Dienstag, April 18, 2006

mein kleiner grüner kaktus


Ich bin stolz darauf, fast immer das richtige Geschenk zu finden.
Irgendwie gelingt es mir, dass der oder die Beschenkte mir freudestrahlend mitteilt – Oh, das hab ich mir schon so lange gewünscht.
So wie gestern, als meine kleine Nichte im Osternest rosarote Ballettschuhe fand, erstanden vor einigen Wochen bei Eduscho für 9.99 Euro.
Das Gesicht meiner Schwester erhellte sich, als sie von mir zu ihrem runden Geburtstag ein Wellness-Wochenende – natürlich gemeinsam mit mir – geschenkt bekam. Ein Wohlfühl-Package mit Ziegenmilchbad und Rosenblüten, Intuitiv-Sensitiv-Massage mit Aromaölen, und eine Cleopatrapackung.
Ich kaufe auch oft Bücher, um sie zu verschenken.
Dabei vermeide ich es, in der Schnäppchenabteilung zu stöbern. Ich suche bewusst die Bücher, die im letzten Eck stehen.
Unlängst durchstreifte ich ein Buchgeschäft auf der Suche nach einem Buch für meinen Neffen.
Plötzlich vor mir ein riesiger Tisch mit dem Letzten, Neuesten, Besten, mit den Büchern, die jeder in seinem Regal stehen haben will und muss. Die, die einfach jeder braucht, um in zu sein.
Wer nun glaubt, dass auf diesem Büchertisch Kochbücher von Jamie Oliver, Johann Lafer oder Jörg Wörther zu finden waren, irrt.
Es waren auch nicht die Bücher der Bestsellerlisten von News, Spiegel oder DerStandard. Auch nicht die letzten Erkenntnisse, wie man in einer Woche lernt, ein Bewerbungsgespräch erfolgreich zu führen, keine Literaturempfehlungen von Marcel Reich-Ranicki oder Biographien von Udo Jürgens oder Heiner Lauterbach.
Auch nicht diese kleinen Mama’s-little-helper-Bücher wie „Pflücke den Tag“, „Kleine Geschenke selbstgemacht“ oder „Wege aus der Krise“.
Nein. Es waren Bücher sonder Zahl zu ein und demselben Thema. Ein riesiger Stapel von billigen Ausgaben mit nur einem Wort auf dem Umschlag. Sex? Aber nein. Diät? Auch nicht.
Sudoko? Ja. Sudoko.
Ein Sudoko-Büchlein als Geschenk.
Wie kann man nur.
Da kann ich ja gleich ein Kreuzworthefterl von Bastei-Lübbe kaufen.
Wer schenkt solche Bücher, und vor allem, wem? Deine Oma freut sich vielleicht darüber, wenn du ihr zusätzlich zum Blumenstrauß so ein Buch mitbringst.
Das ist doch kein richtiges Geschenk, das kann höchstens ein Mitbringsel sein, mehr doch nicht. Ein Sudoko-Buch ist ein Eigentlich-bist-du-etwas-langweilig-Geschenk.
Es ist jedenfalls kein Geschenk, das ausdrückt, dass dir der oder die Beschenkte am Herzen liegt oder dass du dir Gedanken gemacht hast.
Ich wäre wirklich grantig, bekäme ich so ein Buch. Weil es bedeutet, dass der jenige, der es mir gibt, es einfach so im Vorbeigehen mitgenommen hat, und sich nicht einmal eine Sekunde Zeit nahm, dieses Geschenk für mich auszusuchen.
Da lob ich mir doch den Kaktus, den ich vor einiger Zeit geschenkt bekam, als ich einige Freunde zum Essen einlud.
Mir ist durchaus bewusst, dass das Aussuchen dieses edlen Gewächses auch nicht länger als zwei Sekunden dauerte, und dass er im Vorübergehen im Baumarkt oder Lagerhaus seinen Weg in das Einkaufswagerl fand.
Aber wenigstens gedacht hat sich der Schenkende etwas.
Nicht was unbedingt Gutes, aber immerhin.
Vielleicht sollte ich vorischtiger sein in meinen Äußerungen?
Weniger direkt?
Ich werde darüber nachdenken.
Jedenfalls blüht der Kaktus.
Rosarot.

2 Kommentare:

-K- hat gesagt…

Very nice. It looks like it was taken in the California desert.

amadea's world hat gesagt…

Never been to the Californian desert - the picture was taken last Christmas in Gran Canaria, just before the sun set.