen Bäume bilden nun eine Gemeinschaft. Ein grünes Bündnis sozusagen.
Und dann vor einigen Wochen fand ich diese Uhr. Sie ist weiß. Und die Zahlen auf ihr sind grün. Wiederum kein Grün wie es in der Natur vorkommt, sondern ein freches, vorwitziges Grün. Irgendwie genau das passende Grün für diese Uhr. Und nun sitzt die Uhr auf dem Sims, vermischt sich mit dem Grün der Bäume vor der Tür, dem Grün der Bettdecke und dem Altmodisch-Grün der Lampe.
Es scheint, als sei mein Schlafzimmer inmitten von grünen Bäumen. Mein Schlafzimmer ist ein grünes Baumhaus, ein grünes Baumzimmer. Das Grün umgibt und beruhigt mich. So wie das Grün in der Natur. Und ich kann es in der Dunkelheit fühlen

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Ich mag auch kein Grün, begegne ihm aber ständig in Form von "Das steht Dir richtig gut" -Kommentaren. Ich versuche mich noch zu wehren, aber auch ich muss zugeben, dass ich meinen Tee gerade aus einer grünen, wenn auch blaugrünen, Tasse schlürfe.

PS: Ein Wald-Schlafzimmer stell ich mir allerdings traumhaft vor, nachtgrün sozusagen :)