Samstag, April 01, 2006

80/20

In dieser Woche war ich auf Fortbildung.
Einführung in das eLearning – wohlgemerkt, e nicht E.
Eine willkommene Abwechslung zum schulischen Alltag. Der Bürglsteig in Strobl, wunderbar am See gelegen, was eigentlich wurscht war, weil wir ohnehin den ganzen Tag vor dem Computer saßen, das Wetter trüb und der See teilweise noch zugefroren war.
Wie das halt so ist mit den Kursen, ich habe nicht wahnsinnig viel dazu gelernt.
Das liegt daran, dass ich, sobald ich nur zuhören muss, sofort die Rolle der gelangweilten Schülerin übernehme, abschalte und auf meinem Notizblock herumkritzle.
Das einzige, was mich wirklich aufhorchen ließ, war, als der Vortragende das 80/20- Prinzip, das so genannte Pareto-Prinzip erklärte.
Diese These besagt, dass der Input, den man leistet, in keinem Verhältnis zum Output steht. Dass also zum Beispiel 20 Prozent der Belegschaft eines Betriebes 80 Prozent der Arbeit leisten, dass 80 Prozent der gesamten Energie von 20 Prozent der Bevölkerung verbraucht werden, usw.
An dieses Prinzip werde ich jedes Mal, wenn ich vor meinem Kleiderkasten stehe, erinnert.
80% meiner Kleidung trage ich nicht.
Mein Kleiderkasten quillt über, aber ich ziehe nur 20 Prozent von all dem Zeug an.
Ich könnte also den Großteil meiner Kleidung der Altkleidersammlung zuführen.
Derzeit fällt mir die Wahl meines Outfits besonders schwer.
Es ist nicht mehr wirklich kalt, aber auch noch nicht warm genug.
Ich habe genug von dunklen Hosen und Pullovern, ich will Helles, Farbenfrohes, Luftiges anziehen.
Ich stehe vor der schweren Entscheidung - blickdichte Strumpfhose in schwarz oder feine, mokkafarbene Seidenstrumpfhose.
Soll ich den Wollschall mehrmals um den Hals wickeln oder das Seidentuch lässig über die Schulter werfen?
Soll ich die Seidenunterwäsche anziehen oder doch lieber das Baumwollhöschen?
Ein wärmendes T-Shirt unterhalb des Pullovers oder nur BH und Bluse?
Wenn du warm eingepackt bist in Pullover, Thermostrumpfhose und Schal, bekommst du garantiert einen Hitzestau oder fällst womöglich in Ohnmacht wenn du gerade in einer Schlange in einem Supermarkt stehst.
Verlässt du das Haus in leichtem Frühlingsoutfit, dann riskierst du eine Erkältung, die dich wochenlang ans Bett fesselt und dich daran hindert, deine neue Frühjahrsgarderobe auszuführen.
Ganz abgesehen davon siehst du ein wenig billig aus in deinem Fähnchen und den Stöckelschuhen.
Ja, ich weiß.
Zwiebelschalen-Look ist die Antwort.
Mehrere Schichten anziehen und sich ihrer dann nach und nach wieder ausziehen.
Am Morgen den Pulli, den du nach zwei Stunden ausziehst. Der Strickjacke entledigst du dich in der Pause, zu Mittag trägst du noch die Bluse und am frühen Nachmittag stehst du im ärmellosen T-Shirt da.
Unter der Thermostrumpfhose kannst du die Halterlosen tragen.
Oder es gibt auch diese tollen Hosen, die du mit einem Handgriff in Shorts umwandeln kannst.
Und wenn die Sonne untergeht und es wieder kühl wird, ziehst du alles wieder nach und nach an.
Das Problem ist nur, wo packst du all das Zeug hin?
Man müsste ja jeden Tag einen Koffer mitnehmen um die ganzen Kleidungsstücke hineinzupacken.
Das ist keine Lösung für mich.
Die einzige Lösung wäre, auszuwandern, in ein Land, in dem es immer dieselbe Temperatur hat. Ich würde den Süden vorziehen.
Dann wäre vielleicht auch das 80/20-Problem meines Kleiderkastens gelöst. 80 Prozent meiner Kleidung besteht aus dicken Pullovern, Wollsocken, Thermo-Strumpfhosen, Winterröcken, Strickjacken, Anoraks und Angoraunterwäsche.

Keine Kommentare: