Dienstag, Juni 13, 2006
bend it like beckham
Heute Abend sind Freunde bei mir. Zum gemütlichen Beisammensein.
Und es wird wohl nicht ausbleiben, dass ich den Fernseher einschalte.
Auch wenn Österreich nicht mit dabei ist, gibt es Leute, vornehmlich männlichen Geschlechts, die dem Fußball verfallen sind.
Ich glaube, es ist eine Sucht. Wenn du das mal angefangen hast, dann schaffst du es nicht mehr, auszusteigen.Die meisten waren ja selbst mal aktiv. Mehr oder weniger. Auf dem Dorffußballlatz bei einer Handvoll Zuschauern.Ich glaube, ein echter Fußballfan investiert sehr viel Zeit, also wirklich sehr viel Zeit – ich meine ja nicht nur die Zeit vor der Glotze, sondern auch bei Live-Spielen des Vereins, den er unterstützt und da muss er ja auch anreisen und nachreisen. In den Ort, in dem sie spielen. Oder in das Land. Und das oft tagelang. Also, er oder sie - gibt ja auch Frauen, die Fußball lieben, ich kenn zwar keine - geben auch viel Geld aus für Ticket, Anreise, Unterbringung, Snacks, Fußballleiberl, Fahne, Schal, und was es da alles so gibt.Und die, die keine Ahnung haben, so wie ich, fragen sich ,wieso in diesem schönen Spiel sich alle um den Ball streiten wo sie ihn doch ganz gemütlich hin und her spielen könnten. Aber was weiß ich denn.
Leute treffen sich ja auch in Lokalen zum gemeinsamen Fernsehen. Was mir vollkommen unverständlich ist. Da sitzen sie dann, starren auf den Bildschirm, besaufen sich – meistens und mehr oder weniger – und reden eh nix außer manchmal ahhhhhhhhhhh…gemma, gemma…………scheiße..........wieda nix. Irgendwie schaffen das gemeinsame AhOhGemmaScheißeWiederNix ein Gemeinschaftsgefühl.
Irgendwie schweißt das zusammen. Vermutlich.
Warum würden sie das sonst tun.
Für mich als geistiges Fußballnackerbazerl ist das ziemlich stressig. Du sitzt da, schaust zu, flüsterst unhörbar mit den anwesenden Frauen und auf einmal in einer Lautstärke, dass dir die Ohren dröhnen und dein Herz rast, schreit einer der anwesenden Männer oder mehrere oder alle: „Hiaz seid’s amoi endlich ruhig!“Und auf einmal, obwohl gar nix war, kein Tor und gar nix, keine rote Karte oder Rauferei, springen sie alle auf, die Männer mit einem wahnsinnig lauten „Aaaaahhhhh……gemma, gemma…..scheiße, wieda nix!“.
Wir Frauen stehen unter Schock und zittern weil es so laut war - aus heiterem Himmel und weil die Couch fast zusammen bricht unter der Last des Aufpralls der sich gleichzeitig hinflankenden Männern.Und dann fragst du einen: „Was war denn nun? Es gab ja gar kein Tor!“und sie sagen wieder alle unisono „Pscht, a Ruah is’!“
Heute habe ich vor, das besser zu machen als das letzte Mal vor Jahren, als auch ein Worldcup stattfand. Wo und wann das war, weiß ich nicht mehr.Ich habe mir damals den Hass der versammelten Männer zugezogen als ich Fragen stellte wie:
Dürfen sie sich den Ball auch zuwerfen?
Warum schießen sie nicht in ihr eigenes Tor?
Hat der Schiedsrichter ein Maipfeiferl?
Wann kommt die Frauenmannschaft dran?
Kommt nach dem Einstand nicht Vorteil?
Warum spielt Salzburg nicht mit?
Warum spielen sie nicht mit nacktem Oberkörper?
Was ist, wenn ein Spieler während des Spiels aufs Klo muss?
Ist das nicht unhygienisch, wenn sie sich da abküssen, wo sie doch so schwitzen?
Warum ist das abseits, wenn er doch eh im Feld war?
Mittlerweile weiß ich all die Antworten auf all meine Fragen von damals.
Außer, die vom Abseits.
Da hat mir bis jetzt jeder was anderes gesagt.
Ich werde heute das vielleicht noch mal fragen.
Aber sonst hab ich vor, mich ganz professionell zu verhalten. Heute abend.Knabbergebäck bereistellen und Bier einkühlen.
Ich werde die Männer aus dem Augenwinkel betrachten und wenn ich merke, dass die Spannung ansteigt und wenn der, auf den ich mich konzentriere, die Fäuste ballt, tief Luft holt, laut schnauft und gleichzeitig aufspringt und AhGemmaGemmaScheißeWiedaNix ruft, sich dann wieder auf die Couch flankt, einen Schluck Bier nimmt, werde ich das auch alles tun.
Außerdem werde ich das ManU-Fußballleiberl – man beachte die korrekte Abkürzung – anziehen, das ich vor Jahren einem Bekannten aus London mitnahm. Aber als ich nach dem Jahr aus England wieder zurückkam, war er kein ManU-Fan mehr, und so liegt das Leiberl tief hinten in meinem Kasten.Ist ja für mich eher ein Fußballkleid als ein Leiberl, weil der Bekannte ist 190 groß, aber mit Gürtel und Flipflops sieht das vielleicht ganz nett aus.
Außerdem habe ich vor, kurz bevor das erste Tor fällt, zu schreien: „Yeah, bend it like Beckham!“.
Da werden's dann Augen machen, die Mannaleit, die selbsternannten Profils.
Da werden's dann schauen.
Kenn mich schließlich aus mit Fußball.
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3 Kommentare:
da sollte man auch differenzieren. manche männer, aber auch immer mehr frauen verfallen dem runden leder, wobei bei frauen auch die feschen männer eine rolle spielen, also eine gewisse erotik auch mitspielt, im wahrsten sinne des wortes. oder ein guter freund von mir, schwul und fussball besessen. ich zähle mich eher zu den genießern dieses sports, weder schwul noch bessesen. und was gibt es schöneres als in diesen tagen. netten besuch, der fernseher wird eingeschaltet, in der hoffnung ein spannendes spiel zu sehen, jeder gibt seinen (ihren) mehr oder wenigen kompetenten senf dazu....herrlich, einfach herrlich. doch die guten spiel kommen erst, gegen ende....oder auch nicht....auf jeden fall kommen menschen zusammen! und das ist wichtig
lg exuma
Damit hast du in jedem Fall recht. Es kommen Leut zamm' und das ist schön. Ich habe ja auch nicht ganz wahrheitsgemäß geschrieben, sondern a bissl übertrieben.
Also - ich weiß nicht - für mich spielt Erotik beim Fußballschauen gar keine Rolle.
Da müsst ich den Fußballspieler schon live sehen - in real life - dann vielleicht.
Ich schau halt eher so nebenher. Am liebsten ist es mir, wenn ich grad hinschau, wenn ein Tor fällt.
Und es geht, so wie du sagtest, um das gemütlich Beisammensein.
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