Montag, März 13, 2006

jazz und wahnsinn


Conzert
Agnes Heginger und Georg Breinschmid

Wie kamen fast zu spät. Eilig stellte Thomas für uns ein paar Sessel in die erste Reihe.
Das Konzert fand in dem wunderbaren, alten Saal im Schloss Goldegg statt.
Dieser Raum hat eine besondere Atmosphäre. Die dunklen Balken, die Steinmauer, der Geruch.
Der Saal ist voll.
Die Sängerin ist eigenartig angezogen, der Rock zu kurz, die Stöckelschuhe zu hoch. Vielleicht ist das ja beabsichtigt, obwohl es mir nicht so scheint.
Der Cellist macht neben seinem großen Instrument einen verlorenen Eindruck.
Man spürt die Nervosität der Sängerin.
So verloren auf dieser Bühne. Im Hintergrund ein Tisch mit dem Verstärker. Zwei Mikrophone.
Mir geht es in einem solchen Augenblick nicht anders als den Künstlern. Ich bin für sie aufgeregt, und will ihnen durch freundliches Lächeln und Anteilnahme ihre Nervosität nehmen, was vollkommen unsinnig ist, weil sie ja im Scheinwerferlicht nichts sehen können.
Nach dem ersten Lied von Joni Mitchell, das mich sofort in den Bann zieht, ist die Nervosität weg. Vermutlich spüren die beiden die good vibrations, die sich im Saal breit gemacht haben.
Etwas verschämt bückt sich die Sängerin nach dem Glas Wasser, das neben ihr am Boden steht.
Sie ist nun gar nicht mehr verloren auf der Bühne. Man merkt, dass sie versunken ist in der Musik. Wie subtil sie singt, wie eins sie ist mit dem Cello.
Wie sie auf jede Nuance reagiert.
Meisterhaft, welche Töne sie hervorlockt.
Wie sie sich der Musik hingibt, sich von ihr treiben lässt.
Sie ist Chansonette, Jodlerin, Sopranistin. Sie singt warm und soulig.
Jazz und Wahnsinn.
Wie passend der Titel.
Wie schwierig, die Gefühle, die man erlebt, zu beschreiben.
Nach der Pause singt sie Passagen aus Wildwestheften, Arztromanen. Welch ein Abend.
Schön, traurig, witzig.
Einfach Wahnsinn. Jazz und Wahnsinn.

Keine Kommentare: