Sonntag, Oktober 05, 2008

wusch!



Es tut mir leid, ja wirklich.
Sie waren doch gestern am Billa-Parkplatz, nicht wahr? Gestern, kurz vor Ladenschluss.
Ich fühle mich wirklich schuldig.
Aber eigentlich ist der Herbstwind schuld, nicht wahr? Eigentlich kann ich gar nichts dafür. Trotzdem will ich mich entschuldigen.
Ich konnte nicht anders. Es war einfach so witzig. Sie waren selbst auch überrascht, nicht wahr? Sie ließen vor Schreck Ihren Autoschlüssel fallen als es passierte. Und der Einkaufswagen rollte weg.
Genau in dem Moment, als sie den Kofferraum öffnen wollten, war es nicht so?
Wusch! Ein Windstoß und weg war es.
Das Toupée.
Das Ihrige, das dunkelbraune, leicht gewellte.
Wie ein Fisch, der runter fliegt von der Angel.
Es tut mir leid, dass ich Sie anstarrte. Minutenlang mit offenem Mund.
Wissen Sie, was das Witzigste war? Diese Handbewegung. Diese Handbewegung, diese ungelenke. Viel zu langsam, viel zu spät. Keine Chance mehr, das Pelzviecherl auf Ihrem Kopf zu halten.
Ich musste einfach lachen. Ich konnte nicht anders. Es war einfach so witzig. Sie verstehen das doch, oder?
Ich weiß, es war unangenehm für Sie, weil alle schauten und lachten. Lauthals. Und da waren nicht wenige auf dem Parkplatz. Sie alle lachten sich fast zu Tode.
Als es dann noch unter Ihr Auto rollte, das Pelzviecherl und Sie sich bückten, haha. Mein Gott, das war Slapstick vom Feinsten.Ich machte mir fast in die Hose, so witzig war das. Es tut mir leid, dass Sie sich den Kopf anstießen, ja wirklich.
Aber wenn das nicht passiert wäre, hätte ich nicht Ihre Unterhose gesehen, die hinten über der Hose zum Vorschein kam. Das war das Beste! Genial war das.
Hat Ihnen die Ihre Frau gekauft? Dieses rosarot mit hellblau!
Sie haben mir den Tag versüßt, ja wirklich! Ich lachte danach noch eine halbe Stunde.
Sie sollten auf die Bühne, ja! Unbedingt. Ein zweiter Mister Bean. So einen haben wir eh noch nicht in Österreich.
Sorry, ich höre nun auf zu lachen. Ich beruhige mich. Tut mir leid. Ich bin selber überrascht, wie gemein ich bin. Wie böse.
Aber – ich will das gutmachen. Okay?
Schreiben sie mir, ja?
Ich werde Ihre Adresse an den örtlichen Kulturverein weiterleiten. Vielleicht könnten wir ja was zusammen machen. Ich wär eine gute Managerin.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hihi. Ich krieg Mitleid.
liegrü

solo hat gesagt…

Sei froh, dass du dich nicht in die psychologischen Abgründe des Haarausfalls begeben musst :D

Was tun, wenn der Herbst schon im Frühling einsetzt? Kein Borkenkäfer kraucht hier unter der Rinde! Oder doch? Sind Glatzenträger von Schädlingen gar befallen?
Ob der Specht hier nützt, das mutige Tier? Er nistet gern in hohlen Stämmen!

amadea's world hat gesagt…

na, teach - bei dir dauert das ja noch ein paar jährchen...:-)


solo, wenn wir das auch noch hätten, wir frauen, das fehlte gerade noch.