Samstag, August 08, 2009

die liege


Riechen Sie mal.
Sie verzieht keine Miene, und nimmt einen Zug aus der Zigarette.
Riechen Sie mal an der Liege da.
Ich knalle der Verkäuferin die Strandliege, die orangene, auf den Campingtisch, an dem sie sitzt.
Es ist Freitag elf Uhr Vormittag und sie sitzt da einfach und raucht. Dabei müsste sie arbeiten, diese Tussi.
Zuvor hatte ich schon eine Viertelstunde im Zelt, in dem die Gartenmöbel verkauft werden gewartet, und sie sitzt das seelenruhig hinter dem Zelt im Freien - rauchend.
Mir ist es klar, dass der Satz: Riechen Sie an der Sonnenliege ein nicht alltäglicher Satz ist. Aber die Sonnenliege riecht auch nicht alltäglich.
Sie stinkt. Mein Auto stinkt auch.
Ich hab ihr die Chance gegeben, zwei Wochen lang. So lange fahre ich mit der Strandliege schon durch die Gegend. Zwei Wochen hätte sie Zeit gehabt, auszustinken. Keine Chance. Sie stinkt immer mehr.
Amadea, sagte Lo gestern, als ich sie abhole zum gemeinsamen Einkaufen. Amadea, dein Tank hat ein Leck, es riecht hier nach Benzin.
Nein, das ist nicht der Tank, Lo – das ist die Liege.
Welche Liege?
Ich sagte nichts weil ich nicht in Langegeschichtenerzähl-Laune war. Also hielt ich kurz an, zerrte Lo aus dem Auto.
Amadea, wos is denn, was fährst denn nicht weiter?
Ich öffnete den Kofferraum und sagte Riech mal.
Ja, Benzin, da ist ein Leck irgendwo.
Nein, kein Leck. Das ist die Liege, die orangene.
Die Liege, die Liege, sagte Lo. Liegen riechen nicht.
Die schon, Lo, die riecht nicht nur, die stinkt.
Nein, du hast ein Leck irgendwo.
Lo, nerv mich nicht, riech einfach.
Sie riecht.
Die stinkt, ja, und wie. Das ist ungesund, du musst die umtauschen.
Und darum stehe ich nun da mit der Liege, die da auf dem Campingtisch liegt. Vor der Verkäuferin, die immer noch pafft und nicht mal den kleinsten Versuch unternimmt, an der Liege zu riechen.
Und was nun? frage ich sie. Ich will mein Geld zurück. Was soll ich mit der Liege, der stinkenden?
Was wollen’S, fragt sie. War ja nur 15 Euro.
15 Euro sind zu viel. Sogar für eine stinkende Liege. Sie tauschen mir die um, sage ich.
Haben Sie den Kassabon? fragt sie.
Nein, habe ich nicht. Sie tauschen mir die trotzdem um.
Sie pafft noch immer.
Okay, dann also nicht.
Ich schnappe die Liege und sage: Ich will den Geschäftsführer sprechen. Das gibt nun einen Wirbel, einen ordentlichen.
Ich bin fuchsteufelswild. Sie dämpft ihre Zigarette aus. Ich merke, dass sie Angst hat. Ihre Hand zittert.
Sie bekommen eine Gutschrift, kommen Sie mit. Darum hab ich ja gelächelt, haben Sie nicht gemerkt, wie ich gelächelt habe?
Nein, Sie haben nur geraucht, von Lächeln hab ich nichts gesehen.
Mich hat das schon gewundert, sagt sie. Dass sie die Erste sind, die umtauschen will. Die Liegen lagen da in der Ecke.
Liegen liegen meistens, sage ich.
Mir war ständig schlecht und Migräne hatte ich auch die ganze Zeit. Was ich Migräne hatte, ich sag Ihnen.
Tussi, depperte, denk ich. Nun auf einmal. Wir sind an der Kassa.
Einen Gutschein für die Dame, sagt sie.
Ich bekomme einen Gutschein und löse ihn gleich ein gegen eine neue Liege. Natürlich erst nach dem Geruchstest.
Die neue Liege stinkt nicht. Sie riecht nicht einmal. Sonnengelb ist sie.
Heute hab ich sie eingeweiht, heute am Badesee.
Wunderbar, die Liege, die nicht riechende.
Und kaum liege ich da auf der Liege, der neuen und mach es mir bequem, schon kracht es. Es kracht ordentlich, dabei hab ich gar nicht zugenommen in der letzten Zeit, abgenommen hab ich sogar!
Trotzdem ist sie nun kaputt, die Liege, die neue.
Die werd ich umtauschen, gleich am Montag.
Und wenn die Tussi Probleme macht und fragt ob ich den Kassabon habe, dann gibt’s einen Wirbel, einen ordentlichen.
Dann verlang ich den Geschäftsführer und sag ihm, dass sie immer raucht während der Geschäftszeit.

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