Dienstag, August 08, 2006
mein onkel
Mein Onkel liebte es, wann immer er zu Besuch war, meine Rechtschreibung zu testen und mir knifflige Rechenaufgaben zu stellen.
Das mit der Rechtschreibung funktionierte.
Ich war stolz, dass ich ich wusste, dass man Stofffleck mit drei f’s schrieb und Stallaterne mit zwei l’s. Damals gab es keine neue Rechtschreibung.
Sein Geburtstag war zwei Tage vor meinem.
Manchmal war er hier zu dieser Zeit. Und dann feierten wir unseren Geburtstag gemeinsam.
Als ich 15 war, war er 51.
„Siehst du das? Die Zahlen sind dieselben, nur vertauscht. Wann wird das wieder der Fall sein?“ Ich hatte keine Ahnung.
Mit 15 war ich mathematisch unbegabt.
Auch mit 26 war ich mathematisch unbegabt. Ich war mit anderen Dingen beschäftigt zu jener Zeit und dachte damals nicht an Onkels Rechenaufgaben.
Mit 37 erinnerte ich mich wieder an ihn. Er wäre 73 gewesen.
Mit 55 war er gestorben. Ganz plötzlich.
Ich könnte ihm zu Ehren mich wieder in die Rechenaufgaben vertiefen.
Wäre er 84 an meinem achtundvierzigsten Geburtstag oder 94 an meinem neunundvierzigsten?
Ich habe keine Ahnung.
Ich bin nach wie vor unbegabt im Rechnen.
An meinem 51. Geburtstag wird meine Nichte 15. Ich glaube, ich werde ihr dann eine Rechenaufgabe stellen.
Und mit ihr und in Gedanken an meinem Onkel den Geburtstag feiern.
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2 Kommentare:
schön geschrieben, und natürlich hast du ahnung, mathematisch.
(immer 11 jahre weiter, oder? Du 48, er 84. Du 59, er 95..)
ähh, ja. ja eh.
danke für das lob.
knicks :-)
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