Mittwoch, Februar 01, 2006

last winter in spain


Mein spanisch hält sich in grenzen. Die anzahl der wörter, die ich beherrsche, lässt sich an einer hand abzählen – paella, torero, tortilla. wie lächerlich, als tourist den kellner mit buenas tardes zu begrüßen und als antwort in reinstem hessisch zu hören, ob man den cappuccino mit milchschaum oder schlagsahne will.
Heute morgen ergab sich die wundersame gelegenheit, dass ich ein spanisches wort sagte ohne es zu übersetzen. Das besondere daran war, dass ich dieses wort mit all meinen emotionen verwendete. Ich rief es laut aus, wiederholte es mehrmals mit inbrunst – mein herz schlug bis zum hals. Die wirkliche bedeutung dieses wortes, das ich schon so viele jahre kannte, war mir bis zu diesem augenblick nicht bewusst gewesen. Es war ein wort so wie jedes andere, doch plötzlich bekam dieses wort ein eigenleben, eine wirkliche bedeutung.
Ich verwendete dieses wort genau in dem augenblick, als ich von der spanischen putzfrau mit energischem klopfen geweckt wurde. Mit besen, putzlappen und frischen handtüchern ausgestattet, stand sie in der tür, lachend und singend. Obwohl schlaftrunken und noch nicht frau meiner sinne, kam mir als erster gedanke dieses wort in den sinn. Ich zeigte in die ecke des küchenblockes und rief „cucaracha!“. „Oh, cucaracha!“ die putzfrau lächelte strahlend und begann sofort dieses lied zu singen, das wir schon in der schule gelernt hatten.
„si, tres cucarachas, letzte nacht!“ wiederholte ich und streckte ihr drei finger entgegen um ihr den ernst der lage verständlich zu machen. „Oh, tres!“ antwortete sie und fuchtelte mit dem putzlappen vor meinem gesicht herum. Sie fing an zu kehren und ich gab ihr zu verstehen, sie solle das lassen, ich mache das selbst. Ich nahm ihr den besen aus der hand und zeigte ihr, wie ich die cucarachas getötet hatte. Sie lachte noch immer und ich sagte ihr, sie solle nur diese drei cucharas entfernen, mehr nicht. „Si, si, senora“. Sie dachte wohl, was macht dieses weib nur für aufhebens wegen dieser paar insekten. Kurzerhand schnappte sie die untiere, holte eine spraydose insektenvertilgungsmittel aus dem schrank, besprühte, noch bevor ich ein wort sagen konnte, die ganze küche damit, den boden, stimmte wiederum dieses lied an und legte frische handtücher bereit.
Ich hätte ihr gerne genauer erzählt, wie ich den cucarachas den garaus gemacht hatte. Mit dem besen in die ecke gedrängt und zerquetscht. Ein gutes gefühl hatte ich nicht gehabt dabei, diese lebewesen so grausam zu töten. Sie waren schnell und gaben nicht sofort auf. Sie zuckten noch obwohl ihre gliedmaßen nicht mehr am körper waren. Ich kam mir wirklich grausam vor. Außerdem fiel mir ständig dieses lied „la cucaracha“ ein. Cockroach, küchenschabe. Die ersten küchenschaben meines lebens. Und ermordete sie. Kurzerhand, ohne nachzudenken.
La cucaracha ist DAS spanische wort, das jeder kennt. So wie nastrowje, smörrebrod, paparazzi, baguette.
Hat dies eine besondere bedeutung?
Ist spanien ein land der küchenschaben?
Als ich nach einer halben stunde mein apartment verließ, hörte ich die putzfrau in der ferne „la cucaracha“ singen. Die melodie geht mir seitdem nicht mehr aus dem kopf.

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