Sonntag, März 12, 2006

smooth operator

Da lese ich heute in den Salzburger Nachrichten in einem Artikel über den EU-Gipfel in Salzburg von Christoph Reiser folgende Äußerung von einem Brüsseler Korrespondent: „Kein Vergleich zu den Briten. Die haben Stacheldrahtrollen aufgezogen und berittene Polizisten ausgeschickt. Hier läuft alles „smooth“, ihr Österreicher macht das einfach besser.“
No na.
Ich lese weiter: „Das Außenministertreffen in Newport war schrecklich. Wir sind in einen (kleiner Tippfehler?) Shuttlebus gestanden, der so überfüllt war, dass er einen Hügel nicht hochkam. Ich glaube, die kleineren EU-Mitglieder können Gipfel einfach besser organisieren“ – Aussage von Ton van Lierop von der niederländischen Presseagentur ANP.
Das ist es, was mich so nervte, als ich in England lebte.
Alles kompliziert und umständlich.
Und das in allen Bereichen.
Ich erinnere mich an den Tag, als ich zum örtlichen Gesundheitsamt ging, um den Antrag für meine Krankenversicherung auszufüllen.
Der Schalter war noch geschlossen, als ich hinkam. Es waren fünf Leute da, queuing up at the till.
Vor mir eine übergewichtige Frau, die Probleme mit ihrem Bein hatte. Hinter mir ein altes Ehepaar.
Um neun Uhr erschien der Beamte.
Er brauchte für jeden Kunden eine halbe Stunde, dazwischen wurde er immer wieder unterbrochen von einem Telefonanruf, manchmal verschwand er hinter einer Tür und kam nach zehn Minuten wieder.
Es war unglaublich. Die Schlange hinter mir war inzwischen auf ca. zwanzig Leute angewachsen.
Keine Sitzgelegenheit, nichts.
Daneben ein zweiter Schalter, der nicht besetzt war. Es war halb zwölf, als ich endlich an die Reihe kam.
Ich brachte meine Einwände vor.
Warum es hier kein Nummernsystem gäbe, warum keine Stühle da wären, fragte ich, warum der zweite Schalter nicht besetzt sei.
Er schaute mich fragend an.
That’s not my business ma’am. If you want to make a complaint, you need to talk to the manager.
Alles klar.
Ich sagte nichts mehr.
Füllte brav mein Formular aus, sodass ich krankenversichert war.
Die Versicherungsnummer bekam ich nach fast einem Jahr, zwei Wochen vor meiner Rückreise nach Österreich zugeschickt.
Nachdem ich fertig war mit Ausfüllen, schloss der Mann seinen Schalter. Es war zwölf Uhr Mittag und er hatte sein lunch break.
Das wirklich Schlimme daran ist, dass all die Leute, die hier stundenlang warteten, das als ganz normal hin nahmen, ja, dass es ihnen nicht mal auffiel.
Sie machten sich von dannen, vermutlich in das nächst gelegenene coffee house for a cup of tea and a sandwich.
Niemals zuvor habe ich an so vielen meetings teilgenommen in denen von being organized and professional, assessment und evaluation geredet wurde.
Und meetings hatten wir unzählige. Sehr oft in den knapp bemessenen Mittagspausen, die nur fünfzig Minuten dauerten.
Very stressful, very tiring, very exhausting.
So sehr ich England liebe, ich könnte nicht mehr dort arbeiten.
Ich liebe die Ruhe hier. Die Gemütlichkeit.
Die Langsamkeit, the easy-going life.
Keine Rede von assessment und being organized.
Es läuft eh alles.
Ohne evaluation und trying to be professional.
Samma eh.
Meistens halt.

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