Montag, April 20, 2009

monday, monday


Ich liebe den Montag. Der Montag ist der beste Tag! Am Montag beginnt eine neue Woche! Aufbruchsstimmung!
Vorbei die Zeit des Herumlungerns.
Endlich weiß ich wieder, warum ich lebe. Ich kann für andere arbeiten, jedem und jeder einen Gefallen tun, pünktlich sein. Ich bin beschäftigt mit sinnvoller Arbeit.
Ich habe entdeckt, dass es Menschen gibt, deren Lieblingstag der Freitag ist. Unvorstellbar! Wie kann man sich auf zwei Tage Nichtstun freuen?
Es beginnt schon mit dem Freitag. Der Freitag ist ein unnützer Tag. Ein Urlaubstag, den keiner braucht. Jeder latscht lässig herum mit glasigem Blick, ist schlampig gekleidet – casual, wie die Amis sagen. Den Pullover vom Vortag, das schlapprige T-Shirt.
Da lob ich mir den Montag! Der Montag beginnt mit dem Läuten des Weckers. Schrill und laut. Wunderbar! Da komm ich gleich richtig in Schwung.
Voller Elan hüpfe ich aus dem Bett, ein Lied auf den Lippen, sause fröhlich in die Küche, mach mir einen Kaffee, schalte Ö3 ein, singe mit Katy Perry und hüpfe in die Dusche. Danach frühstücke ich gut gelaunt, kleide mich sorgfältig an und stürme aus der Wohnung, erwartungsvoll, freudig erregt.
Kaum in der Schule, beginnt der Spaß erst so richtig. Welche Freude! All die lächelnden Kollegen und Kolleginnen sind schon da. Man sieht ihnen an, wie sie sich über den Wochenbeginn freuen. Genau so wie ich!
Und die Schüler erst! Erwartungsvoll sitzen sie in der Klasse, begrüßen mich mit einem freundlichen Good morning Miss, und können es kaum erwarten, mir ihre sauber geschriebenen Hausübungen zu überreichen und mir zu erzählen, wie viel Spaß sie beim Lernen der Irregular Verbs hatten.
Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, mit den Wochenenden, den Zwickeltagen und den Ferien richtig umzugehen. Es passiert mir zwar manchmal noch, dass ich am Samstagmorgen wirklich deprimiert bin weil der Wecker nicht läutet. Manchmal dauert es dann bis zum Abend, dass ich meine gute Laune wieder bekomme.
Dann der Sonntag.
Diese Entscheidung, was ich tun soll und mit wem. Soll ich Schi fahren gehen oder ins Kaffeehaus, soll ich eine Galerie besuchen oder eine Freundin besuchen? Soll ich abends tanzen gehen oder in eine Bar?
Meistens verbringe ich den ganzen Tag damit, Listen mit Für und Wider zu schreiben und mich dann doch dafür zu entscheiden, mich auf die kommende Woche vorzubereiten. Und wenn ich am Sonntag nicht wüsste, dass der kommende Tag ein Montag ist, ein Tag auf den ich mich freuen kann, dann würde ich die Sonntage gar nicht überstehen.
Und die Ferien erst!
Keiner, der Lehrer ist, kann verstehen, wie langwierig und langweilig die Ferien sind. Dieses in den Tag-hinein-leben. Ich kann es nicht ausstehen! Diese unstrukturierten Tage, an denen du nicht einmal weißt, welches Datum ist. Ich verfalle jedes Mal in eine tiefe Depression.
Der einzige Rettungsanker, den ich in den Ferien habe, ist die Vorbereitung auf das kommende Schuljahr. Ich gehe dann alle Mappen mit den Unterlagen durch, bringe sie auf den neuesten Stand und sortiere alles neu. Ich kaufe mir auch neue Mappen und Folien, überlege mir, welchen Stoff ich in den einzelnen Fächern durchmachen werde, durchforste das Internet nach Themen, Arbeitsaufgaben und Interessantem.
Für mich ist das alles nicht selbstverständlich. Nein, ich bin jeden Tag dem lieben Gott dankbar für meine Arbeit.
Mir tun die vielen Menschen, die selbstständig sind, unendlich leid. Vor allem die, die unsagbar reich sind und nicht die Möglichkeit haben, jeden Montagmorgen um halb sieben aufstehen zu dürfen. Die, die nur in den Tag hineinleben müssen und sich jeden Tag fragen müssen, wofür sie ihr Geld ausgeben sollen.
Ich frage mich, wie die das alles durchstehen! Sie haben ein schweres Los zu tragen. Wie bin ich glücklich, dass ich noch so viele Montage vor mir habe. Schade, dass der heutige schon fast vorbei ist.
Und bald kommt er wieder, der Freitag, der dämliche. Aber ich hab mir schon was überlegt. Ich werde mir ausrechnen, wie oft ich bis zur Pensionierung am Montagmorgen noch aufstehen darf um in die Schule zu gehen.
Und für Samstag und Sonntag hab ich mir auch einiges vorgenommen. Ich rechne mir die Montage aus, die ich schon erleben durfte. Das wird ein Spaß.

2 Kommentare:

Zechbauer hat gesagt…

Aus Deiner Ironie spricht tiefe Frustration. Die kann ich gerade montags extrem gut nachvollziehen. Es ist aber der einzige Tag an dem ich übellaunig arbeite, was mir meine Kollegen und Kolleginnen gerade noch so durch gehen lassen.

amadea's world hat gesagt…

Hihi, zecherl. Also - bei mir ist das so. Erste Stunde am Montag: eher ruhig. Aber dann passt es. Das Schlimme am Montag ist eigentlich das Aufstehen. Nach dem Duschen geht es schon halbwegs.