Donnerstag, August 23, 2007

die farbe blau


Mein Computer ist blau.
Eigentlich ist der Bildschirm blau.
Aber wenn der Bildschirm blau ist, ist auch der Computer blau.
Außerdem ist der Bildschirm für mich der Computer. Weil wenn ich an meinen Computer denke, dann sehe ich den Bildschirm.
Jedenfalls ist blau keine gute Farbe. Blau ist eine ganz schreckliche Farbe, wenn sie am Computer ist.
Ganz blau ist er nicht, mein Computer. Jedenfalls nicht am Bildschirm. Da ist er auch ein wenig weiß.
Beim Einschalten erscheinen dämliche Meldungen, die ich nicht verstehe. In diesem Fall erscheint die Meldung: Das Dateisystem D muss überprüft werden. Und dann sind da noch einige Buchstaben, die ich mir nicht merken kann.
Es wird mir dann gesagt, ich könne irgendeine Taste drücken, aber das wäre keine gute Idee. Ich halte das für keine schlechte Idee und drücke irgendeine Taste. Außerdem ist mein Computer wahnsinnig langsam. Dabei hab ich eh nix mehr am Computer außer 5000 Fotos und 3000 Lieder. Die paar hundert Filme, die ich drauf hab, sind nicht der Rede wert.
Ich hätte nun drei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit wäre, einen neuen Computer zu kaufen. Eine schöne Möglichkeit, aber zu teuer.
Die zweite Möglichkeit wäre, den Computer nicht mehr einzuschalten und die Abende mit "Mensch ärgere dich nicht" zu verbringen. Auch eine schöne Möglichkeit. Besonders dann, wenn der Lover da ist.
Die dritte Möglichkeit wäre, den Computer neu aufzusetzen. Keine schöne Möglichkeit. Stressig und wenig erfolgreich.
Es ist ja nicht das erste Mal, dass der Computer Probleme macht. Eigentlich macht er immer wieder mal Probleme. Komischerweise vergesse ich all diese Probleme, wenn er eine gute Phase hat.
Das ist dasselbe wie mit der Kindheit. Da vergisst du auch, wie sehr dich deine Eltern genervt haben und glaubst, deine Kindheit war wahnsinnig toll.
Was natürlich ein Blödsinn ist.
Kindheiten sind niemals wahnsinnig toll.
Es gab Zeiten, in denen mein Computer nur nach der russischen Methode heruntergefahren werden konnte.
Also sämtlichen Strom weg.
Ich konnte dann weder fernsehen noch Radio hören noch Kaffee kochen noch irgendwas anderes tun.
Und die Nachbarn auch nicht.
Irgendwann war dieses Problem dann wieder weg und ich konnte den Computer sanft herunterfahren, während ich Radio hörte, fernsah und Kaffee kochte.
Gemeinsam mit den Nachbarn.
Einmal funktionierte der Drucker nicht mehr.
Diese Phase dauerte zum Glück nicht sehr lang.
Ich vermute, Computer und Drucker hatten Beziehungsprobleme. Der Computer redete nicht mit dem Drucker, der Drucker redete nicht mit dem Computer. Der Computer kannte den Drucker auf einmal nicht mehr. Der Drucker nahm den Computer nicht ernst und der Computer wollte einen anderen Drucker. Irgendwann haben sie sich dann ausgesöhnt. Ganz ohne mein Zutun.
Ein anderes Mal gab es Probleme mit meiner Email-Adresse. Ich hatte keine mehr.
Aber das war einfach.
Ich rief bei der Salzburg AG an. Und wurde fünf Mal verbunden. Ein lieber Herr sagte mir am Telefon, ich hätte eine Email- Adresse. Ich hätte sie nur verloren und solle sie suchen. Falls ich sie nicht fände, solle ich nochmals anrufen und eine Vermisstenanzeige aufgeben.
Ich fand sie nicht, gab aber keine Vermisstenanzeige auf, weil der nette Mann nicht mehr erreichbar war trotz zehnmaligem Verbinden.
Und dann irgendwann, ohne mein Zutun, war die Email-Adresse wieder da mit tausenden von Briefen von Viagrahändlern aus Amerika.
Es gab auch Zeiten, in denen meine Internetverbindung nicht funktionierte.
Da rief ich auch bei der Salzburg AG an.
Und da war wieder ein freundlicher Herr und er sagte mir, ich solle da klicken und dort und wieder da und dann wieder dort und ich solle die Zahlen von 57 bis 238 eingeben, aber von hinten nach vorn und die Primzahlen auslassen und als das auch nichts nützte, sagte er mir, ich solle das eine schwarze Kabel ausstecken und das hellgraue auch und dafür das dunkelgraue einstecken.
Das ging schnell, ich hatte den Computer in fünf Minuten auseinander gebaut, war guter Dinge und der nette Herr war weg. Aufgelegt. Vermutlich Mittagspause.
Ich rief dann noch einmal an, wurde zwölf Mal verbunden, aber der nette Herr war noch immer nicht da.
Aber da ich ja Söhne habe, die so tun, als ob sie Computerexperten seien, war der Computer nach zwei Wochen wieder zusammengebaut.
Er stöhnte nur ein wenig und war etwas langsam, aber das machte mir nichts aus. Ich konnte so Zeit nützen und meine ganze Wäsche bügeln, während er eine neue Seite lud.

Ich werde demnächst den Computer zu einem Computerexperten bringen.
Nicht ungefährlich, ich weiß. Mein ganzes Leben ist mittlerweile am Computer.
Und der Computerexperte weiß das. Er weiß, dass er dich in der Hand hat. Dich und dein ganzes Leben.
Er wird fragen, ob ich alle meine Daten gespeichert habe. Klar hab ich, werde ich sagen, falls ich bis dahin eine externe Festplatte habe.
Ich weiß aber auch, wenn ich das nicht tue, er mit einem Mausklick all meine 5000 Fotos, 3000 Lieder und die paar hundert Filme löscht.
Und er löscht auch meine hundert angefangenen Geschichten.
Aber die kann ich ja vorher mit der Hand abspeichern.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ausdrucken. Alles. Dann hat man es immer griffbereit, wenn man es wieder braucht, und kann es dann wieder eintippen.

Anonym hat gesagt…

Achja, wenn ich deine Geschichten lese, fühle ich mich - sacht und sanft - nicht mehr ganz so allein in dieser Welt...

hannamaja hat gesagt…

also meiner.
mein pc, meine ich.
also meiner. der wird jetzt auch immer so lang blau, während er mich bergrüßt.
ein langes blaues "willkommen" krieg ich immer, wenn ich ihn hochfahre.
also ich hoffe, dass sich da nichts ernsthaftes ankündigt.
blau werden deutet ja auf sauerstoffmangel im blut hin.
es kann aber auch sein, dass er sich einfach komplett verausgabt, der liebe, für mich.
ich sag ihm immer: "lass dir zeit, stress dich nicht!"
so ein pc braucht eben auch seine zuwendung, er ist halt auch nur ein mensch!!
anna(nym)

Anonym hat gesagt…

tolles blau-bild da zualleroberst, amadea. danke! (für die tausenderlei geschichten sowieso...)

amadea's world hat gesagt…

ja, t.m. danke. der tipp könnte von mir sein.

szumuze - freut mich, wenn ich dich trösten konnte.

anna, ich streichle ihn manchmal, und dann stöhnt er wie wild.

fusserl, wieso komm ich nimmer in dein blog?

danke dir. ein ganz altes foto. dieses. von einer alten baumaschine.