Dienstag, Dezember 04, 2007

ein fast teilweise flächiger nachzieheffekt


Wehe irgendjemand fragt mich, warum ich so lange nichts geschrieben habe.
Es gibt keine Antwort.
Die einzige Antwort, die ich parat habe ist: Ich weiß es nicht. Immer ist was.
Aber das war früher auch schon so. Auch früher war immer was. Also kann das nicht der Grund sein.
Es ist auch nicht so, dass es nichts gäbe, worüber ich schreiben könnte. Es gibt immer was. Weil immer ist was. Und wenn immer was ist, dann kann man auch darüber schreiben.
Es gibt nichts Aufregendes.
Aber das ist ja nicht notwendig.
Wenn es aufregend ist, dann ist man selbst auch aufgeregt und wenn man aufgeregt ist, kann man nicht schreiben. Ich jedenfalls kann dann nicht.
Ich habe weder im Lotto gewonnen, noch war ich auf den Bahamas oder in China oder sonst wo. Wenn ich im Lotto gewonnen hätte, dann würde ich das eh nicht schreiben, und wenn, dann müsste ich die Kommentarfunktion deaktivieren weil das würde ich mich nimmer retten können vor Bettelkommentaren und ohne Kommentare macht das Schreiben ja auch nicht wirklich Spaß. Und wenn ich auf den Bahamas wäre, dann würde ich auch nicht schreiben, weil da hätte ich was Anderes zu tun. Und in China vermutlich auch. Es war also immer was aber trotzdem nichts Ungewöhnliches.
Da war ich einmal mit einigen Kollegen bei einem Vortrag. Unsere Schule hat nämlich einen Laptop gewonnen weil wir so gut waren in der BO-Woche.
Den Laptop tauschen wir vielleicht um in einen Waschmaschine. Genau wissen wir das nicht. Wir müssen nochmals die Putzfrauen fragen. Die haben nämlich gejammert, dass sie so viele Geschirrhangerl zum Waschen haben.
Und wenn die nicht aufhören zu jammern, dann müssen wir das wohl tun.
Aber darum geht es nicht.
Es geht um die Rede, die unser Chef hielt. Einer der Obersten der Lehrer.
Einer, der einen Namen wie ein Vogel hat. Nein, nicht Rotkehlchen und auch nicht Eichelhäher. Strauß auch nicht.
Das ist nun egal, was für ein Vogel.
Es geht um die Rede, die er hielt. Ich sag dir, das war eine Rede. So eine Rede bringst du nicht zusammen, auch wenn du dich noch so anstrengst.
Mein Lieblingssatz war – Da bin ich ganz bei Ihnen. Das ist zur Zeit mein Lieblingssatz. Wenn ich den Satz höre, dann flipp ich aus. Da bin ich ganz bei Ihnen. Einfach schön dieser Satz.
Jeder hat so seinen Lieblingssatz. Meine Freundin, die Frau Therapeut hat auch einen Lieblingssatz.
Der ihr Lieblingssatz ist – Du musst einfach nur loslassen.
Und als der Lehreroberste mit dem Vogelnamen da diese Rede hielt und die ganze Zeit bei mir war, da wurde mir so richtig warm ums Herz und sonst auch überall.
Hast du einen obersten Chef, der ganz bei dir ist und immer wieder während einer Rede? Ich konnte ihn sogar spüren. Ein leichter Luftzug gemischt mit dem Parfüm, das dieser gut aussehende Schwule hatte, den ich damals in Frankreich kennen lernte, als ich meine ersten erotischen Erfahrungen machte.
Die machte ich nicht mit dem Schwulen, sondern mit einem anderen. Mit Antoine. Antoine war nicht schwul. Aber über Antoine schreibe ich nun trotzdem nicht. Obwohl es ganz gut ist, dass mir Antoine nun grad einfiel, weil über Antoine gäbe es einiges zu schreiben. Ja, Erotisches gäbe es auch. Aber darüber schreibe ich nun nicht.
Ich habe eigentlich heute gar nicht vor, irgendwas zu schreiben. Heute will ich nur darüber schreiben, warum ich nicht schrieb und nicht schreibe. Eben weil immer was ist.
Vielleicht schreibe ich nun doch ein wenig. Von dieser Rede könnte ich noch ein bisschen was schreiben.
Er hatte so nette Anglizismen in seiner Rede. Der Lehreroberste. Das klingt ja gleich viel besser wenn du einige Anglizismen reinstreust in deine Rede. Ich bin da ja immer wahnsinnig begeistert als Englishmiss.
Na, der hat diese Anglizismen drauf gehabt, sag ich dir. Der hat sogar so ein schwieriges Wort wie daiwörsitti verwendet.
Du wirst nun sagen, dass es schwierigere Wörter gibt als daiwörsitti. Klar, gibt es die. Alle die mit einem Ti-Ätsch.
Aber für einen, der kein Engländer ist und nicht einmal Englischlehrer, ist daiwörsitti schon ganz schön schwierig.
Und dann hatte er auch noch Wörter, die nicht einmal ich verstand. Und das heißt was. Dabei waren das deutsche Wörter oder fast deutsche Wörter. So genau weiß ich das nicht.
Vielleicht waren das österreichische Wörter.
Österreichisch ist ja fast deutsch. Darum war es eigenartig, dass ich diese Wörter nicht verstand. Nachzieheffekt. Was ist wohl ein Nachzieheffekt? Mir fällt da nur ein Schlitten ein. Aber den kann er nicht gemeint haben.
Und dann redete er noch von der fast teilweisen flächigen Einführung.
Auch etwas unklar, nicht wahr?
Und von den AHessen redete er. Nein, das sind keine Elite-Deutschen, du Dummkopf! AHessen ist Plural. Plural von AHS. Klar?
Und dann zum Schluss gab es noch einen Anglizismus obendrauf. Wunderbar!
Retesting.
Yeah! Retesting.
Nein. Nix mit Rate und Sting. Englisch ist wohl nicht deine Stärke, was?
Retesting – das neue Wort für Wiederholungsprüfung.
Ist das nicht grandios? Kurz und prägnant.
Ich weiß zwar nun nimmer, in welchem Zusammenhang er das gesagt hat. Weil er war da noch immer ganz bei mir und da war ich so abgelenkt, und hab mir nicht alles gemerkt. Und zum Schluss hat er dann noch gesagt, wir sollen uns vor den Vorhang stellen oder uns vor dem Vorhang vorstellen oder den Vorhang vorstellen oder uns den Vorhang vorstellen.
Wie war das? Ich hab das vergessen. Weil da war er wieder ganz bei mir. Ganz nah. Wange an Wange. Mit einem Spatz. Oder Storch. Oder was.
Egal.
Vogel halt.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

"Darüber müssen wir mal kommunzieren."

Anonym hat gesagt…

Liebe amadea, vorher war ich a bisserl frustriert (von so blöden Vorträgen), dann hab ich deinen Text gelesen, jetzt wär ich gern ganz bei dir, so gut bin ich drauf.
Euer Vogel gefällt mir ausnehmend gut, Grüße teacher

Anonym hat gesagt…

'Lehreroberster' - ich könnte Österreichischste werden.

eine Norddeutschnormalste!