Sonntag, Juni 11, 2006

banko mad

Ich stehe vor dem Bankomat und will Geld abheben.
Karte raus, in den Schlitz, Nummer tippen.
Plötzlich höre ich eine Stimme.
Wie viel wollen Sie abheben?
Fünfhundert Euro, sage ich geschockt.
Es tut mir leid, Sie können nicht mehr als vierhundert Euro abheben.
Okay, sage ich und tippe 400.
Es tut mir leid, aber Sie können nur 200 Euro abheben.
Wieso denn das? Haben Sie das nicht früher gewusst?
Ich tippe 200.
Es tut mir leid, aber Sie haben die falsche Nummer eingegeben.
Wollen Sie eine zweite Chance? Die Stimme lacht.
Ich atme tief ein. Mir ist heiß.
Ich tippe die Nummer ein. Zum zweiten Mal. Ganz langsam. Um sicher zu sein, dass ich mich nicht vertippe.
Es tut mir leid, aber Sie haben schon wieder die falsche Nummer eingegeben.
Wollen Sie es nochmals versuchen? Die Stimme hat einen sarkastischen Unterton.
Was erlaubst du dir denn eigentlich, so mit mir zu reden, du unverschämtes Stück Metall. Das ist die richtige Nummer. Ich kenne diese Nummer im Schlaf! Ich drücke den Verdammtenbankomatknopf, den es nicht gibt, aber den es geben sollte.
Der Automat spuckt meine Karte aus und sagt, „Danke, dass Sie meine Dienste in Anspruch genommen haben. Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag.“
Haben Sie das gehört, frage ich den Mann, der schon eine Weile hinter mir steht. Er schüttelt den Kopf und sagt nichts.
Ich warte. Ich will sehen, was nun passiert. Der Mann tippt ein. Seine Nummer. Der Bankomat sagt nichts. Er piepst nur. Dann tippt der Mann den Betrag ein. Der Apparat piepst wieder.
Ich höre, wie er die Scheine auswirft.
Und, frage ich?
Komisch, sagt der Mann. Ich habe 100 eingetippt und ich bekam sechshundert Euro.
Das ist mein Geld, schreie ich.
Der Mann schüttelt den Kopf und tippt auf die Stirn. Schon fährt er weg.
Ich gehe. Voll Wut und ohne Geld.
Auf einmal.
Ganz laut.
Dieses Lachen.
Unheimlich.
Dann ein Schrei.
Hinter mir. Ich drehe mich um. Und da sehe ich es.
Eine Frau vor dem Bankomat. Sie schreit. In Panik, vor Schmerz. Ihre Hand im Schlitz. Sie zerrt und zerrt, schreit. Sie kommt nicht los. Ist gefangen. Blut überall. Ihr Gesicht verzerrt. Und niemand scheint etwas zu bemerken. Die Menschen gehen vorbei. So als ob nichts wäre. Ich sehe, wie die Hand der Frau immer weiter im Schlitz verschwindet. Ich sehe, wie die Frau zu Boden sinkt. Sie schreit nicht mehr. Das Lachen höre ich immer noch. Lauter als je zuvor.
Ich laufe. So schnell ich kann.

2 Kommentare:

saxana hat gesagt…

Albtraum geträumt?

amadea's world hat gesagt…

Nein, saxana - ich hob mal Geld ab und da kam der Gedanke, was wäre nun, wenn er mich hineinziehen würde - the mad Banko.