Sonntag, Juli 13, 2008

der held





Graffl depperts. I bring des nit auf.
Mit diesen Worten gibt sie ihm das Gurkenglas. Mach das auf bitte.
Wenn ihm die Götter gut gesonnen sind, dreht er den Verschluss mit einer Handbewegung auf. Es macht klack. Das Glas ist offen. Mit der Selbstverständlichkeit eines Helden überreicht er ihr das Glas.
Meistens ist die Sache anders.
Meistens dreht der Held am Verschluss hin und her, vor zurück, klemmt das Gurkenglas zwischen seine Oberschenkel, dreht hin und her, vor und zurück. Die Haut an seinen Handflächen ist hellrot. Der Held ist ein wenig außer Atem. Er nimmt ein Geschirrtuch, wickelt es um das Glas und dreht hin und her, vor und zurück. Nichts. Die Haut an seinen Handflächen ist rot.
Er legt er das Geschirrtuch weg und geht zur Tür.
Sie schreit: Nicht am Türschloss! Es wird kaputt. Gib mir das Glas.
Ich hab’s gleich, eine Sekunde, schreit der Held und dreht hin und her, vor und zurück.
Die Haut an seinen Handflächen ist dunkelrot.
Ich hab es schon, schreit er, eine Sekunde.
Er versucht, sich seine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen und schaut mit starrem Blick in die rechte obere Ecke der Küche.
Gib mir das Glas, Herrschaftzeitn, gib schon her, schreit sie.
Schon hat sie es.
Das ist der Moment, in dem der Held in ein tiefes, dunkles Loch fällt.
Noch immer versucht er, sich seine Verzweiflung nicht anmerken zu lassen und schaut mit starrem Blick in die rechte obere Ecke der Küche.
Wenn ihm die Götter gut gesonnen sind, dann dreht sie vor und zurück, hin und her und es passiert nichts.
Er sagt dann: Lass das. Hör auf. Es geht nicht.
Meistens ist die Sache anders.
Dann dreht sich sein Magen um, wechselt der starre Blick von der rechten oberen Ecke der Küche zu einem gehetzten Flackern der Augenlider, quellen seine Augenlider aus den Augenhöhlen, verkrampfen sich Finger und Zehen. Aus dem Helden wird ein Häufchen Elend.
Sie dreht den Verschluss einmal kurz herum, es macht klack und das Glas ist offen. Sie lächelt das Lächeln der Heldin.
Gell, sagt sie.
Ha, sagt er. Ich hab den Verschluss gelockert.
Was? schreit sie.
Nichts, schreit er.
Es ist offen.
Ja, ja. Eh.
Der Held wendet sich ab, geht zum Kühlschrank, holt sich ein Bier, setzt sich an den Computer.
In World of Warcraft gibt es keine Gurkengläser.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich muß nie ein Glas aufmachen. Physiotherapeutinnen haben Hände wie Schraubstöcke.

amadea's world hat gesagt…

Ich schaff es meistens auch allein. Aber ich schaff den Korken der Weinflasche nie!

Meine Mama hat die Fähigkeit, Gläser zu verschließen, die niemand aufbringt. Die mit der Marillenmarmelade. Da hat sie nämlich noch ein Cellophanpapierl dazwischen eingeklemmt.

solo hat gesagt…

Ziemlich genau getroffen das. Mann weiss dann einfach nicht, was man sagen soll. "Du bist stärker Schatz, ich fühle mich überflüssig."?
Aber Beweis:
Hätte der Mann den Verschluss nicht gelockert, hätte die Frau das Glas vorher auch selber öffnen können. Naja und der Deckelheissmachtrick hilft ja auch meistens.

Anonym hat gesagt…

Gut. mnesch

mnesch hat gesagt…

Einfach ... gut.

Lilith hat gesagt…

Ich mach das immer gleich alleine XD