Sonntag, Oktober 25, 2009

er war perfekt


Als ich die Tür öffnete, sah ich ihn. Mein Herz pochte laut, ich zitterte.
Das war er.
Ich ging an den Tisch, an dem er saß und auf mich wartete. Seine Augenbrauen hoben sich, als er mich sah.
Er richtete sich die Krawatte, stand auf, lächelte und sagte: Sehr erfreut, Hugo mein Name.
Er reichte mir die Hand. Sie fühlte sich trocken und etwas rau an.
Unsere erste Begegnung war kurz, aber intensiv. Sein Blick vielversprechend. Ich wusste, es war perfekt. Ich wusste, er war perfekt. Ich wusste, wir würden wunderbar harmonieren.
Die Zeit von unserem ersten Treffen bis zu seinem Anruf schien ewig zu dauern. Obwohl nur ein Tag verging, bis er anrief, konnte ich es kaum erwarten, seine Stimme wieder zu hören.
Er sagte, wie sehr er unser erstes Aufeinandertreffen genossen hatte und dass er wusste, ich wäre eine Bereicherung für ihn. Ihm gefielen meine Art und meine Persönlichkeit. Ich sei eine tolle Frau und wir würden gut zueinander passen. Wir verbrachten den nächsten Tag mitsammen.
Ich war überglücklich, schwebte auf Wolken. Ich würde mehr als gut zu ihm passen und würde alles für ihn tun, nahm ich mir vor. Ich würde ihn anlächeln, seine geheimsten Wünsche ablesen und nur für ihn da sein. Wir würden uns kennenlernen, die nächsten Tage, und die übernächsten, die folgenden Wochen, Monate, Jahre. . .
Von nun an verbrachten wir jeden Tag mitsammen. Nur an den Wochenenden nicht. Er gab mir die Freiheit, meine Wochenenden auf meine Art zu verbringen. Er bezahlte für alles.
Ich war ein anderer Mensch geworden, ich strahlte, jeder Tag war ein Festtag. Meine Freunde bemerkten die Veränderung und waren begeistert.

Eines Tages war alles anders. Ich weiß nicht, wann genau es begann. Er hatte sich verändert. Von einem Tag auf den anderen.
Alles war selbstverständlich geworden, meine Anwesenheit, die täglichen Aufmerksamkeiten, mein Bemühen. Er wirkte abwesend und war schlecht gelaunt. Er kümmerte sich nicht mehr um mich, war unaufmerksam.
Wenn ich ihn sehen wollte, musste ich immer den ersten Schritt tun. Oft war er unauffindbar. So als ob er sich versteckte.
Es gab kein Danke, kein Lächeln, nichts.
Es ermüdete mich. Ich war schlecht gelaunt, auch am Wochenende.
Meine Freunde warnten mich. Schau auf dich, Amadea. Verbring nicht so viel Zeit mit ihm. Lass ihn links liegen.
Ich wollte nichts davon hören. Das konnte doch nicht sein, nach allem, was war.
Nach wie vor bezahlte er für all meine Ausgaben. Aber das bedeutete mir nichts mehr. Mir fehlten seine Aufmerksamkeit, seine Wertschätzung.
Ich wurde krank. Ich musste im Bett bleiben.
Am dritten Tag rief er an. Wir müssten uns treffen und die Situation besprechen.
Was besprechen? Was gab es zu sagen? Ich wollte nicht mehr bei ihm sein. Ich wollte ihn nicht mehr sehen. Ich wollte Schluss machen ohne dieses unnützes Gespräch. Es gab nichts mehr zu sagen. Es war alles klar.

Nachdem ich wieder gesund war, willigte ich doch ein, ihn wiederzusehen. Wir trafen uns am selben Ort, an dem wir uns kennen gelernt hatten. Er saß schon da, als ich kam. Dieses Mal stand er nicht auf. Er lächelte auch nicht. Er war einsilbig, wirkte enttäuscht. Dabei hatte er gar keinen Grund!
Mir wurde übel. Ich wusste, was passieren würde.
Er sagte, er würde mich nach wie vor schätzen, ich sei eine wunderbare Frau, aber wir würden nicht zueinander passen, das wisse er nun. Es täte ihm leid, er wünschte, die Dinge zwischen uns hätten sich anders entwickelt und er würde mich nicht mehr brauchen. Er müsse sich nach jemandem anderen umsehen.

Das war’s. So einfach.
Ich war gefeuert.
Von meinem Boss.
Hugo Boss.

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