Dienstag, Mai 30, 2006

perspectives


Als ich ein Kind war, wollte ich erwachsen sein. So erwachsen wie meine Eltern. Weil dann würde ich genau wissen, wie es sich anfühlte, erwachsen zu sein. Und ich war neugierig, wie Erwachsene denken und wie sie die Welt sehen.
Dann irgendwann war ich erwachsen. Ich war achtzehn als ich auszog von zu Hause. Aber auch dann wusste ich nicht, wie meine Eltern fühlten. Wie ihre Welt war, ihre Empfindungen.
Ich dachte mir damals:
Wenn ich einmal selbst Kinder habe, dann werde ich wissen, wie meine Eltern fühlen und empfinden. Weil dann werde ich ja in derselben Situation sein wie sie.
Aber das geschah nicht. Weil ich immer einen Schritt hinten war. Und irgendwann erkannte ich, dass ich niemals die Welt so sehen würde wie meine Eltern.
Auch meine Kinder werden niemals wissen wie ich fühle und empfinde.
Vielleicht kann man es mit einer Kamera vergleichen.
Meine Mutter ist eine Kamera und ich bin eine Kamera.
Ich sehe vielleicht dasselbe Motiv wie sie.
Aber ihre Perspektive ist eine andere. Sie befindet sich an einem anderen Ort als ich und sieht das Motiv leicht verändert.
Vor allem wenn sich das Motiv bewegt.
Das ist gut so.
Je mehr Perspektiven es gibt, je mehr Standorte, von denen du etwas betrachten kannst, desto reicher und erfüllter ist die Wahrnehmung.

Grown-ups never understand for themselves, and it is tiresome for children to be always and forever explaining things to them.

-Antoine de Saint-Exupéry "Le Petit Prince"

Keine Kommentare: