Freitag, Jänner 20, 2006
new school
Ich erinnere mich noch genau an den Tag, an dem ich das erste Mal hierher kam, um mich an der neuen Schule, an der ich von nun an unterrichten sollte, vorzustellen.
Ich war noch nie zuvor hier gewesen – vor Jahren mal in der Nähe bei einem Ausbildungsschikurs, doch damals war ich nur mitgefahren mit einer Kollegin.
Mein Orientierungssinn ist nicht der beste, und es schien mir, als dauerte die Anreise eine Ewigkeit – wie überraschend war dann die Weite des Ortes. Die Kirche fiel mir als erstes auf, und davor die alten Bäume. Verglichen mit dem kleinen, verlassenen Bauerndorf, aus dem ich kam, herrschte reges Treiben.
Die Schule gefiel mir – ein altes Gebäude, das mich an meine eigene Volksschule erinnerte. Auch der Geruch im Inneren war derselbe.
Es war gerade Pause, und das Gefühl war ein ganz besonderes, als ich mich durch die Schüler, die lärmend die Stufen herunter rannten, zwängte,
Als ich aufgefordert wurde, die Direktion zu betreten, sah ich vor mir einen verschmitzen Mann, der laut telefonierte, mir mit einer schnellen Handbewegung bedeutete, Platz zu nehmen Mir fielen die Worte meines Kollegen ein, der, als ich ihm sagte, wo meine neue Schule war, lächelte und bemerkte, ah…beim Peter, du wirst sehen, sein Humor ist ein eigenartiger, der nicht immer verständlich ist.
Nachdem mich Herr Berger begrüßt hatte, fragte er mich, ob ich skeptisch sei. Nein, gar nicht – eigentlich lasse ich neues einfach auf mich zukommen.
Er schmunzelte und meinte, ein wenig Skepsis wäre schon angebracht.
Mir gefiel, wie er mich meinen neuen Kollegen vorstellte.
Ich war verwirrt, ein ständiges Kommen und gehen, die Gänge verwinkelt mit unzähligen Räumen, niemals würde ich mir die Namen der Lehrer merken können, geschweige denn die der Schüler.
Ich setzte mich auf den einzigen freien Platz – der Kollege, nachdem ich ihm von der langen Anreise erzählt hatte, antwortete – du hättest ja nicht kommen müssen.
Ich bin geschieden und hierher versetzt worden - er entschuldigte sich und lächelte.
Susanne war die erste, mit der ich ins Gespräch kam. Sie erzählte von ihrer Zeit als Lehrerin im in meinem Heimatort..
Sie hatte, so stellte sich im weiteren Gespräch heraus, sogar bei meiner Tante gewohnt.
Den Nachmittag verbrachte ich in der Direktion. Ich war verwirrt und überfordert – ständig läutete das Ttelefon oder es kam jemand herein. Herr Berger telefonierte zwei Stunden lang, bis er endlich eine Wohnung für mich fand.
Er wehrte mein Dankeschön mit einer schnellen Handbewegung ab.
Wir sind mitten im Umbau, sagte er. In zwei Jahren haben wir eine neue Schule. Es wird also anstrengend, sagte er. All der Lärm und Staub.
Ich fühlte mich von Anfang an wohl, nur aus einigen der männlichen Kollegen wurde ich nicht klug. Sie schienen mir nicht sehr freundlich.
Ihr Humor war anders als der, den ich gewohnt bin.
Erst nach einiger Wochen wurde mir bewusst, dass ich wohl etwas zu ungestüm gewesen war
Es gibt keine Vorschusslorbeeren. Nicht in meinem Beruf. Alles, was du dir erarbeitet hast, alles was du bist, gilt nicht in einer neuen Umgebung. Du fängst ganz von vorne an.
Du kannst nicht mit der selbstverständlichen Art, die du gewohnt bist, Vorschläge machen.
Du musst dich anpassen. Alles andere wird als Kritik empfunden, auch wenn du es nicht meinst.
Du musst dich vom ersten Tag an mit der neuen Schule, an der du bist, identifizieren.
Und das ist schwierig, auch wenn du es versuchst.
Nicht einen Tag wollte ich weg von hier. Herr Berger zweifelte lange daran.
Erst nun sehe ich, dass ich zu ungeduldig war.
Erst nun merke ich, dass alles seine Zeit braucht.
Und bei seiner Verabschiedung letztes Jahr – er ging in Pension – sagte er mit einem herzlichen Händedruck und einer Umarmung – Du bist eine Bereicherung für die Schule.
Das war sehr schön und hat mich gefreut.
Nun bin ich schon drei Jahre hier, wir haben eine wunderschöne, neue Schule.
Und ich will nicht mehr weg.
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