Donnerstag, Jänner 05, 2006

schlüsselerlebnis

Als ich gestern völlig durchgefroren nach über zwei Stunden Schifahren vor meiner Wohnungstür stand, passte der Schlüssel nicht.
Ein Alptraum. Ich hatte es kommen sehen.
Der Schlüssel sah eigentlich ganz normal aus. Ich weiß, dass ich ihn verbogen hatte, aber man sah es ihm nicht an.
Diese neuen Schischuhe bringen mich noch zur Verzweiflung. Irgend etwas passt nie.
Meistens drücken sie. Ich weiß nicht mal wo sie drücken. Sie quetschen mir irgendwie den ganzen Fuß ab. Manchmal gelingt es mir, am Sessellift die Füße in eine Position zu bringen, in der sich dieselben nur ein wenig verkrampfen.
Manchmal aber ist es so schlimm, dass ich mich flach auf den Rücken legen muss, und das mitten auf der Piste, mit offenen Schischuhen und mit flauem Magen.
Es ist ein Schmerz, den ich nicht beschreiben kann.
Manchmal bildet sich eine Gruppe von Schifahrern um mich, die mich mitleidig ansieht, fragt, ob sie die Bergrettung verständigen soll oder sonst irgendwie ihre Hilfe anbieten. Einer reicht mir sogar den Flachmann mit dem Enzianschnaps. Ich winke ab und schließe die Augen ob der Scham, die ich empfinde und murmle nur – danke, es geht schon. Das sind nur meine neuen Schischuhe.
Komischerweise gibt es Tage, an denen sie sich sanft und warm um meine Fesseln schließen, nicht das geringste Bedürfnis verspüren, mich zu malträtieren und mich glauben lassen, sie haben endlich Frieden mit mir geschlossen. Aber schon am nächsten Tag zeigen sie wieder ihre sadistische Seite.
Gestern war die Sache noch heimtückischer, gemeiner.
Als ich endlich am Parkplatz des Lifts angekommen war, kam ich drauf, dass ich meine Handschuhe vergessen hatte. Also nochmals in die Wohnung, Handschuhe geholt und zurück. Dabei muss der Schistock aus dem Auto gerutscht sein, weil er war auf einmal nicht da sondern lag, als ich das zweite mal zurück fuhr, vor der Garage.
Ich war in Eile.
Ich hasse diese Prozedur sowieso. Du steigst aus dem Auto und deinen Schuhen, und schlüpfst in die Schischuhe, die eiskalt sind, weil du vergessen hast, sie am Abend aus dem Keller zu holen und zum Heizkörper zu stellen. Sie sind aber auch spröde ob der Kälte und in dem Moment, in dem deine Füße in den Schuhen sind, sind sie kalt.
Nun beginnt der eigentliche Kampf..
Ich habe eigentlich ein System entwickelt.
Zuerst schnüre ich das Band, das sich ganz oben am Schuh befindet, ganz fest, danach schließe ich die beiden Schnallen.
Das Problem ist, dass dieses System eigentlich keines ist, weil es nicht funktioniert.
In der Zeit, in der ich verzweifelt versuche, den Schuh irgendwie zuzubringen, schafft die Mutter der fünfköpfigen Familie, all ihren Kinder Schuhe und Schier anzuziehen und sie sind schon aus meinem Blickwinkel verschwunden während ich noch immer verzweifelt versuche, wenigsten eine Schnalle pro Schischuh zu schließen.
Der Schistock als Zuschnallhilfe ist ungeeignet und ich nehme den Wohnungsschlüssel.
Keine gute Idee.
Er sieht normal aus, aber er ist verbogen. Man sieht es ihm nur nicht an.

Ich stehe also hier nach den zwei Stunden Schi fahren auf nebeliger und überfüllter Schipiste und will, dass der freundliche Herr vom Schlüsseldienstservice sofort mit mir fährt und meine Tür öffnet.
Der Schlüssel ist geschützt, sagt er.
Da kann ich nichts machen.
Und was mache ich nun, frage ich.
Der Wohnungseigentümer muss verständigt werden.
Topspot.
Ich fahre dort hin. Die Tür ist zu. Und das um halb fünf.
Aber eine Telefonnumer steht da.
Der Herr, der sich meldet, klingt gereizt.
Haben Sie keinen Zweitschlüssel, fragt er.
Nein, den hat meine Freundin verloren. Den anderen hat die Wohnungseigentümerin.
Ich werde sie anrufen, sagt der Herr ein wenig gereizter, melden Sie sich in zehn Minuten.
Ich sage ihm nicht, dass sie in Berlin wohnt.
Warum passieren mir solche Dinge immer wieder?
Ich rufe nach acht Minuten an.
Gute Nachricht, sagt er. Die Wohnungsinhaberin ist in einer halben Stunde hier. Warten Sie bitte.
Unglaublich.
Nach einer halben Stunde steht sie vor mir. Im Schianzug. Sie ist im Nachbardorf auf Schiurlaub.
Und sie hat den Schlüssel mit.
Ich hätte sie am liebsten geküsst.
Es ist Zufall, dass ich den bei mir habe. Ich will den alten Kasten aus dem Keller mitnehmen, sagt sie.
Dass ich heute Abend den Kasten ausräumen muss, ist mir egal.
Dass ich nicht weiß, wo ich mit dem ganzen Krempel hin soll, ist mir auch egal.
Ich mache gerade ein kleine Pause, weil ich überlegen muss, wo ich das Zeug aus dem Kasten unterbringe.
Klar…..natürlich….In Loflohs Keller, sie hat schließlich meinen zweiten Schlüssel verschlampt.

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