Dienstag, Jänner 10, 2006
familientreffen
Am Dreikönigstag das obligate Familientreffen.
Obwohl das Wohnzimmer überhitzt ist, bemerkt Tantchen, dass sie etwas fröstelt.
Außerdem sei der Kuchen zu fett und das Schlagobers zu fest geschlagen.
Onkel Franz verschüttet Kaffee, die Kinder quengeln.
Immer wieder läutet es an der Tür. Küsschen links und rechts.
Mein Gott - jammert Tante Gretl - ich habe schon wieder zugenommen seit dem letzten Mal.
Sie richtet sich auf und zupft an der roten Blume, die an ihrem wogenden Busen steckt.
An hohen Feiertagen trägt sie immer ihre Tracht.
Zweimal hat sie mir meine Schneiderin schon weiter machen müssen, seufzt sie.
Ich darf ja nicht wegen des Zuckers, bemerkt der Onkel und nimmt zwei Stück Guglhupf.
Tante Frieda sitzt nach wie vor im Mantel da. Sie habe ihn günstig erstanden gleich nach Weihnachten und ihn erst heute anlässlich des Kirchgangs eingeweiht. Die Auerhahnfeder auf ihrem Hut wippt bei jeder Bewegung. Ich kann den Blick nicht losreißen von ihr hätte beinahe lauthals gelacht.
Morgen fange ich an, zu fasten, sagt Cousine Sylvia während sie sich Schokoladetorte in den Mund schiebt.
Kennst du die Krautsuppendiät? Ich schüttle den Kopf. Nein, leider nicht.
Sie verspricht, mir das Rezept zu mailen. Irgendwie ehrfürchtig fragen sie nach dem Jahr, das ich im Ausland verbrachte. Hast nicht Heimweh g'habt? - Nein. Es ist mir zu mühsam, irgendwas darüber zu erzählen.
Die zweite Cousine hat tizianrotes Haar mit schwarzen Streifen - ungewöhlich für sie, die im Bergdorf lebt. Sie ist stolz über ihren Wagemut. Ihr Lebensgefährte ist Extremsportler und hat die Krise, erzählt sie mir. Er hätte unlängst bemerkt, es gäbe viele und tiefe Gletscherspalten und es sei manchmal gefährlich. Vielleicht komme er irgendwann nicht mehr zurück. Eigentlich hätte er sich mehr erwartet vom Leben als die Fremdenpension zu führen und mit den Gästen Abenteuerausflüge zu machen. Wanderungen, die auf der Almhütte bei Kasnock’n und Schnaps enden.
Schnell wird es dunkel.
Als das Quengeln der Kinder unerträglich wird, packen alle ihre Sachen zusammen und verabschieden sich flüchtig.
Nett war's, bis zum nächsten Jahr!
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