Montag, April 17, 2006

the silence of the lamb

Eigentlich wollte ich das Osterlamm erst morgen anschneiden. Oder gar nicht.
Es war so hübsch.
Mama hat es gebacken. Sie bäckt zu Ostern Osterlämmer. Ungefähr zehn. Und verschenkt sie dann. Niedlich anzusehen, diese schweigenden Lämmer auf grünem Ostergras, um den Hals ein goldenes Band mit einem Glockerl dran und Augen aus Anis.
Nun war ich unvorsichtig und habe mein Osterlamm im Auto am Rücksitz transportiert. Vermutlich fiel es in einer Kurve um und später dann vom Rücksitz.
Weil ich die Musik immer so laut aufgedreht habe, bemerkte ich gar nichts.
Ich hätte es anschnallen oder neben mir auf den Sitz stellen sollen.
Wenigstens bleibt mir nun der grausame Akt des Lamm-Schlachtens erspart.
Weil ich nie weiß, wie ich es angehen soll.
Ich kann doch nicht einfach dem Lamm den Kopf abschneiden. Das bringe ich nicht über’s Herz.
Allein der Anblick des blitzenden Messers, das sich bedrohlich dem staubzuckerweißen Lamm nähert, lässt mich schaudern.
Ich schneide das Lamm meistens hinten an. Kein schöner Anblick!
Und es scheint, dass das Lamm bemerkt, dass es amputiert wird.
Es sieht irgendwie traurig aus.
Ich habe auch schon mal als erstes die Unterseite abgeschnitten, in kleinen Scheiben.
Doch das gefiel mir auch nicht.
Am liebsten würde ich das Lamm gar nicht anschneiden oder sofort ganz aufessen. Nicht schneiden, nur runterbeißen. Mit geschlossenen Augen.
Doch das schaffe ich auch nicht. Erstens, weil es nicht schmeckt wenn man runterbeißt und mit geschlossenen Augen Osterlamm zu essen und Kaffee zu trinken kann ich nicht. Ich würde den Kaffee verschütten oder mich bekleckern.
Nun – dieses Jahr bleibt mir die Prozedur des Osterlamm-Schlachtens auf Grund des Unfalls erspart.
Das Lamm liegt in Krümeln am Boden des Autos, Hinterteil zerquetscht. Nur der Kopf ist noch ganz. Fast. Es fehlen die Augen und ein Ohr.
Ich habe die Krümel des Hinterteils über die Wiese gestreut, gleich der Asche einer Urne und den Kopf werde ich morgen zum Kaffee essen.
Etwas traurig bin ich schon.
Ich werde Buße tun.
Ich werde den Schokoladeosterhasen bis Pfingsten aufheben und ihm das Glockerl vom Osterlamm um den Hals hängen.

1 Kommentar:

Zagu hat gesagt…

It sucks I don't read German. Oh well. I still love your blog!

Yours,

Zagu