Sonntag, Februar 12, 2006

und ich mitten drin



Da ist diese Hausmeister-Familie mit Kleinkind, an deren Tür das Schild hängt „Betteln und Hausieren verboten“. Neben dem Fußabstreifer Winterschuhe, ein Alabasterengel und eine Tonschüssel mit Tannenzapfen, über die ich immer wieder stolperte.
An der Eingangstür ein weiteres Schild an. „Beim Heimkommen nachts nicht an das Stiegengeländer klopfen, nicht laut reden und die Tür leise schließen“.
Seitdem gehe ich auf Zehenspitzen in meine Wohnung, damit meine Absätze nicht klappern.
Unlängst, am frühen Abend, als ich die Musik laut aufgedreht hatte, stand er vor der Tür. Aufgebracht, mit hochrotem Kopf stand er da. Entschuldigung, ich mach sofort leiser, stammelte ich.
Vor einigen Tagen klopfte ich das Eis von meinem Balkon. Um die Mittagszeit. Gleich darauf erschien die Hausmeisterin, blickte zu mir herauf, sagte nichts. Ich klopfte weiter. Gleich darauf fuhren sie weg.
Über mir die Stewardess.
Wir essen manchmal zusammen und sie erzählt mir, wie schwierig es ist, einen Mann zu finden.
Neben mir die Verkäuferin, die nachts schlecht schläft und manchmal laut schreit.
Dann wohnt da noch die Neunzehnjährige mit dem vierjährigen Kind. Ihre Eltern, wohlhabend, haben ihr die Wohnung gekauft. Sie ist selten hier.
In den anderen drei Wohnungen deutsche Mieter, die nur zeitweise zum Schifahren und Wandern hier sind.
Ein nettes, adrettes Haus mit netten, adretten Mietern in einer netten schönen Gegend.
Keine Ausländer mit vielen Kindern. Sind nicht erwünscht.
Das wird nicht laut gesagt.
Und ich mitten drin.
Das Schlimme daran ist, dass ich gern hier wohne.

„The more beautiful a country, the dumber the people“.
(Thomas Bernhard)

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