„Amadea, Amadea, hilf mir!“
Es klingt gefährlich.
Hanne ist da. Hanne lebt in Hamburg. Hanne ist meine Cousine. Sie ist für ein paar Tage bei mir. Zum Ausspannen.
Gerade eben ist sie im Bad und macht sich zurecht. Ich stehe in der Küche und hacke gerade Zwiebel.
In einer Stunde kommen Lo, Anna und Schneewittchen zum Essen.
„Amadeaaaaaaaaa!“
Sie hat sicher das Abflussrohr aufgeschraubt und alles steht unter Wasser. Heute Morgen beim Zähneputzen hat sie geschimpft.
„ Da rinnt ja gar nichts mehr ab!“
Ich sause ins Bad.
„Hilf mir. Da, mit der Bürste, ich bring die nicht mehr runter.“
Sie steht da, halb nackt mit der Haarbürste mitten am Kopf.
„Ich sehe aus wie ein Gockel mit Hahnenkamm“, schimpft sie. „Mach das ab, sofort.“
„Du siehst aus wie eine Henne mit Hannenkamm, sage ich. Wolltest du dir dein Haar heut nicht hochstecken?“
„Lass die Witze, mach was.“
„Ich schau mal. Setz dich. Aber ich schau nur kurz, ich muss kochen.“ Das sieht nicht gut aus. Eigentlich sieht das hoffnungslos aus.“
Die Bürste sitzt fest. Wie angeklebt
„Das kommt davon, dass du ohne zu fragen diese Bürste nimmst. Diese Bürste darf man nicht nehmen. Mir ist das auch passiert. Vor einiger Zeit. Am Morgen, bevor ich in die Schule ging. Ich hab die Bürste rausgerissen mit einem Schopf Haaren. Fast wär ich zu spät gekommen.“
„Red nicht so viel, mach die Bürste da runter!“
„Hanne, ich bin mitten unterm Kochen, ich hab dazu nun keine Geduld. Lo ist gut beim Entwirren. Sie wird das schon machen.“
„Na toll“, sagt Hanne. „Ich sitz da in BH und Höschen und lerne gleich deine Freundinnen kennen. Was für ein Empfang.“
„Das macht nichts“, sie verstehen das. „Sie sind es schon gewohnt, dass bei mir immer was los ist.“
„Warum passieren mir immer mit dir solche Dinge, Amadea? Damals in London, weißt du noch?“
„Ja, aber das hatten wir noch nie. Eine Bürste am Kopf.“
„Du warst auf einmal weg. Du in der U-Bahn und ich allein mitten in London. Und du hast dein Handy zu Hause gelassen, weißt du noch?“
„Ja, ich weiß, Hanne. Aber das besprechen wir nun nicht. Es ist dreiviertel sieben. Ich muss in die Küche.“
Hanne bleibt im Bad.
Kurz vor halb acht erscheint sie. Angezogen.
Die Bürste prangt nach wie vor auf ihrem Kopf. Hoch oben. Aber der Stiel ist ab.
„Das sieht ganz gut aus“ sage ich. „Wie eine Haarspange."
Ich muss lachen.
„Lach nicht, die Bürste sticht, ich brauch ein Glas Wein, sonst halt ich das gar nicht aus."
„Fünf Bürsten hab ich. Und du nimmst die eine, die im Haar stecken bleibt. Kennst du Murphy’s law?“
„Nein, und ich will das nun auch nicht kennen.“
Hanne gießt sich ein Glas Rotwein ein und trinkt es in einem Zug aus.
„Trink nur, Alkohol betäubt.“
Später sitzen wir am Tisch. Es gibt Ruccola mit Schafskäse, Tomaten und Artischocken als Vorspeise, Piccata Milanese als Hauptspeise und Vanilleeis und Mousse au Chocolat auf frischen Beeren.
Lo trägt ihre Ohrringe, Anna eine Haskette, Schneewittchen ein Armband, ich die Teller zum Tisch und Hanne eine Bürste.
Wir reden und lachen. Hanne ist etwas schweigsam. Lo tröstet sie: "Wir machen das schon, Hanne. Mach dir keine Sorgen."
Nach dem Essen geht es los. Im Bad.
Hanne wie ein Häufchen Elend am Badewannenrand, umgeben von Lo, Anna und Schneewittchen.
Ich bringe dem Häufchen Elend das dritte Glas Wein.
„Balsam, Amadea. Wir brauchen Balsam.“
„Hab ich nicht.“ Die Nachbarin hat einen. „Ein Notfall, Frau Nachbarin. San’s so guat.“
„Stielkamm, Amadea. Wir brauchen einen Stielkamm.“
„Hab ich nicht.“ Ich gehe in die Küche und hole ein Stäbchen. Das vom Chinesen.
„Nagelschere, Amadea. Wir brauchen eine Nagelschere.“
Eine Nagelschere hab ich.
Hanne sitzt da, gebückt, schweigsam, das Weinglas in der Hand. Lo, Anna und Schneewittchen hantieren mit Balsam, Stäbchen und Nagelschere.
„Tupfer, Frau Doktor?“ frage ich.
„Raus da, Amadea. Lass die Scherze.“
„Mah, halb elf is’ scho“, sagt Schneewittchen. „Wir wollten um zehn im Stadl sein.“
„Das ist egal“, sagt Anna. „Wir bleiben eh bis drei.“
Nach zwei Stunden ist die Bürste weg von Hannes Kopf und wir gleich darauf im Stadl.
Und heute morgen als ich aufstehe, sitzt Hanne auf der Couch. Mit neuer Frisur. Ihr Haar ist kurz. So kurz wie Streichhölzer.
„Ich war heut schon beim Friseur, Amadea. Aber du erzählst das ihnen nicht. Untersteh dich.“
Es klingt gefährlich.
Hanne ist da. Hanne lebt in Hamburg. Hanne ist meine Cousine. Sie ist für ein paar Tage bei mir. Zum Ausspannen.
Gerade eben ist sie im Bad und macht sich zurecht. Ich stehe in der Küche und hacke gerade Zwiebel.
In einer Stunde kommen Lo, Anna und Schneewittchen zum Essen.
„Amadeaaaaaaaaa!“
Sie hat sicher das Abflussrohr aufgeschraubt und alles steht unter Wasser. Heute Morgen beim Zähneputzen hat sie geschimpft.
„ Da rinnt ja gar nichts mehr ab!“
Ich sause ins Bad.
„Hilf mir. Da, mit der Bürste, ich bring die nicht mehr runter.“
Sie steht da, halb nackt mit der Haarbürste mitten am Kopf.
„Ich sehe aus wie ein Gockel mit Hahnenkamm“, schimpft sie. „Mach das ab, sofort.“
„Du siehst aus wie eine Henne mit Hannenkamm, sage ich. Wolltest du dir dein Haar heut nicht hochstecken?“
„Lass die Witze, mach was.“
„Ich schau mal. Setz dich. Aber ich schau nur kurz, ich muss kochen.“ Das sieht nicht gut aus. Eigentlich sieht das hoffnungslos aus.“
Die Bürste sitzt fest. Wie angeklebt
„Das kommt davon, dass du ohne zu fragen diese Bürste nimmst. Diese Bürste darf man nicht nehmen. Mir ist das auch passiert. Vor einiger Zeit. Am Morgen, bevor ich in die Schule ging. Ich hab die Bürste rausgerissen mit einem Schopf Haaren. Fast wär ich zu spät gekommen.“
„Red nicht so viel, mach die Bürste da runter!“
„Hanne, ich bin mitten unterm Kochen, ich hab dazu nun keine Geduld. Lo ist gut beim Entwirren. Sie wird das schon machen.“
„Na toll“, sagt Hanne. „Ich sitz da in BH und Höschen und lerne gleich deine Freundinnen kennen. Was für ein Empfang.“
„Das macht nichts“, sie verstehen das. „Sie sind es schon gewohnt, dass bei mir immer was los ist.“
„Warum passieren mir immer mit dir solche Dinge, Amadea? Damals in London, weißt du noch?“
„Ja, aber das hatten wir noch nie. Eine Bürste am Kopf.“
„Du warst auf einmal weg. Du in der U-Bahn und ich allein mitten in London. Und du hast dein Handy zu Hause gelassen, weißt du noch?“
„Ja, ich weiß, Hanne. Aber das besprechen wir nun nicht. Es ist dreiviertel sieben. Ich muss in die Küche.“
Hanne bleibt im Bad.
Kurz vor halb acht erscheint sie. Angezogen.
Die Bürste prangt nach wie vor auf ihrem Kopf. Hoch oben. Aber der Stiel ist ab.
„Das sieht ganz gut aus“ sage ich. „Wie eine Haarspange."
Ich muss lachen.
„Lach nicht, die Bürste sticht, ich brauch ein Glas Wein, sonst halt ich das gar nicht aus."
„Fünf Bürsten hab ich. Und du nimmst die eine, die im Haar stecken bleibt. Kennst du Murphy’s law?“
„Nein, und ich will das nun auch nicht kennen.“
Hanne gießt sich ein Glas Rotwein ein und trinkt es in einem Zug aus.
„Trink nur, Alkohol betäubt.“
Später sitzen wir am Tisch. Es gibt Ruccola mit Schafskäse, Tomaten und Artischocken als Vorspeise, Piccata Milanese als Hauptspeise und Vanilleeis und Mousse au Chocolat auf frischen Beeren.
Lo trägt ihre Ohrringe, Anna eine Haskette, Schneewittchen ein Armband, ich die Teller zum Tisch und Hanne eine Bürste.
Wir reden und lachen. Hanne ist etwas schweigsam. Lo tröstet sie: "Wir machen das schon, Hanne. Mach dir keine Sorgen."
Nach dem Essen geht es los. Im Bad.
Hanne wie ein Häufchen Elend am Badewannenrand, umgeben von Lo, Anna und Schneewittchen.
Ich bringe dem Häufchen Elend das dritte Glas Wein.
„Balsam, Amadea. Wir brauchen Balsam.“
„Hab ich nicht.“ Die Nachbarin hat einen. „Ein Notfall, Frau Nachbarin. San’s so guat.“
„Stielkamm, Amadea. Wir brauchen einen Stielkamm.“
„Hab ich nicht.“ Ich gehe in die Küche und hole ein Stäbchen. Das vom Chinesen.
„Nagelschere, Amadea. Wir brauchen eine Nagelschere.“
Eine Nagelschere hab ich.
Hanne sitzt da, gebückt, schweigsam, das Weinglas in der Hand. Lo, Anna und Schneewittchen hantieren mit Balsam, Stäbchen und Nagelschere.
„Tupfer, Frau Doktor?“ frage ich.
„Raus da, Amadea. Lass die Scherze.“
„Mah, halb elf is’ scho“, sagt Schneewittchen. „Wir wollten um zehn im Stadl sein.“
„Das ist egal“, sagt Anna. „Wir bleiben eh bis drei.“
Nach zwei Stunden ist die Bürste weg von Hannes Kopf und wir gleich darauf im Stadl.
Und heute morgen als ich aufstehe, sitzt Hanne auf der Couch. Mit neuer Frisur. Ihr Haar ist kurz. So kurz wie Streichhölzer.
„Ich war heut schon beim Friseur, Amadea. Aber du erzählst das ihnen nicht. Untersteh dich.“
2 Kommentare:
What an evening!! Unforgetable!
Lo
Das mit den kurzen Haaren wird kalt. Jetzt, wo wir Winter bekommen ;D Brrrrr.
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